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Schneller fahren als erlaubt: Akzeptanz in Jütland höher

Schneller fahren: Akzeptanz in Jütland höher

Schneller fahren: Akzeptanz in Jütland höher

Kopenhagen
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In Jütland sind die Menschen eher geneigt, aufs Gas zu treten. Das resultiert häufiger in Unfällen, bei denen die Geschwindigkeit eine Rolle spielt. Mit einer Kampagne will der Rat für Verkehrssicherheit auf das Problem aufmerksam machen. Foto: Rådet for Sikker Trafik

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Laut einer Studie des Rates für Verkehrssicherheit ist es je nach Wohnort sehr unterschiedlich, wie akzeptiert Geschwindigkeitsüberschreitungen sind. Dies spiegelt sich offenbar sowohl in der Zahl der Raserinnen und Raser als auch in den Todeszahlen bei Geschwindigkeitsunfällen wider.

Oftmals sind es nur wenige Kilometer pro Stunde, die über Leben und Tod entscheiden. Denn wer schneller fährt, hat einen längeren Anhalteweg. Bei Tempo 50 beträgt der Anhalteweg, also Reaktions- und Bremsweg, im Normalfall 40 Meter. Bei 55 km/h sind es bereits knapp 47 Meter.

Besonders kritisch ist dies in Tempo-30-Zonen. Beträgt der Anhalteweg 18 Meter bei einer Normalbremsung, liegt er bei einer Tempoüberschreitung von 5 km/h bereits bei 22,75 Metern. Das sind knapp 5 Meter, die im Fall des Falles entscheidend sein können, ob ich ein Kind überfahre, dass zwischen Autos auf die Straße tritt oder nicht. 

Akzeptanz für Geschwindigkeitsübertretungen

Trotz der Gefahren ist die Akzeptanz für eine Geschwindigkeitsüberschreitung in Dänemark in manchen Landesteilen höher als in anderen. Zu diesem Ergebnis kommt der Rat für Verkehrssicherheit (Rådet for sikker trafik). Er hatte im vergangenen Jahr 1.527 Autofahrende zu ihrem Verhalten befragt, wie sie es finden, wenn sie auf der Straße 10 Prozent zu schnell fahren. 

In Jütland ist die Akzeptanz von Geschwindigkeitsüberschreitungen demnach im Allgemeinen höher als auf den Inseln. So ist der Anteil der Autofahrenden in Mittel- und Westjütland, die es in Ordnung finden, ein wenig zu schnell zu fahren, um 43 Prozent höher als bei den Pkw-Fahrerinnen und -Fahrern in Mittel- und Westseeland.

Viele sind selbst zu schnell unterwegs

Die neuesten Zahlen zeigen auch, dass die persönliche Einstellung einen Einfluss darauf hat, wie weit das Gaspedal tatsächlich auf die Bodenmatte gedrückt wird. Die befragten Autofahrenden in Gebieten mit der größten Akzeptanz von Geschwindigkeitsübertretungen sind jedenfalls häufig selbst zu schnell unterwegs. 

Nehmen wir das vorherige Beispiel: In Mittel- und Westjütland ist der Anteil der Personen, die angeben, zu schnell zu fahren, mehr als doppelt so hoch wie in Mittel- und Westseeland. Es scheint also einen ziemlich klaren Zusammenhang zwischen der Einstellung der Autofahrenden zur Geschwindigkeitsüberschreitung und ihrem Verhalten am Steuer zu geben. 

Es gibt gute Gründe, die Geschwindigkeitsbegrenzungen einzuhalten.

Morten Wehner

Überhöhte Geschwindigkeit kann tödlich sein 

„Es ist von entscheidender Bedeutung, die Einstellung der Fahrer zur Geschwindigkeitsüberschreitung zu beeinflussen, da sie sich auch in der tatsächlichen Geschwindigkeit auf den Straßen widerspiegelt“, sagt Morten Wehner, Projektverantwortlicher beim Rat für Verkehrssicherheit. Überhöhte Geschwindigkeit sei immer noch ein entscheidender Faktor bei etwa 4 von 10 tödlichen Unfällen auf dänischen Straßen. „Es gibt also gute Gründe, die Geschwindigkeitsbegrenzungen einzuhalten“, so Wehner.

Noch bis Ende April stehen daher hellblaue Schilder im Rahmen der Kampagne „Sænk farten – bare lidt“ an vielen Straßenrändern im Land. Die charakteristisch eingebeulten Hinweistafeln sollen den Zusammenhang zwischen Unfallschwere und Tempo verdeutlichen.

Denn bei der Betrachtung von Geschwindigkeitsunfällen gibt es auch einen Zusammenhang zwischen der Akzeptanz von Geschwindigkeitsübertretungen und der Zahl der bei Geschwindigkeitsunfällen getöteten Personen. Betrachtet man die Zahl der bei Geschwindigkeitsunfällen getöteten Personen pro 100.000 Einwohnende in einem Polizeibezirk, so ergeben sich interessante und erschreckende Unterschiede.

Meiste Menschen sterben in Mittel- und Westjütland

In zwei vergleichbaren Polizeibezirken gibt es proportional dreimal so viele Menschen, die bei Geschwindigkeitsunfällen getötet werden. Im Polizeibezirk Mittel- und Westjütland kommen 9,64 Menschen pro 100.000 Einwohnende ums Leben, während es im Polizeibezirk Mittel- und Westseeland 3 Menschen pro 100.000 Einwohner sind. Umfasst wurden Zahlen aus den Jahren 2018 bis 2022

In Polizeibezirk Südjütland und Nordschleswig kommen 8,47 Menschen pro 100.000 Einwohnende bei solchen Unfällen ums Leben.

Sicherheitsrat sieht Zusammenhang

Für diesen Unterschied gibt es wahrscheinlich mehrere Erklärungen, darunter Staus und die tatsächliche Geschwindigkeit auf den Straßen, aber die Zahlen hängen laut Verkehrssicherheitsrat zweifellos auch mit der Akzeptanz von Geschwindigkeitsüberschreitungen zusammen.

„Es ist wichtig, dass wir uns darauf konzentrieren, die Geschwindigkeit auf das Tempolimit zu reduzieren. Dies hat einen großen Einfluss darauf, ob es zu Unfällen kommt und wie schwer diese sind. Vor allem in den Gebieten Dänemarks, in denen die Durchschnittsgeschwindigkeit über dem Tempolimit liegt, kostet das Leben“, sagt Morten Wehner.

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