Kultur

Sich trauen, Deutschland wieder zu vertrauen

Sich trauen, Deutschland wieder zu vertrauen

Sich trauen, Deutschland wieder zu vertrauen

Siegfried Matlok
Siegfried Matlok Senior-Korrespondent
Aarhus
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Botschafter Pascal Hector und Bente Rasmussen beim Abschiedsempfang in Aarhus. Foto: Lasse Rodewald

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Der deutsche Botschafter in Dänemark, Pascal Hector, hat in Aarhus die deutsch-dänische Lebensleistung von Bente Rasmussen gewürdigt. Eine ungewöhnliche Frau, die 23 Jahre lang maßgeblich die deutsch-dänischen Kulturbeziehungen in Aarhus mitgeprägt hat.

Der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Dänemark, Prof. Dr. Pascal Hector, hat bei einem Empfang eine der wichtigsten deutsch-dänischen Kulturpersönlichkeiten in Aarhus, Bente Rasmussen, verabschiedet. Rasmussen war viele Jahre lang Vorsitzende der „Kulturgesellschaft in Aarhus“. Sie habe seit Jahrzehnten eine entscheidende Rolle für die deutsche Kultur und Sprache und für die deutsch-dänischen Beziehungen in Aarhus wahrgenommen, würdigte der Botschafter ihre Lebensleistung.

Als ausgebildete Deutschlehrerin habe Bente Rasmussen von den 1960er- bis in die 2000er-Jahre jungen Däninnen und Dänen die deutsche Sprache nähergebracht und sich alltäglich für deutsch-dänische Beziehungen starkgemacht. Seit den 1970er-Jahren habe sie sich ehrenamtlich in Organisationen des deutsch-dänischen Austausches engagiert; ab 1982 aktiv im Vorstand der „Vereinigung dänischer Multiplikatoren zur Förderung der deutsch-dänischen Kulturbeziehungen“.  

23 Jahre im Einsatz

So war es nach den Worten des Botschafters „auch keine Überraschung, dass Bente Rasmussen schließlich 1999 den Vorsitz der Kulturgesellschaft Aarhus übernahm, welche nach der Schließung des hiesigen Goethe-Instituts gegründet wurde“. „Diesen Vorsitz hat sie dann mehr als 23 Jahre wahrgenommen. Unter ihrer tatkräftigen Leitung wurden Hunderte Veranstaltungen organisiert, um den Aarhusianern Dänemarks südlichen Nachbarn näherzubringen und zu erklären.“

Bundesverdienstkreuz bereits vor 10 Jahren

Botschafter Hector verwies darauf, dass die Bundesrepublik Deutschland bereits vor 10 Jahren Bente Rasmussen für ihren unermüdlichen ehrenamtlichen Einsatz das Bundesverdienstkreuz verliehen hat. Nach seinen Worten spiegelt dies ihr ehrenamtliches Engagement wider. 

„Die im Jahr 2023 so positiven deutsch-dänischen Beziehungen stellen keine historische Selbstverständlichkeit dar. Auch in Dänemark gab es jahrzehntelang – auch noch in Ihrer aktiven Zeit – Vorbehalte und Vorsicht gegenüber Deutschland und den Deutschen. Mit Blick auf die deutsche Vergangenheit ist dies durchaus nachvollziehbar. Nach einem von Kriegen und Entfremdung geprägten Jahrhundert von den Jahren 1840 bis 1950 waren enorme deutsch-dänische Leerräume entstanden“, so der Botschafter.

Vorangegangen in schwieriger Zeit

„Bente Rasmussen hat kontinuierlich dazu beigetragen, diese Leerräume zu füllen. Ihr ehrenamtliches Wirken fällt auch in diese Jahre und Jahrzehnte, als Dänen lernen mussten, sich zu trauen, Deutschland wieder zu vertrauen. Sie ist hierbei vorangegangen und hat durch ihr Engagement dazu beigetragen, Barrieren abzubauen und Vertrauen zu stärken, indem sie unermüdlich das demokratische, vielfältige und offene Deutschland in Dänemark präsentiert hat.“

Deutsch-dänisch großen Dienst erwiesen

„Für diesen umfangreichen Einsatz, für das Vertrauen und für das Ausfüllen der Leerräume möchte ich mich, als deutscher Botschafter, noch einmal ganz ausdrücklich bei Ihnen bedanken: Sie haben den deutsch-dänischen Beziehungen einen großen Dienst erwiesen“, schloss der deutsche Botschafter seine Ansprache. 

Goethe-Institut dankt für „fantastische Arbeit“

Die Leiterin des Goethe-Instituts in Kopenhagen, Barbara Honrath, bescheinigte Bente Rasmussen, „dass du wirklich fantastische Arbeit geleistet hast“. Sie habe es geschafft, drei Dinge miteinander zu verbinden: Effizienz, Fachkompetenz und Leidenschaft. Als Vorsitzende der Kulturgesellschaft habe sie den Dänen einen hervorragenden Überblick über die deutsche Gegenwartsliteratur vermittelt. Exemplarisch sei die Liste mit den Autoren und Autorinnen, die von ihr nach Aarhus geholt wurden – u. a. Günter Grass, Katja Lange-Müller, Siegfried Lenz, Feridun Zaimoglu. Als besonderes Beispiel nannte die Institutsleiterin auch die Buchvorstellung „Umkämpfte Zone – Mein Bruder, der Osten und der Hass“ von Ines Geipel.

Inspirierend und neues Deutschlandbild

Die neue Vorsitzende der Kulturgesellschaft Aarhus, Julia Feller, hob die inspirierende Zusammenarbeit mit Bente Rasmussen hervor, die sich durch ihre „Gewissenhaftigkeit, Neugier und mit Einblick in Politik und Kultur“ erfolgreich für Deutsch eingesetzt habe. 

Als einer der dänischen Gäste würdigte der frühere Chefredakteur von „Jyllands Posten“, Jørn Mikkelsen, Bente Rasmussen und ihren Einsatz, durch Veranstaltungen und jährliche Podiums-Diskussionen an der Universität Aarhus ein neues, differenziertes Deutschlandbild vermittelt zu haben.

Auch ein Dank an die Familie

Bente Rasmussen dankte abschließend für die zum Ausdruck gebrachte Anerkennung ihrer Arbeit, die ihr selbst große Freude bereitet habe, besonders die Zusammenarbeit mit der deutschen Botschaft und mit dem Goethe-Institut. Einen besonderen Dank richtete sie an die eigene Familie für die stets verständnisvolle Unterstützung ihrer deutsch-dänischen Arbeit.

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