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Regierung: Vier Gruppen erhalten Lohnerhöhungen von bis zu 2.500 Kronen

Regierung: Vier Gruppen erhalten Lohnerhöhungen von bis zu 2.500 Kronen

Vier Gruppen erhalten Lohnerhöhungen von bis zu 2.500 Kronen

ghe/Ritzau
Kopenhagen
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Die Regierung wird rund 200.000 Beschäftigten des öffentlichen Dienstes Lohnerhöhungen gewähren, so Staatsministerin Mette Frederiksen (Archivfoto).
Staatsministerin Mette Frederiksen (Archivfoto). Foto: Henning Bagger/Ritzau Scanpix

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Die Regierung wird rund 200.000 Beschäftigten des öffentlichen Dienstes Lohnerhöhungen gewähren - dazu zählen Krankenschwestern und Krankenpfleger sowie Pädagoginnen und Pädagogen. Die Verbände reagieren mit Zustimmung und hoffen auf schnelle Verhandlungen.

Die Regierung wird vier ausgewählten Gruppen des öffentlichen Dienstes eine Lohnerhöhung von durchschnittlich 2.500 Kronen pro Monat gewähren. Das sagte Staatsministerin Mette Frederiksen (Soz.) gegenüber „TV2“.

Es handelt sich dabei um Assistentinnen und Helfer im Sozial- und Gesundheitswesen, Krankenschwestern und -pfleger, Pädagoginnen und Pädagogen sowie Angestellte in der dänischen Strafvollzugs- und Bewährungshilfe. Dies sind die Gruppen, in denen es schwierig ist, Mitarbeiter zu halten und zu gewinnen, sagt Frederiksen dem Sender. Sie schätzt, dass dies mehr Lohn für insgesamt 200.000 Beschäftigte bedeuten wird.

Bericht sieht deutliche Gehaltsunterschiede

Im Juni hatte der Lohnstrukturausschuss (Lønstrukturkomitéen) seinen Bericht vorgelegt. Der Ausschuss war 2021 im Zuge des Arbeitskampfes der Krankenschwestern  und -pfleger eingesetzt worden, um die Lohnentwicklung im öffentlichen Sektor zu untersuchen.

In dem Bericht kommt das Komitee unter anderem zu dem Schluss, dass Krankenschwestern genug verdienen. Hingegen verdienen sowohl Pädagoginnen und Pädagogen als auch Dienstleistungsassistenten dem Bericht zufolge zu wenig.

Mette Frederiksen betont gegenüber „TV2“, dass nicht jeder innerhalb einer Berufsgruppe die gleiche Lohnerhöhung erhält. „Es gibt Unterschiede in den Aufgaben, die man als Krankenschwester oder Krankenpfleger hat. Wir sind daher nicht dafür, dass alle innerhalb dieser Berufsgruppen genau die gleiche Gehaltserhöhung erhalten“, sagt Mette Frederiksen gegenüber „TV2“. Sie hebt vor allem diejenigen hervor, die in unregelmäßigen Schichten abends und nachts arbeiten.

Milliardenbeträge bis 2030

Kurz vor den Wahlen im Jahr 2022 schlug die Sozialdemokratische Partei vor, ab 2024 Milliardenbeträge für die Erhöhung der Löhne im öffentlichen Dienst auszugeben. Der Vorschlag wurde in der Regierungsgrundlage der SVM-Regierung nach der Wahl fortgesetzt. Darin heißt es, dass die Regierung im Jahr 2024 eine Milliarde Kronen bereitstellen wird, die bis 2030 auf drei Milliarden DKK ansteigen soll.

Im Gegenzug für höhere Löhne müssen die Arbeitnehmenden einen Beitrag leisten, etwa durch mehr Flexibilität und weniger Möglichkeiten zur Teilzeitarbeit. So steht es in der Regierungsgrundlage.

Verhandlungen sollen zeitnah beginnen

Obwohl die Staatsministerin jetzt vier Berufsgruppen benannt hat, die höhere Löhne erhalten sollen, werden die Gelder letztendlich durch Verhandlungen (trepartsforhandlinger) zwischen Regierung, Arbeitnehmenden und Arbeitgebenden des öffentlichen Dienstes verteilt.

Daher wird die Regierung „sehr, sehr bald“ Verhandlungen einberufen, so Mette Frederiksen gegenüber Politiken.

 

Grethe Christensen
Grethe Christensen Foto: Emil Helms/Ritzau Scanpix

Lohnerhöhung kann Kolleginnen und Kollegen zurückbringen

Die Vorsitzende der Gewerkschaft der Krankenschwestern und Krankenpfleger ist der Ansicht, dass eine bessere Bezahlung dazu beitragen kann, die notwendigen Arbeitskräfte in der Pflege zu finden. Seit 14 Jahren steht Grethe Christensen an der Spitze der Vereinigung Sygeplejerskerne und kämpft bislang ohne großen Erfolg für bessere Gehälter und Arbeitsbedingungen. Kurz vor ihrer Pensionierung könnte nun doch ein Durchbruch erzielt werden.

