Ausbildung

Knapp die Hälfte aller Lehrlinge bricht Berufsausbildung ab

Knapp die Hälfte aller Lehrlinge bricht Berufsausbildung ab

Knapp die Hälfte aller Lehrlinge bricht Berufsausbildung ab

Ritzau/nb
Kopenhagen
Zuletzt aktualisiert um:
Berufsausbildungen sind von einer hohen Abbrecherquote geplagt. Insbesondere während der ersten 15 Monate werfen viele das Handtuch (Archivfoto). Foto: Sophia Juliane Lydolph/Ritzau Scanpix

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Unbefriedigende Rahmenbedingungen an den Berufsschulen können ebenso wie schlechte Erfahrungen aus der Volksschulzeit eine Ursache dafür sein, dass zahlreiche junge Menschen bereits nach kurzer Zeit wieder aus ihrer Berufsausbildung ausscheiden. Die Berufsschulen müssen deshalb finanziell gestärkt und die Volksschulen besser aufgestellt werden, meint eine Expertin.

Knapp die Hälfte der Jugendlichen, die eine Berufsausbildung beginnen, brechen diese vorzeitig ab.

Allerdings ist die Abbrecherquote in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Das geht aus einer Analyse von Arbejderbevægelsens Erhvervsråd, die auf Zahlen der Dänischen Statistikbehörde beruht, hervor.

Der Jahrgang, der 2015/2016 mit einer Berufsausbildung begonnen hat, verzeichnete eine Abbrecherquote von 46 Prozent. Für den Jahrgang 2018/2019 waren es noch 43 Prozent.

Das grundsätzliche Bild, das die Jugendlichen selbst zeichnen, sind eine mangelnde Qualität des Unterrichts, schlechte Rahmenbedingungen und eine unbefriedigende Ausstattung der Unterrichtsräume.

Emilie Agner Damm, Analysechefin bei Arbejderbevægelsens Erhvervsråd

Abbrecherquote in den ersten 15 Monaten am höchsten

Die meisten vorzeitigen Abbrüche passieren im zweiten Teil des Grundverlaufs. Entweder während dieser noch im Gange ist, oder weil die Betroffenen anschließend nicht in den Hauptverlauf übergehen. Damit scheiden die meisten Auszubildenden innerhalb der ersten 15 Monate ihrer Berufsausbildung, in denen sie die Schulbank drücken müssen, aus der Ausbildung aus.

Nach Ansicht von Emilie Agner Damm, Analysechefin bei Arbejderbevægelsens Erhvervsråd, könne dies mit den Bedingungen an der Berufsschule zusammenhängen.

„Das grundsätzliche Bild, das die Jugendlichen selbst zeichnen, sind eine mangelnde Qualität des Unterrichts, schlechte Rahmenbedingungen und eine unbefriedigende Ausstattung der Unterrichtsräume. Das gilt natürlich nicht für alle Ausbildungsstätten, aber eine Mehrzahl verweist auf diese Mängel. Und wenn das Grundsätzliche nicht den Erwartungen entspricht, kann dies zum Abbruch der Ausbildung führen“, sagt sie.

Einige der Auszubildenden haben keine so guten Erfahrungen aus der Volksschule. Deshalb kann es ihnen schwerfallen, wieder in die Schule gehen zu müssen.

Emilie Agner Damm, Analysechefin bei Arbejderbevægelsens Erhvervsråd

Schlechte Erfahrungen aus der Volksschulzeit

Es gibt noch eine weitere Ursache, die auf schlechte Erlebnisse in der bisherigen Schullaufbahn zurückzuführen sei, so Emilie Agner Damm.

„Einige der Auszubildenden haben keine so guten Erfahrungen aus der Volksschule. Deshalb kann es ihnen schwerfallen, wieder in die Schule gehen zu müssen, insbesondere wenn der Unterricht auf Vollzeitbasis durchgeführt wird. Eine Lösung könnten flexiblere Rahmenbedingungen während der Unterrichtsblöcke sein, wie zum Beispiel verkürzte Unterrichtszeiten oder zusätzliche Nachhilfe. Dies könnte dazu führen, dass mehr Jugendliche ihre Berufsausbildung vollenden“, sagt Emilie Agner Damm.

Abbrecherquote vor allem bei Berufsausbildungen hoch

Frühere Zahlen des Unterrichts- und Forschungsministeriums haben bereits gezeigt, dass fast jede oder jeder siebte Auszubildende die Ausbildung abbricht. Damit fällt die Abbrecherquote wesentlich geringer aus als die bei Berufsausbildungen, bei denen fast jede zweite Person abbricht.

Ein verstärktes Augenmerk auf Berufsausbildungen könne somit eine Lösung sein. „Es gibt nicht eine einzelne Maßnahme, die das Problem lösen kann. Wir benötigen mehr Menschen, die eine Berufsausbildung anfangen, und von denen müssen noch mehr als bisher ihre Lehre vollenden. Das erfordert zum einen, dass die Berufsausbildungen finanziell gestärkt werden. Zum anderen muss die Volksschule besser aufgestellt werden, die dafür sorgt, dass alle Schülerinnen und Schüler diese mit einem soliden Fundament und einem gesunden Maß an Selbstbewusstsein verlassen. Dann ist man auch motiviert, sich weiter auszubilden“, so Emilie Agner Damm.

Ausbildungsreform angekündigt

Die Regierung hat im Juni eine koalitionsübergreifende Vereinbarung für eine Ausbildungsreform getroffen. Nach Angaben von Kinder- und Unterrichtsminister Mattias Tesfaye (Soz.) sollen somit die Weichen für eine modernere Ausstattung an den Berufsschulen gestellt werden. Zudem würden die Reformvorhaben nach Ansicht des Ministers dafür sorgen, dass es eine bessere Verbindung zwischen der Volksschule und den Berufsschulen gibt.

Die Regierung will nach der Sommerpause einen konkreten Vorschlag zu dem Thema präsentieren.

Mehr lesen