Hexenverfolgung

Ein Ort zum Gedenken für die letzte Flensburger Hexe

Ein Ort zum Gedenken für die letzte Flensburger Hexe

Ein Ort zum Gedenken für die letzte Flensburger Hexe

Antje Walther, shz.de
Flensburg
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Lilith heßt die Figur, mit der die jährlichen Erinnerungsorte in Flensburg kenntlich gemacht werden - bis zur öffentlichen Rehabilitierung der Verurteilten, sagen die Initiatorinnen. Foto: Elke Mark

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Elke Mark und Hanna Kalkutschke richten jedes Jahr einen Erinnerungsort für zu Unrecht hingerichtete Hexen ein.

Nicht von ungefähr wählen Elke Mark und Hanna Kalkutschke seit vier Jahren die Walpurgisnacht als Termin, um einen Ort der Erinnerung in Flensburg für verfolgte Hexen und Hexer einzurichten. Die Nacht vom 30. April ist auch bekannt als „Hexenbrennen“.

Ihre Frauenskulptur namens Lilith tragen die Künstlerinnen am Mittwoch vom derzeitigen Standort im Hinterhof des Aktivitetshuset in der Norderstraße durch die Innenstadt zur Schloßstraße 28 (ehemalige Voigtschule).

Pandemie-bedingt zum zweiten Mal ohne Veranstaltung, können sich interessierte Besucher dennoch an diesem öffentlich zugänglichen Ort über die Ereignisse von vor vier Jahrhunderten informieren und, wie Mark und Kalkutschke sagen, „der Verurteilten gedenken“.

13 Hexenprozesse im 16. und 17. Jahrhundert in Flensburg

1620 soll in Flensburg die letzte Hexe durch Verbrennung hingerichtet worden sein. Im 16. und 17. Jahrhundert gab es in Flensburg mindestens 13 Hexenprozesse, wissen die beiden Frauen. In den Prozessen sollen 31 Menschen, überwiegend Frauen, willkürlich der „Toverie“ (Zauberei) bezichtigt und durch Folterung zu Geständnissen gezwungen worden sein.

Namenstafeln aus einer Erinnerungsaktion, in deren Mittelpunkt der Prozess von Anna Kockes stand. Ihr „Geständnis“ ist im Original im Stadtarchiv dokumentiert. Foto: Elke Mark

Drei von vier der Angeklagten wurden zum Feuertod verurteilt und hingerichtet. Dokumentiert sind die Fälle bis 1608 im „Roden Boeck“ der Stadt und dem „Diarium Flensborgense“, erklären die Künstlerinnen.

Ihr erster Rundgang am 30. April 2017 zu diesem Thema und zu den Orten der damaligen Prozesse stieß auf reges Interesse. Im Anschluss rehabilitierte Pröbstin Carmen Rahlf die Verurteilten öffentlich auf dem Museumsberg. Seither gibt es die jährlichen Erinnerungsveranstaltungen, die Elke Mark und Hanna Kalkutschke unter das Motto „Aufrecht wider Unrecht“ gestellt haben.

Die Aktionsreihe stehe auch für Verbindungen von damals zu aktuellen Ereignissen, betonen die Flensburgerinnen und beziehen sich auf Themen wie Selbstbestimmungsrechte von Frauen und Mädchen, Gewalt sowie Schutz von bedrohten Minderheiten.

Ziel: Öffentliche Rehabilitierung

Wer möchte ist eingeladen, auch in diesem Jahr in der Schloßstraße 28 eine Blume abzulegen, einen Text zu hinterlassen oder eine Kerze als sichtbares Zeichen der Solidarität und Zuversicht anzuzünden. Im Rahmen des wandernden Erinnerungsorts sollen auch Orte in Flensburg einbezogen werden, die ohne Bezug zu Hexenprozessen sind, erklärt Elke Mark.

Mark und Kalkutschke wiederholen auch in diesem Jahr ihr Ziel: „Bis zur Klärung unseres bisher unbeantwortet gebliebenen Antrags auf eine offizielle Rehabilitierung der Verurteilten durch den Rat der Stadt wird die Frauenskulptur Lilith als „wandernder Erinnerungsort“ an verschiedenen Orten in der Stadt für dieses Anliegen stehen.“

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