PHOTOVOLTAIK-PLÄNE

Bürger besorgt: Plant die Gemeinde einen Riesen-Solarpark?

Bürger besorgt: Plant die Gemeinde einen Riesen-Solarpark?

Bürger besorgt: Plant die Gemeinde einen Riesen-Solarpark?

Martin Engelbert/shz.de
Twedt
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Der Blick auf eine möglicherweise geeignete Fläche zur Errichtung eines Solarparks in Twedt-Buschau. Foto: Frank Herch

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Die Gemeinde Twedt möchte sich an der Energiewende beteiligen und einen Solarpark errichten. Doch auf welchen Flächen? Bürgermeister Alexander Schmidt hat in Kiel angefragt.

Eva Buttery aus Twedt ist beunruhigt. Ihre Gemeinde lässt nämlich prüfen, ob es möglich ist, auf Flächen, die für Windkraft geeignet sind, auch Photovoltaikanlagen zu errichten. Nicht, dass sie etwas gegen Stromgewinnung aus erneuerbaren Energien hätte, so Buttery, ganz im Gegenteil. Sorge bereite ihr die in Rede stehende Fläche von 180 Hektar. „Ich finde so große Solarparks zu machen absurd“, sagt Buttery. 

 

Wir wollen niemals die gesamte Fläche ausweisen. 

Alexander Schmidt, Bürgermeister in Twedt

 

 

 

 

Twedts Bürgermeister Alexander Schmidt versucht, seine Mitbürgerin zu beruhigen und Klarheit in die Angelegenheit zu bringen. „Wir haben überhaupt noch keinen festen Plan“, erklärt er. Vielmehr habe die Gemeindevertretung einen Grundsatzbeschluss gefasst, beim Land anzufragen, welche Flächen in der Gemeinde für das Errichten von Freiflächen-Photovoltaikanlagen in Frage kommen. 

Fläche zwischen Windrädern nutzen 

Hintergrund ist, dass der neue Landesentwicklungsplan grundsätzlich die Errichtung von Photovoltaikanlagen auf Windkrafteignungsflächen unter bestimmten Umständen zulässt. „Die Windräder in unserem Windpark stehen jetzt, das Repowering ist abgeschlossen“, so Schmidt. Die Flächen dazwischen könnte man gut für die Stromgewinnung aus Sonnenlicht nutzen. 

 

Beitrag zur Energiewende 

„Wir wollen unseren Beitrag zur Energiewende leisten. Im Interesse der Bürger vor Ort.“ Die Gemeinde könnte vom Ökostrom profitieren, Ladesäulen errichten und den Ökostrom in den Siedlungen zur Verfügung stellen. Auch die zusätzlichen Gewerbesteuereinnahmen wären aus Sicht des Bürgermeisters willkommen. 

Welche Flächen kommen in Frage? 

Die Frage sei nun, welche Teilflächen der angefragten 180 Hektar kommen für Photovoltaik in Frage? „Wir wollen wissen, ob, wie und wo da etwas machbar ist“, sagt Schmidt. Er stellt aber auch klar: „Wir wollen niemals die gesamte Fläche ausweisen“, und verspricht: „Wir setzen die Photovoltaik-Fläche nicht direkt vor irgendeine Haustür“. Auch seien Abstände zu Wäldern, Siedlungen und Naturräumen einzuhalten. Und es werde auch keine kilometerlangen Modulreihen entlang von Straßen geben. Die Gemeinde werde klare Grenzen vorgeben. Da Twedt zu den ersten Gemeinden gehört, die eine derartige Anfrage gestellt haben, gebe es noch keine Hinweise darauf, wie das Land letztlich entscheide. 

Hoffen auf Klarheit im Herbst 

Wenn die Entscheidung des Landes vorliege – Schmidt hofft, dass es im Spätsommer oder Herbst soweit sein könnte –, werde die Gemeindevertretung die Entscheidung bewerten und sich Gedanken machen, wie man weiter vorgeht und ob man in die weitere Planung einsteigt. Erst dann stelle sich die Frage, wer wie viel investieren wolle – dann seien auch die Bürger gefragt, sich an dem Vorhaben zu beteiligen. „Wir wollen niemanden außen vor lassen“, so Schmidt.

 

Erst entscheidet das Land, dann die Gemeinde 

„Sollten wir im Herbst Klarheit haben, würde die Gemeinde die Planung anschieben“, so Schmidt und ein Bauleitverfahren auf den Weg bringen. Das dauere aber bestimmt noch einmal anderthalb bis zwei Jahre. „Dann erst werden wir sagen können, ob das wirklich Baureife erreicht. Es gibt zurzeit noch so viele Fragezeichen.“ 

Die Skepsis bleibt 

Eva Buttery bleibt auch nach einem Gespräch mit dem Bürgermeister skeptisch. Ihre Befürchtung ist, dass sich am Ende die Interessen möglicher Investoren gegen die Bedenken von Anwohnern durchsetzen könnten. Ihre Angst ist groß, dass die Anlage zu groß und zu nah an Siedlungen geplant wird, dass sie schlecht für die Natur sein könnte, und dass die Bürger nicht ausreichend informiert werden. „Man muss auch an die Umwelt und die Leute denken“, fordert Buttery. „Ich habe nichts gegen solche Vorhaben, aber sie müssen gut und umsichtig geplant werden.“

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