Leitartikel

„Aufgeschoben ist nicht aufgehoben“

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben

Apenrade/Aabenraa
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Nerzfelle sind vor allem in Asien sehr beliebt. Foto: Andrew Kelly/Reuters/Ritzau Scanpix

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Nerzfarmen bleiben in Dänemark noch das komplette kommende Jahr verboten. In vielen anderen Ländern sind reine Pelzfarmen hingegen bereits komplett untersagt. Auch Dänemark sollte den Ruf des großen Geldes endlich ignorieren und die Tierquälerei beenden, meint Redakteur Dominik Dose.

Nerze hatten in den vergangenen zwölf Monaten einen schweren Stand in Dänemark. Einen so schweren, dass es von rund 17 Millionen Tieren, die in über 1.000 dänischen Zuchtfarmen in Käfigen ihr Dasein fristeten nunmehr keines übrig ist. Weil dänische Politiker die Tiere als potenziellen Brutherd des Coronavirus betrachteten, entschieden sie im November vergangenen Jahres, alle Nerze im Land töten zu lassen und die Zuchtfarmen vorerst dichtzumachen. Denn es wurde befürchtet, dass die Nerze ein mutiertes Coronavirus auf den Menschen übertragen und die Wirkung von Impfstoffen gegen das Coronavirus schwächen würden.

Am Dienstag hat sich nun die dänische Regierung mit ihren Stützparteien zusammengesetzt, um darüber zu beraten, wann die Nerzzüchter ihre Betriebe wieder öffnen dürfen. Das Ergebnis: Das Zuchtverbot gilt vorerst bis Ende 2022. Die berechtigte Frage dabei, warum sollten die Nerzfarmen überhaupt wieder öffnen? Um das zu beantworten, machen wir doch einfach mal eine Pro-Kontra-Liste.

Was spricht für die Nerzzucht? Ganz klar: Geld, viel Geld.

Der Export von Nerzfellen beschert Dänemark einen Milliarden-Umsatz. 2019 machte der Nerzfell-Verkauf rund 4 Prozent des landwirtschaftlichen Exportes aus. Zudem stehen in der Branche rund 6.000 Menschen in Lohn und Brot.

Auf der anderen Seite steht der Nerz. Ein Tier, das so bedeutend ist, dass es einen eignen Wikipedia-Artikel hat. In diesem heißt es: „Nerze sind Einzelgänger und streng territorial, sie bewohnen ein Revier von rund 26 bis 32 Hektar Größe. Sie können gut schwimmen und tauchen und begeben sich auch im Wasser auf Nahrungssuche.“ All das hat ein Nerz in Dänemark nicht, denn er verbringt sein ganzes Leben in einem Käfig. Diesen verlässt er erst, wenn er getötet wird, um ihm das Fell abzuziehen. Und was passiert mit dem Tierkadaver? Der landet unter anderem, wie es der Sender „SWR" Anfang des Jahres berichtete, in deutschen Tierkörperbeseitigungsanlagen.

So weit die Argumente, die sich gegenüberstehen. Letztere Punkte haben in anderen Ländern bereits dazu geführt, dass Pelzfarmen verboten wurden. Dazu zählen unter anderem Großbritannien, Belgien, Japan, Norwegen, Österreich, Slowenien, Tschechien oder auch Luxemburg. In Ländern wie Deutschland, Schweden, Italien oder der Schweiz wurden die Regeln für Pelzfarmen zuletzt so angezogen, dass sich in diesen Ländern der Betrieb für die Züchter finanziell nicht mehr lohnt.

In Dänemark ist man wie anfangs erwähnt noch nicht so weit. Doch die Chance ist noch nicht vertan. Die Parteien haben nun noch ein Jahr Zeit, einen endgültigen Schlussstrich unter das Kapitel Nerzzucht in Dänemark zu ziehen.

Einige werden nachvollziehbarerweise das Argument bringen, dass viele Arbeitsplätze an der Zucht von Nerzen hängen. Das mag sein, aber Menschen haben – vor allem in einem so reichen Land wie Dänemark – zu einem großen Teil selbst die Möglichkeit zu entscheiden, wie ihre Zukunft aussehen soll. Nerze, die in Käfigen gehalten werden, und das nur, um ihnen das Fell abzuziehen, haben diese nicht. Es wird auch für Dänemark Zeit, auf diese grausame und unmoralische Geldquelle zu verzichten.

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