Schloss Gottorf

Konserviertes Plattbodenschiff kehrt nach Düsseldorf zurück

Konserviertes Plattbodenschiff kehrt nach Düsseldorf zurück

Konserviertes Plattbodenschiff kehrt nach Düsseldorf zurück

Joachim Pohl/shz.de
Schleswig
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Die Holzplanken wurden behutsam eingepackt. Foto: Staudt

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Nach zehn Jahren Konservierung auf der Schlossinsel kehren Hölzer zurück nach Düsseldorf.

Es war eine archäologische Sensation im August 2009. Bei Deichbau-Arbeiten am Rheinufer in der Nähe der Trümmer der Kaiserswerther Bastion in Düsseldorf fanden Bauarbeiter ein gut erhaltenes Plattbodenschiff. Archäologen datierten es später auf das 17. Jahrhundert. Nach zehn Jahren der Konservierung in der Archäologischen Zentralwerkstatt auf der Schleswiger Schlossinsel kehrte es nun am Mittwoch zurück an den Rhein.

Der Fundort: Das Schiff im Untergrund in Düsseldorf-Kaiserwerth im Jahr 2009. Foto: dpa

Das lange Warten hat sich für das Düsseldorfer Schifffahrt-Museum gelohnt: Mit der Ankunft des großen Lkw der auf Kunst-Transporte spezialisierten Firma Hasenkamp ist der erste große Abschnitt des Projektes „Plattbodenschiff“ abgeschlossen. Die Nassholz-Konservierung der über 1000 Einzelteile ist für die Zentralwerkstatt der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen der bislang aufwendigste externe Auftrag seit der Gründung der Werkstätten.

Nassholz-Fund in großen Tränkungsbecken konserviert

Über zehn Jahre wurde der Nassholz-Fund in großen Tränkungsbecken auf der Gottorfer Museumsinsel konserviert. Jetzt werden die getränkten Spanten, Planken und anderen Fragmente in riesigen Transportkisten an die Stadt Düsseldorf übergeben, damit sie in Zukunft fachgerecht restauriert und wieder zu einem Schiff zusammengefügt werden können.

In so einer Vakuum-Gefriertrocknungsanlage werden die Hölzer aufbereitet. Foto: Staudt

Annette Fimpeler-Philippen, Leiterin des Schifffahrt-Museums: „Für uns hat sich das lange Warten gelohnt und die Freude über die erfolgreiche Nassholz-Konservierung ist groß. Hiermit ist ein erster großer Meilenstein des Projektes erreicht.“

Plattbodenschiff wurde in zehn Segmente zerlegt

Das Schiff hatte Jahrhunderte im feuchten Untergrund gelegen. Bei solchem Nassholz sind die winzigen Zwischenräume zwischen den Fasern des Holzes nicht wie bei Trockenholz voll Luft, sondern voll Wasser. Wenn das Wasser im Holz nach der Ausgrabung an der Luft verdunstet, schrumpft das Holz, verzieht sich — und das Schiff wäre zerstört gewesen. Deshalb wurde das Plattbodenschiff in zehn Segmente zerlegt und Ende 2010 in einem Wasserbad in Containern nach Schleswig transportiert. Hier wurden die einzelnen Segmente genau vermessen, in ihre rund 1000 Einzelteile zerlegt, dokumentiert und teilweise für eine grafische Dokumentation gescannt.

Nach der Dokumentation kamen die Schiffsteile in ein Konservierungsbad – eine Flüssigkeit mit der Chemikalie Polyethylenglykol.

Janosch Willers, Archäologe

„Bei diesen Arbeiten in der Werkstatt mussten die Holzfragmente ständig feucht gehalten werden“, erläutert Frank Zarp, Pressesprecher der Landesmuseen. Janosch Willers, zuständiger Mitarbeiter in der Zentralwerkstatt: „Nach der Dokumentation kamen die Schiffsteile in ein Konservierungsbad – eine Flüssigkeit mit der Chemikalie Polyethylenglykol (PEG). Sie drang langsam in das Nassholz ein, ersetzte das Wasser und machte das Jahrhunderte alte Material haltbar. Der Prozess dauerte mehrere Jahre und war der langwierigste Teil der Konservierung.“ Noch vorhandene Restfeuchtigkeit im Holz wurde durch eine Vakuumgefriertrocknung schonend entfernt. Auf diese Weise getrocknet und durch das PEG stabilisiert, kann das Holz nun zusammengefügt und das Schiff restauriert und ausgestellt werden. 

Janosch Willers, Restaurator für archäologisches Kulturgut. Foto: Staudt

Dem großen Aufwand entspricht die Bedeutung des Schiffsfundes. Der Erhaltungszustand des insgesamt 17 Meter langen und über drei Meter breiten Schiffes gilt als einmalig am gesamten Rheinverlauf. Daher entschloss sich die Stadt Düsseldorf vor mehr als zehn Jahren, das Schiff zu bergen, zu konservieren und aufwendig zu rekonstruieren mit dem Ziel, es der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Deshalb ist der Fund von Kaiserswerth ein Schatz

Bevor das Schifffahrt-Museum dieses hochkarätige Denkmal zeigen kann, gibt es jedoch noch viel zu tun. Als Grundlage für eine Finanzierung der Restaurierung und Rekonstruktion des Schiffes erstellt das Restaurierungszentrum der Landeshauptstadt Düsseldorf zur Zeit eine Maßnahmenkonzeption und Kostenschätzung. Inhaltlich beschäftigen sich die Wissenschaftler des Museums schon länger damit, wie sie das Plattbodenschiff ausstellen wollten: Die sogenannten „Nachen“ waren die „Packesel“ der Schifffahrt. Variabel in der Größe, rasch mit Gütern aller Art zu beladen, wendig und schnell auf dem Strom unterwegs, konnten diese Schiffe überall in flachen Uferbereichen auflaufen und an Land gezogen werden. Daher wurden sie seit dem Mittelalter vielseitig und vielfach eingesetzt. Im alltäglichen Verkehr waren „Nachen“ lokal die wichtigsten Schiffe für den Waren- wie Personentransport, für Fährverbindungen oder die Fischerei. Deshalb ist der Fund von Kaiserswerth ein Schatz, mit dem sich erstmals in Düsseldorf die Möglichkeit bietet, diesen Schiffstyp entsprechend seiner Bedeutung spannend zu präsentieren.

An welchem Standort das Plattbodenschiff seinen neuen „Hafen“ findet, wird derzeit noch geprüft. Eine Möglichkeit, die derzeit untersucht wird, wäre ein historischer Raddampfer als Ausstellungsort.

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