Smart Home

Ganz schön smart?

Ganz schön smart?

Ganz schön smart?

Malick Volkmann
Deutschland/Dänemark
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Schaltzentrale: Über ein Tablet lassen sich in einem Smart Home alle Vorgänge steuern. Foto: dpa

Smart Home ist ein weit verbreiteter Begriff. Doch was verbirgt sich hinter den „mitdenkenden Häusern“? Die Technik kann eine Erleichterung sein, allerdings birgt sie auch gewisse Risiken.

Die Haustür verriegelt sich abends automatisch, die Leuchten im Haus passen ihre Helligkeit den Lichtverhältnissen von draußen an, und die Jalousien fahren zu festgelegten Zeiten von alleine hoch und runter.

Nein, das ist keine Science-Fiction, all das ist mit der sogenannten Smart-Home-Technik schon längst möglich. Der Grundgedanke ist eine Verknüpfung zwischen Geräten wie Lampen, Heizkörpern, Soundanlagen oder eben Jalousien und einer zentralen Box, die mit dem Internet-Netzwerk des Hauses verbunden ist. Auf jene Box, die die Befehle an Lampen oder Heizung sendet, lässt sich bequem per Smartphone oder Tablet zugreifen.

Der „smarte“ Hausbewohner kommt also nicht von der Arbeit in seine kalte Wohnung und dreht die Heizung auf – nein, das System weiß, wann der Bewohner zu Hause ist und aktiviert die Heizung bereits früher, damit er es schon bei seiner Ankunft warm hat.

Smart Home ist nicht, dass ich das Licht per Handy anmachen kann. Smart Home ist, wenn die Lampe weiß, wann sie an- und auszugehen hat.

Günther Ohland

Für Günther Ohland, Vorstandsvorsitzender der Smart Home Initiative Deutschland, basiert Smart Home auf mehreren Säulen. Zuerst die bereits angesprochene Bequemlichkeit. „Smart Home ist nicht, dass ich das Licht per Handy anmachen kann. Das ist ein Fernbedienungsersatz. Smart Home ist, wenn die Lampe weiß, wann sie an- und auszugehen hat. Es ist doch sinnvoller, wenn die Wohnung warm und hell ist, sobald ich da bin.“ Die Automatisierung spare also Zeit, die man sonst durch das Bedienen von Schaltern verliert.

Laut Ohland spielt ein anderer Aspekt ebenfalls eine wichtige Rolle: Sicherheit. „Wenn Einbrecher sehen, dass das Haus jeden Abend abgedunkelt wird und die Rollos jeden Morgen hochfahren, dann brechen sie nicht ein“, erklärt Ohland. Der Clou ist, dass dieses Prinzip – eben dank der Smart Home Technik – auch dann funktioniert, wenn wochenlang niemand zu Hause ist. Die Jalousien werden ja automatisch gesteuert.

Jalousien bewegen sich dank Smart Home automatisch, das schreckt Einbrecher ab. Foto: dpa (Symbolfoto)

Für den Experten hat sich ein weiteres Einsatzgebiet der Technologie herauskristallisiert: in der Pflege von alten und kranken Menschen. „Ein bettlägeriger Patient ist nicht in der Lage, das Fenster zu verdunkeln, wenn die Sonne blendet. Wenn er das vom Handy aus erledigen kann oder die Jalousie mit einem Sprachassistenten verknüpft ist und er einfach nur ‚Fenster auf 30 Prozent verdunkeln‘ sagen muss, dann ist das doch wirklich hilfreich und keine Spielerei“, sagt Ohland. Außerdem entlaste es das Pflegepersonal.

Ohlands Zielsetzung ist ambitioniert: „Das Ziel der Initiative ist es, dass smarte Assistenten sowohl im Wohnungsneubau als auch in der Nachrüstung zur Standard-Ausstattung werden. In Berlin und Wien werden gerade Wohnkomplexe mit über 350 Wohnungen gebaut, die alle smart sind“, berichtet er. Auch in Ferienhäusern werde die smarte Ausstattung immer wichtiger: „Es ist leichter, Ferienunterkünfte zu verkaufen, wenn sie smart ausgerüstet sind.“

Wie fange ich überhaupt an?

Aber wie fängt man da an? Unzählige Anbieter, diverse Sensoren und Produkte. Ohland rät zu Besonnenheit: „Man sollte mit dem Bereich anfangen, bei dem der Schuh am meisten drückt. Will ich, dass die Heizung sich selbst reguliert? Will ich die Jalousien automatisieren? Interessierte sollten langsam anfangen und das Heim dann schrittweise smarter machen.“

Alle Anbieter stellen sogenannte Starter-Kits, also Anfänger-Pakete, zur Verfügung, die einen leichten Einstieg versprechen. „So ein Starter-Kit ist eine feine Sache. Wenn man bemerkt, dass Smart Home doch nicht das Richtige ist, dann ist der finanzielle Verlust nicht so groß. Und wenn man Blut geleckt hat, bietet der Markt viele, viele Erweiterungen“, so Ohland. Ohnehin würden die großen Anbieter mittlerweile fast alles im Angebot haben.

Gefahr durch Hacker besteht

Doch es gibt auch Risiken, sagt Anette Høyrup, juristische Leiterin beim dänischen Verbraucherrat. Sie beschäftigt sich mit dem Thema Datenschutz und gibt Verbrauchern zwei Ratschläge: „Man sollte das Kleingedruckte und die Datenschutzhinweise immer sorgfältig lesen und sämtliche Passwörter regelmäßig ändern.“

Insbesondere die Konzerne hinter den Sprachassistenten interessierten sich für die Daten, die man durch Sprachbefehle preisgibt. „Die Verbraucher sollten ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass Weltkonzerne wie Amazon oder Google ihnen nicht nur das Leben durch Smart Home erleichtern wollen. Die Unternehmen möchten im Gegenzug persönliche Daten sammeln“, so Høyrup.

Hört genau hin: Amazons Sprachassistent Echo Dot Foto: Andreas Urena

Die Passwörter sollte man laut der Expertin zum Schutz vor Hackerangriffen regelmäßig wechseln, dabei gilt: Je häufiger das möglichst komplexe Passwort geändert wird, desto schwerer haben es Hacker, an sensible Daten zu kommen.

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