Leitartikel

„Mega-Windräder stellen die gute Nachbarschaft auf den Prüfstand“

Mega-Windräder stellen die gute Nachbarschaft auf den Prüfstand

Mega-Windräder stellen gute Nachbarschaft auf den Prüfstand

Apenrade/Aabenraa
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„Nordschleswiger“-Journalist Helge Möller beschäftigt sich mit dem Testgelände für Großwindräder, das Dänemark plant und das bereits für Wirbel gesorgt hat. Bis zu 450 Meter hohe Windräder sind nicht zu übersehen.

Dänemark will möglichst schnell weg von den fossilen Energieträgern, und nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine zeigt sich Deutschland ebenfalls bereit, die Energiewende zügiger als bislang anzugehen. Im Mai vergangenen Jahres trafen sich in Esbjerg Spitzenpolitikerinnen- und politiker aus Dänemark, Deutschland, den Niederlanden und von der EU, um gemeinsam mehr Energie aus Windkraft zu gewinnen – und das soll laut Plan in der Nordsee geschehen.

Doch der Mensch hinterlässt auch mit erneuerbaren Energien einen Fußabdruck. Irgendwo müssen die Anlagen stehen und die belasten einige Anwohnerinnen und Anwohner. Nicht viele möchten sie in ihrer Nähe wissen, doch der Strom wird andererseits dringend gebraucht. Ein Dilemma. Und alles muss effizienter, das heißt meist größer und gigantischer, werden.

Ein Testzentrum für Windräder, in denen Anlagen mit einer Höhe von bis zu 450 Meter erprobt werden, ist da noch einmal eine echte Hausnummer. Und es soll kommen, das ist Dänemarks Wunsch. Und es soll nicht mitten in der Nordsee stehen, sondern landnah, vielleicht im Nordseewatt. Einerseits ist es beachtlich, wie Dänemark die Energiewende forciert, andererseits zeigt sich, Energieform hin oder her, immer das gleiche Bild: Die (Energie-)Wirtschaft fordert, die Politik schafft Platz und Fakten.

Was ist nun mehr wert, ganz ökonomisch betrachtet? Ein Wattenmeer, das den Titel Weltkulturerbe trägt und Touristinnen und Touristen anlockt? Oder ist es wichtig, schnell und möglichst preiswert ein Testgelände zu errichten, in dem die Riesenwindräder aufgestellt werden, um sich unabhängig von fossilen Energieträgern und anderen Ländern zu machen? Werden Urlauberinnen und Urlauber noch kommen, wenn eine 450 Meter hohe Testanlage in der Nähe steht? Würden einige gar genau deshalb kommen?

Es muss Orte in Dänemark geben, die der Mensch nicht intensiv nutzt und sie massiv verändert. Dänemark sollte die Befürchtung nicht nur der deutschen Politikerinnen und Politiker um das Weltnaturerbe Wattenmeer ernst nehmen. Aber das gilt auch umgekehrt. Noch ist ein deutsches Endlager für Atommüll nicht gefunden und Sterup in Angeln scheint nicht aus dem Rennen, auch wenn es in der vergangenen Zeit keine Nachrichten darüber zu lesen gab. Dass dänische Politikerinnen und Politiker Bedenken gegenüber einem solchen Standort haben, der relativ dicht an der Grenze liegt, sollte in Deutschland auch respektiert werden.

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