Leitartikel

„Hindernisparcours nicht nur für Pferde“

Hindernisparcours nicht nur für Pferde

Hindernisparcours nicht nur für Pferde

Apenrade/Aabenraa
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In diesem Leitartikel von „Nordschleswiger"-Redakteur und Nicht-Reiter Helge Möller geht es um Pferde, Politik und die EU.

Nachdem wir alle die Corona-Pandemie durchlebt haben – und sie im Grunde genommen immer noch durchleben – ist den Menschen vor Augen geführt worden, was ein Verschleppen von Krankheitskeimen anrichten kann. Wir kennen die Afrikanische Schweinepest und die Vogelgrippe, die das Leben der Tiere bedrohen und die wirtschaftliche Existenz von Landwirten gefährden.

So ist eine einheitliche EU-weite Gesetzgebung eine einleuchtende Sache, die, was Tiere angeht, festlegt, wie diese von A nach B über Landesgrenzen hinweg zu transportieren sind und unter welchen Kriterien dies geschehen soll. Skandale zeigen immer wieder, dass es Regeln geben muss, denn der Mensch ist profitsüchtig und die zivilisatorische Decke dünn.

Die Betroffenheit des Hauptvorsitzenden des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN), Hinrich Jürgensen, der gerne wieder ein deutsch-dänisches Ringreiten veranstalten wollte, ist es aber auch.

Pferdehalterinnen und -halter müssen ein Tracer-Zertifikat für ihr Tier vorweisen, wenn sie die Grenze kreuzen, eine Sonderregelung, einige Jahre aktiv, ist erloschen. Nun versuchen Deutschland und Dänemark offenbar, eine Lösung zu finden, und es war sicher auch nicht die Absicht von EU-Parlament und -Kommission mit dem Gesetz absichtlich das Leben im Grenzland erschweren zu wollen.

Aber es bleibt festzuhalten: So ist es gekommen. Nach den erschwerten Grenzübertrittsbedingungen in Corona-Zeiten mit zeitweisen ausgesprochen hohen Anforderungen ist es seit einem guten halben Jahr mühsam und teuer geworden, mit dem Pferd die Grenze für einen Kurzaufenthalt zu überqueren.

Wie soll da das Grenzland zusammenwachsen, es zu einer guten Zusammenarbeit kommen, die doch immer wieder in Kiel, Vejle, Kopenhagen und Berlin beschworen wird?

Differenzen wurden ja erst kürzlich deutlich, als Dänemark offenbar nicht alle Flüchtlinge aus der Ukraine ins Land ließ und Flensburg deren Weiterfahrt organisieren musste. Da war sie dann wieder zu hören, die Rede von den „Dänen“ und andersrum von den „Deutschen“, die den „Dänen“ reinredeten, vielleicht auch. Wo wir dann wieder bei Vorurteilen und Entfremdung wären.

Beides lässt sich am besten beseitigen, wenn Menschen, mit Pferd oder ohne, unkompliziert grenzüberschreitend Angebote nutzen können und ihren Verein auf der anderen Seite der Grenze haben. Oder auf einem deutsch-dänischen Ringreiterwettkampf zusammenkommen und sehen, dass es drüben vielleicht etwas anders zugeht, dies aber auch bei Bier und Wurst oder im Pferdestall erklärt bekommen und es akzeptieren können. Anders muss nicht schlechter sein, vielleicht ist das Anders sogar besser. Es wäre zu begrüßen, wenn bald eine Lösung gefunden wird. Und es wäre wichtig, wenn in Berlin, Kopenhagen und in Brüssel an die Grenztauglichkeit von Gesetzen gedacht würde.

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