Rechtspopulistin

Le Pen nimmt nach Wahlschlappe Kurs auf den Élyséepalast

Le Pen nimmt nach Wahlschlappe Kurs auf den Élyséepalast

Le Pen nimmt nach Wahlschlappe Kurs auf den Élyséepalast

dpa
Perpignan
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Die seit gut zehn Jahren amtierende Parteichefin Marine Le Pen soll im Amt bestätigt werden. Foto: Michel Spingler/AP/dpa

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Für Rechtspopulistin Marine Le Pen sollte es ein Parteitag des Aufbruchs werden. Doch nach der Schlappe bei den Regionalwahlen ist die Stimmung gedrückt. Vor der Präsidentenwahl 2022 gibt es viele offene Fragen.

Sébastien Chenu gab schon vorab die Leitlinie aus: «Wir werden nicht die Strategie verfolgen, zur Front National von damals zurückzukehren», sagte der Sprecher der Partei von Rechtspopulistin Marine Le Pen im Sender BFMTV.

Vorgaben dieser Art sind beim Parteitag des Rassemblement National (RN) im südfranzösischen Perpignan offensichtlich nötig. Denn nach dem Debakel bei den Regionalwahlen am vergangenen Wochenende rumort es in der Oppositionspartei.

Seit zehn Jahren Parteichefin

Le Pen wurde beim Treffen ihrer Partei als Vorsitzende bestätigt. Die 52-Jährige erhielt 98,35 Prozent der Stimmen, wie der Europaparlamentarier Jérôme Rivière via Twitter mitteilte. Gegenkandidaten gab es nicht. Wie Medien berichteten, hatten die Parteianhänger bereits vor dem Treffen per Briefwahl oder Internet abgestimmt.

Le Pen führt bereits seit gut zehn Jahren die Partei Rassemblement National (RN), die früher Front National hieß. Bei den Regionalwahlen vor einer Woche schaffte es die Rechtsaußenpartei nicht, eine Region als Machtbastion für die Präsidentenwahl in neun Monaten zu gewinnen. Umfragen hatten der EU- und zuwanderungskritischen Partei große Chancen gegeben, zumindest in den südlichen Region Provence-Alpes-Côte-d'Azur mit dem relativ gemäßigten Kandidaten Thierry Mariani einen Machtwechsel zu erzwingen. Doch die Wahlbeteiligung blieb niedrig, viele Anhänger gingen nicht wählen.

Am Ende stand die Parteichefin, die den Kurs einer Entradikalisierung verficht, mit leeren Händen da. Ihr Vater, Front-National-Mitgründer Jean-Marie Le Pen, forderte nach der krachenden Niederlage unverhohlen, die Partei müsse ihre «Männlichkeit» wiederfinden und zu früheren Grundsätzen zurückkehren. Der 93-jährige Rechtsextreme ist allerdings nur noch Beobachter - er wurde schon vor Jahren aus der Partei gedrängt.

Treffen in Südfrankreich

Für die gelernte Juristin Le Pen soll das Treffen in Südfrankreich der Auftakt sein im Rennen um das Präsidentenamt im Frühjahr. Der Gegner ist auch schon ausgemacht: Amtsinhaber Emmanuel Macron, der noch nicht einmal erklärt hat, ob er wieder antreten will. Polarisierung - so lautet das Schlagwort im Rechtsaußenlager.

«Zwischen Emmanuel Macron und Marine Le Pen gibt es kaum ein alternatives Modell», meinte Parteisprecher Chenu. Der 43-jährige Macron stehe für Kontinuität oder Europa-Aufgeschlossenheit, Le Pen für den «Schutz der Interessen Frankreichs». Was Chenu nicht sagt: Die Regionalwahlen bestätigten, dass die traditionellen Lager der Sozialisten oder bürgerlichen Rechten immer noch da sind und sogar Wahlerfolge feiern. Auch sie suchen nach Siegen in der Provinz nach einer Strategie für den Kampf um den Élyséepalast im kommenden Jahr.

Salvini und Orban als Verbündete

Kurz vor dem Parteitag machte Le Pen bekannt, dass sie sich mit europäischen Rechtspolitikern wie Lega-Chef Matteo Salvini aus Italien oder dem ungarischen Regierungschef Viktor Orban verbündet habe. In der französischen Debatte helfen solche Ankündigungen aber in der Regel kaum weiter.

Die nächsten Monate dürften für Le Pen turbulent verlaufen, denn sie gerät außerhalb ihrer Partei unter Druck. Viele sind davon überzeugt, dass der Journalist und Autor Éric Zemmour, der unter anderem Kolumnen in der konservativen Tageszeitung «Le Figaro» publiziert, in die Schlacht um den Präsidentenjob einsteigt. In den Straßen von Paris waren in den zurückliegenden Tagen schon Plakate mit seinem Konterfei und der Aufschrift «Zemmour président» (Zemmour Präsident) zu sehen.

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