„Das zeigt, dass es sich lohnt, hin und wieder zu kämpfen. Ich finde es gut, dass Krankenschwestern und Krankenpfleger zu den Gruppen gehören, die für ihre harte Arbeit und ihre Ausbildungsbemühungen anerkannt werden sollten. Jetzt müssen wir nur noch die richtige Lösung finden“, sagt sie. Es gehe hier auch um die Anerkennung der Berufe, die tatsächlich mit Menschen zu tun haben. 

Christensen hat auch das Gefühl, dass die Regierung und die Arbeitgeber in den Regionen und Gemeinden sehr gerne hätten, dass die Krankenschwestern und Krankenpfleger mehr arbeiten, weil viele von ihnen Teilzeitbeschäftigte sind. Aber eine Gehaltserhöhung würde wahrscheinlich auch viele ausgebildete Fachkräfte, die jetzt in anderen Branchen arbeiten, zurück in den Beruf locken.

„Es gibt weitaus mehr Ressourcen, um den Beruf für die bis zu 8.000 Menschen attraktiv zu machen, die die Krankenpflege verlassen haben. Sie sind im Grunde ihres Herzens Krankenschwestern, und es wäre so viel besser für diejenigen, die bereits im Gesundheitswesen tätig sind, wenn wir mehr von ihnen zurückgewinnen könnten“, sagt Grethe Christensen.

Lohnerhöhung entscheidend für mehr Pädagoginnen und Pädagogen

Die Lohnerhöhungen seien von entscheidender Bedeutung, um sicherzustellen, dass es genügend Lehrerinnen und Lehrer für den Wohlstand der Zukunft gebe, sagt Elisa Rimpler, Vorsitzende der Lehrergewerkschaft (Bupl).

„Wir müssen etwas bei der Bezahlung und den Arbeitsbedingungen tun, wenn wir genügend Pädagoginnen und Pädagogen gewinnen und halten wollen, um die Qualität und Professionalität im Umgang mit den Kindern zu gewährleisten“, sagt sie laut einer Pressemeldung.

Im Juni legte der Lohnstrukturausschuss seinen Bericht vor. Der Ausschuss kam unter anderem zu dem Schluss, dass Pädagoginnen und Pädagogen zu wenig verdienen. „Wir wissen, dass sich junge Menschen gegen eine Pädagogenausbildung entscheiden, weil die Bezahlung und die Bedingungen nicht attraktiv genug sind. Deshalb führt kein Weg an einer deutlichen Gehaltserhöhung vorbei, wenn wir den galoppierenden Lehrermangel erfolgreich bekämpfen wollen“, so Rimpler.

Auswahl der Schlussfolgerungen des Lohnstrukturausschusses

  • Der durchschnittliche Stundenlohn liegt im öffentlichen Sektor bei 257 Kronen und im privaten Sektor bei 279 Kronen für einen standardisierten Stundenlohn.
  • Für die geleistete Arbeitsstunde liegt der Durchschnitt im öffentlichen Sektor bei 318 Kronen und in der Privatwirtschaft bei 337 Kronen.
  • 7 von 10 Beschäftigten im öffentlichen Sektor sind Frauen. Während 8 von 10 Beschäftigten in Kommunen und Regionen Frauen sind, ist auf staatlicher Ebene die Verteilung von Männern und Frauen fast gleich.
  • Die Gehälter spiegeln unter anderem das Bildungsniveau wider. Die öffentlichen Bediensteten mit den höchsten Gehältern sind in der Regel Akademikerinnen und Akademiker. Die am schlechtesten bezahlten sind entweder ungelernt oder haben eine kürzere Berufsausbildung.
  • Pädagogische Assistentinnen und Assistenten, Reinigungs- und Hauswirtschaftskräfte sowie Ernährungsberaterinnen und Ernährungsberater sind die am schlechtesten bezahlten Gruppen.
  • Der Ausschuss hat die Gehälter im öffentlichen Sektor anhand eines Modells namens LEU bewertet, das davon ausgeht, dass die Gehälter im Durchschnitt mit zunehmender Ausbildung und Berufserfahrung steigen und dass auch die Übernahme von Führungsaufgaben mit höheren Gehältern verbunden ist.
  •  Auf der Grundlage des Modells hat der Ausschuss untersucht, wie die einzelnen Personalgruppen voneinander abweichen. Pädagogische Assistentinnen und Assistenten weichen am stärksten in negativer Richtung ab. Diese Gruppe liegt etwa 15 Prozent unter dem LEU-Gehalt.
  • Bei den Krankenschwestern und -pflegern gibt es fast keine Abweichung. Der Ausschuss hat sich jedoch dafür entschieden, unter anderem die Zuschläge für SOSUs (Social- og sundhedsassistent) und Krankenpflegende einzubeziehen.

 

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Leitartikel

Siegfried Matlok
Siegfried Matlok Senior-Korrespondent
„Kabale Mette Frederiksen“