Bildung

Ukrainisch und Englisch: Geflüchtete Kinder müssen nicht auf Dänisch unterrichtet werden

Geflüchtete Kinder müssen nicht auf Dänisch unterrichtet werden

Geflüchtete müssen nicht auf Dänisch unterrichtet werden

Ritzau/kj
Kopenhagen
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Die Mädchen und Jungen aus der Ukraine sollen möglichst schnell unterrichtet werden – aus diesem Grund bietet eine Gesetzesänderung den Kommunen mehr Flexibilität bei der Betreuung der Kinder an. Foto: Unsplash/CDC

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Für eine gewisse Zeit wird Dänisch nicht als Hauptsprache in Kindertagesstätten und Schulen vorgeschrieben sein. Die Mädchen und Jungen sollen so die Möglichkeit bekommen, ihre Verbindung zur ukrainischen Sprache, Kultur und Identität zu erhalten.

Eine breite politische Mehrheit hat sich darauf geeinigt, das Volksschulgesetz für eine gewisse Zeit außer Kraft zu setzen, damit die geflüchteten Kinder aus der Ukraine auf Englisch und Ukrainisch unterrichtet werden können. Es wird auch möglich sein, Lehrmaterial aus der Ukraine zu verwenden.

Das geht aus einer Pressemitteilung des Ministeriums für Kinder und Unterricht hervor.

Spielraum für die Kommunen

„Die große Zahl von geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainern, die wir in diesen Wochen in Dänemark aufnehmen, stellt eine große Herausforderung für die Kommunen dar“, sagt die Kinder- und Unterrichtsministerin Pernille Rosenkrantz-Theil (Soz.).

„Damit müssen wir uns auseinandersetzen. Deshalb geben wir den Kommunen jetzt außerordentlich viel Spielraum, um dazu beizutragen, dass die ukrainischen Kinder und Jugendlichen hier in Dänemark ein möglichst gutes Alltagsleben haben“, so die Ministerin.

Die Ministerin für Kinder und Unterricht, Pernille Rosenkrantz-Theil (Soz.), erklärt, dass die Kommunen nun mehr Flexibilität bei der Betreuung für ukrainische Kinder haben werden. Foto: Nils Meilvang/Ritzau Scanpix

Mit der Vereinbarung können die Kommunen des Landes in Kindertagesstätten und Grundschulen spezielle Angebote für Kinder und Jugendliche aus der Ukraine einrichten, die eine Aufenthaltserlaubnis nach dem Sondergesetz haben.

Verbindung zur ukrainischen Sprache erhalten

Ziel ist es, den Kindern während ihres Aufenthalts in Dänemark den bestmöglichen Rahmen für ihre Integration in die dänische Gesellschaft zu bieten. Gleichzeitig sollten sie die Möglichkeit haben, ihre Verbindung zur ukrainischen Sprache, Kultur und Identität zu erhalten.

Die Angebote der Kommune werden von einer Reihe von Vorschriften sowohl im Tagesbetreuungsgesetz als auch im Volksschulgesetz ausgenommen sein. Dazu gehört auch die Vorschrift, dass Dänisch die Hauptsprache in der Tagesbetreuung und Bildung sein muss.

Lehrergewerkschaft: Vernünftige Übergangslösung

Elisa Rimpler, Vorsitzende der Lehrergewerkschaft Bupl, hält die politische Einigung für eine vernünftige Übergangslösung.

Sie ist jedoch auch besorgt darüber, dass die Kindertagesstätten bereits jetzt mit einem Mangel an Erzieherinnen und Erziehern und einem schlechten Personalschlüssel zu kämpfen haben.

Sie fordert die Kommunen auf, kreativ zu werden, um Lehrerstunden freizugeben, indem sie Überstunden und Resturlaub bezahlen oder Prämien für längere Arbeitszeiten anbieten.

Mehr Geld und mehr Personal gefordert

Sowohl der dänische Lehrerverband als auch der Verband der Schulleiterinnen und Schulleiter erkennen die Notwendigkeit von Flexibilität an. Aber es wird Geld benötigt, um die Aufgabe zu bewältigen, ukrainische Kinder in der Grundschule zu betreuen.

Derzeit prüft die Regierung die finanziellen Möglichkeiten.

„Es liegt auf der Hand, dass niemand zusätzliche Mittel ausgeben will, wenn auch nur der geringste Zweifel daran besteht, dass eine Kompensation folgen wird“, so Claus Hjortdal vom Verband der Schulleiterinnen und Schulleiter in einer Presseerklärung.

Ukrainische Mütter können einspringen

Das Abkommen ermöglicht es ukrainischen Eltern auch, Zuschüsse für die Betreuung ihrer eigenen Kinder zu erhalten. Andernfalls sind dänische Sprachkenntnisse und ein vorheriger Wohnsitz in Dänemark für sieben der vergangenen acht Jahre erforderlich.

Die Kommunen können auch auf die Anforderung verzichten, dass zweisprachige Kinder, die eine Sprachförderung benötigen, 30 Stunden pro Woche an einem Sprachförderprogramm teilnehmen müssen.

Der Gesetzentwurf wird vorgelegt, damit er im Mai im Eilverfahren behandelt werden und so schnell wie möglich in Kraft treten kann. Das Gesetz wird wie das Sondergesetz einer Verfallsklausel unterliegen. Das bedeutet, dass es im März 2024 auslaufen wird.

Alle Parteien im Parlament, mit Ausnahme der Frie Grønne, stehen hinter der Vereinbarung.

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