Kultur

Wann sich ein Blick hinter die Fassade lohnt

Wann sich ein Blick hinter die Fassade lohnt

Wann sich ein Blick hinter die Fassade lohnt

Hadersleben/Haderslev
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Künstlerin Gudrun Hasle bei der Verwirklichung des Projektes „Byen Føler“ Foto: Kunsthal 6100

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Kunst im Alltag: Wer ab und zu durch die Haderslebener Innenstadt spaziert, mag sie wohl schon mal bemerkt haben: Schriftzüge an allerlei Hauswänden. Die Botschaft ist nicht immer ganz klar. Die Direktorin der Kunsthal 6100, Marie Dufresne, bringt im Gespräch mit dem „Nordschleswiger“ Licht ins Dunkel und erklärt das Kunstprojekt „Byen Føler“.

Hadersleben scheut die Kunst nicht. Ob Skulpturen, aufwendige Lichtkonstruktionen oder ein Museum voller Tonkreationen. Für Besucherinnen und Besucher wie auch für die Einheimischen hat die Stadt einige kreative Augenschmeichler im Angebot.

Doch nicht immer ist die Botschaft leicht verständlich. Umso mehr macht es Sinn, manchmal etwas genauer hinzusehen. Oder einfach mal nachzufragen. 

„Meine Hand erinnert mich an deine“ ziert ein Schriftzug die Hauswand in der Nähe des Kulturhauses Bispen. Foto: Amanda Klara Stephany

Ein Kunstprojekt für die Stadt von der Stadt 

Etwas weniger auffällig ist das Kunstprojekt „Byen Føler" („Die Stadt fühlt“) von Künstlerin Gudrun Hasle mit seinen dunkelblauen Buchstaben auf weißem Hintergrund. Keine Neonfarben, keine Spezialeffekte, sogar die Beleuchtung stimmt nach Wetterlage so gar nicht. 

Doch weniger auffällig bedeutet nicht langweilig oder gar bedeutungslos. Denn die Künstlerin hat mit ihrem Projekt versucht, die Seele Haderslebens an ihrer Wurzel zu packen. Minimalistisch und ohne viel Schnickschnack, dafür aber laut Marie Dufresne wohl überlegt.

Die Direktorin der Kunsthal 6100 erklärt im Gespräch mit dem „Nordschleswiger“, wie man das Kunstwerk interpretieren kann. 

 

 

Marie, seit wann existiert das Projekt, und wie ist es zustande gekommen?

„Das Projekt wurde von Gudrun Hasle im Juni 2020 mit Unterstützung des Kultursamvirket, also der Kulturallianz der Kommune Hadersleben durchgeführt. Die Kunsthal 6100 lud Gudrun ein, das Projekt auf der Grundlage eines ähnlichen temporären Projekts, das sie in einer anderen Stadt durchgeführt hatte, zu realisieren.“

 

Und wie lange wird man die Schriftzüge auf den Wänden sehen können?

„Das Projekt ist semi-permanent. Das bedeutet, dass wir uns mit den Eigentümern darauf geeinigt haben, dass es mindestens fünf Jahre lang dort stehen wird. Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass die Eigentümer es übermalen, wenn sie es nicht mehr wollen, oder wenn das Haus verkauft wird und der neue Eigentümer es nicht will. Wenn der Text übermalt wird, muss dies angekündigt werden, damit Interessierte die Möglichkeit haben, ihn zu sehen, bevor er übermalt wird.“

 

Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Gudrun?

„Ich kenne Gudrun seit vielen Jahren und habe ihre Arbeiten aufmerksam verfolgt. Vor diesem Hintergrund wurde sie mit der Idee eines Projekts für den öffentlichen Raum konfrontiert, das die Bürgerinnen und Bürger der Stadt einbezieht und mit den Räumen der Stadt interagiert.“

 

Was war die Insperationsquelle für das Kunstprojekt?

„Hadersleben ist voll von Passagen, Räumen und Abkürzungen. Gleichzeitig ist der Raum der Stadt auch mit den Erinnerungen und Gefühlen der Menschen verwoben. Für das Projekt suchten wir nach den Gedanken und Gefühlen der Menschen im Zusammenhang mit bestimmten städtischen Räumen und Orten in Hadersleben. Die Leute trugen kleine Geschichten bei, aus denen Gudrun dann einen Satz formte. Auf diese Weise ist jeder Satz in irgendeiner Weise mit der Stadt verbunden.“

 

Die Kunstwerke werden bis mindestens 2025 die Hauswände zieren. Foto: Amanda Klara Stephany

Jede und jeder kann sich ein Bild machen 

Wer sich in Hadersleben auf die Suche nach den Schriftzügen machen möchte, kann eine kostenlose Karte in der Kunsthal 6100 abholen. Sie ist aber auch online verfügbar. Darin kann man nicht nur die Geschichten hinter den Sätzen lesen, man kann auf Satzsuche gehen. Dabei ist die Karte absichtlich etwas ungenau, um den Spaß nicht zu verderben.  

Das Kunstwerk soll die Bürgerinnen und Bürger verbinden. Foto: Amanda Klara Stephany
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