Leitartikel

„Fehlersuche zu früh“

Fehlersuche zu früh

Fehlersuche zu früh

Nordschleswig/Sønderjylland
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Korrekturen in der Coronavirus-Strategie müssen sein, aber eine Evaluierung der Gesamtstrategie ist noch viel zu früh, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.

Tag für Tag stehen Experten und Politiker bei neuen Pressekonferenzen vor den Kameras und Mikros, teilen neue Maßnahmen und Informationen mit, wie wir die Corona-Krise bewältigen sollen.

Man mag als Laie oder Fachkraft manchmal mit den Politikern oder Experten uneinig sein, aber alle können in dieser Zeit sehen, dass in den Führungsriegen der gesellschaftskritischen Infrastruktur – sei es in der Politik oder in den Behörden – Außerordentliches geleistet wird.

Es reicht in dieser Zeit aber nicht aus, fleißig zu sein und viele Stunden zu arbeiten. Es müssen möglichst auch die richtigen Antworten auf die richtigen Herausforderungen gefunden werden. Das klappt nicht immer, was die vergangenen Wochen und Tage deutlich gezeigt haben. Gesundheitsminister Magnus Heunicke (Soz.) richtete unter anderem Kritik an die Gesundheitsbehörden, die auf eine Pandemie nicht vorbereitet gewesen seien, so der Minister.

Die Zeit ist aber nicht die richtige, um jetzt schon auf Fehlersuche zu gehen, wobei eine laufende Korrekur der Marschroute natürlich notwendig ist. Wir werden die ganze Zeit ein wenig schlauer und müssen auf neues Wissen reagieren.

Dabei ist im Augenblick noch schwierig zu sagen, was richtig und was falsch gewesen ist. Regierungschefin Mette Frederiksen sagte bereits bei ihrem ersten Auftritt vor der Nation, dass Fehler gemacht werden würden – auch von ihrer Seite. Vorgestern blickte auch der Direktor der Gesundheitsbehörde Sundhedsstyrelsen, Søren Brostrøm, auf die ersten Wochen zurück und räumte Fehler ein.

Dass es Fehler sein könnten, die auch Menschenleben gekostet haben oder kosten werden, darüber sind sich die Entscheidungsträger sehr wohl im Klaren. Das macht ihre Aufgabe nur noch schwieriger.

Nachher ist man beim Blick in den Rückspiegel immer schlauer, aber es ist viel zu früh, ein Fazit zu ziehen. Wir stehen noch nicht einmal mitten in der Corona-Krise, und in den Ländern um uns herum werden zudem verschiedene Strategien verfolgt. Alle tun ihr Bestes.

Am Ende wird sich zeigen, was gute und was schlechte Entscheidungen und Maßnahmen waren, ob zu viel oder zu wenig, zu schnell oder zu langsam gehandelt wurde.

Aber bis wir dort angekommen sind, müssen wir die neuen gesellschaftlichen Spielregeln akzeptieren – und uns alle daran halten, auch wenn wir damit nicht einverstanden sind. Die Zeit des Rückblicks kommt, denn natürlich müssen wir aus der Situation unsere Lehren ziehen und es nächstes Mal – denn es wird ein nächstes Mal geben – besser machen. 

Was aber auch klar ist: Es gibt keine Regierung und keine Gesundheitsbehörde der Welt, die fehlerfrei bleiben wird. Etwas anderes zu glauben, ist reinste Utopie.

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