Afghanistan

Frauenrechtlerin: Taliban haben sich nicht verändert

Frauenrechtlerin: Taliban haben sich nicht verändert

Frauenrechtlerin: Taliban haben sich nicht verändert

Kopenhagen
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Khaterah Parwani fordert zu einer kritischeren Berichterstattung über die angeblich moderatere Taliban-Führung auf. Foto: Henriette Dæhli/Ritzau Scanpix

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Die in Afghanistan geborene Khaterah Parwani hält die Darstellung moderater Taliban für Schall und Rauch. Sie sieht dieselbe Unterdrückung auf die afghanischen Frauen und Mädchen zukommen wie vor 20 Jahren.

Khaterah Parwani hat am Mittwoch von Kopenhagen aus die Pressekonferenz der Talibanführung in Kabul genau verfolgt. Der Sprecher der Bewegung, Zabihullah Mujahid, war sichtlich bemüht, die Weltöffentlichkeit von einem Wandel der Bewegung zu überzeugen.

Zu behaupten, Parwani sei von den Worten des Sprechers wenig beeindruckt, ist noch eine deutliche Untertreibung.

„Ich finde es unfassbar, dass nicht mehr kritische Fragen gestellt wurden. Wenn die Taliban sagen: ‚Wir vergeben allen', dann kann man das doch so nicht stehen lassen“, erläutert sie dem „Nordschleswiger“.

Die 39-Jährige ist in Kabul geboren. 1988 kamen ihre Eltern mit ihr und ihren zwei Geschwistern nach Dänemark.

Erneute Unterdrückung von Frauen

Die Taliban-Pressekonferenz wird in der Berichterstattung zum Teil so gedeutet, dass sie sich vor der internationalen Öffentlichkeit moderater darstellen möchte, als es vor 20 Jahren der Fall war.

„Es ist dasselbe Paket, das sie uns bereits damals, als sie an der Macht waren, unterjubeln wollten. Es gibt auch nicht nur einen Funken der Selbstkritik“, meint Parwani.

Das sind doch alles notorische Lügner.

Khaterah Parwani/Frauenrechtlerin

Der Taliban-Sprecher sagte, Frauen dürften sich weiterhin ausbilden lassen und arbeiten, jedoch mit einem wichtigen Zusatz: „im Rahmen der Scharia-Gesetze“. Er vertiefte nicht, wie dies zu verstehen sei.

Die Frauenrechtlerin hat jedoch keinen Zweifel daran, wie diese Aussage zu verstehen ist: „Scharia in der Auslegung der Taliban bedeutet, dass Frauen ihr Gesicht, ihr Haar, ihre Hände und ihre Füße verbergen müssen. Bald wird auch die Bestimmung kommen, dass sie sich in der Öffentlichkeit nur in Begleitung ihres Mannes oder eines männlichen Verwandten zeigen dürfen.“

Sie ist überzeugt, dass die Prügelstrafe gegenüber Frauen, die die Bekleidungsregeln nicht einhalten, wieder gang und gäbe wird.

„Wir haben diese Gewalt gegenüber Frauen bereits gesehen. Die Tatsache, dass wir in Kabul bislang nicht häufiger diese barbarische Vorgehensweise beobachtet haben, ist der Tatsache geschuldet, dass die Frauen bereits vor dem Einmarsch der Taliban ihr Verhalten geändert und die Burkas wieder angezogen haben“, meint Parwani.

Frauen in den Medien?

In der Rhetorik der Taliban gegenüber Frauen erkennt sie ebenfalls keine modernere Ausgabe.

„Sie sprechen von Frauen nicht als Personen, sondern als ihr Eigentum. Die Taliban sind und bleiben militante Islamisten, und so sollten wir sie auch verstehen.“

Die Zivilbevölkerung hasst die Taliban, hat jedoch aus guten Gründen kein Vertrauen darin, dass irgendjemand ihre Interessen verteidigen würde.

Khaterah Parwani/Frauenrechtlerin

Ihrer Ansicht nach hat Taliban-Sprecher Mujahid sein wahres Gesicht gezeigt, als eine Reporterin fragte, ob Frauen weiterhin in den Medien arbeiten dürften.

„Der hat beinahe einen Krampf bekommen und versucht, die Frage mit einem ‚wir müssen sehen, was die Scharia-Gesetze zulassen‘ abzuwiegeln. Das sind doch alles notorische Lügner“, so die unmissverständliche Einschätzung von Khatera Parwani.

Sie betont, dass die große Mehrheit der Bevölkerung die Taliban nicht unterstütze, sich jedoch nach dem schnellen Vormarsch in einem Schockzustand befinde.

„Die Zivilbevölkerung hasst die Taliban, hat jedoch aus guten Gründen kein Vertrauen darin, dass irgendjemand ihre Interessen verteidigen würde.“

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