Dansk-tysk med Matlok

Martin Lidegaard: Deutschland muss den Blick gen Norden richten

Martin Lidegaard: Deutschland muss den Blick gen Norden richten

Lidegaard: Deutschland muss den Blick gen Norden richten

Der Nordschleswiger
Der Nordschleswiger
Kopenhagen
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Martin Lidegaard beim Interview im Folketing mit Siegfried Matlok Foto: DK4

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Der dänische Ratsvorsitzende hofft künftig auf eine aktivere deutsche Außenpolitik, verrät er auf „DK4“.

Der Vorsitzende des Außenpolitischen Rates im Folketing und der frühere Außenminister Martin Lidegaard von Radikale Venstre, hat Deutschland dazu aufgefordert, ungeachtet der Regierungsfrage nach der Bundestagswahl „stärker den Blick gen Norden zu richten“.

In der Fernsehsendung „Dansk-tysk med Matlok“ auf „DK4“ sprach sich Lidegaard für engere Konsultationen zwischen Deutschland und den nordischen Staaten aus – auch unter Einbeziehung der baltischen Staaten.

Lidegaard erinnerte an das sogenannte „N3-plus1“- Format, das er 1994 selbst mit dem damaligen Bundesaussenminister Frank-Walter Steinmeier entwickelte hatte. Doch sei es damals bei einem Auftaktgespräch zwischen den Außenministern von Dänemark, Schweden und Finnland mit Deutschland in Kopenhagen geblieben, obwohl eine regelmässige Abstimmung unter gleichgesinnten Nachbarn für beide Seiten wichtig sein könnte.

Lidegaard betont die nach seiner Ansicht auch für Kopenhagen gerade jetzt, wachsende Bedeutung Deutschlands in Europa. Das galt bisher sowohl für die Wirtschaft als auch in Fragen des europäischen Selbstverständnisses und der Demokratie, aber er bedauert, „dass Deutschland außenpolitisch nicht dieselbe Rolle spielt“.

Hatte nie Misstrauen zu deutschen Kollegen

Ohne Merkel und Deutschland wäre zwar der Ausgleich zwischen der Ost-West-Achse und der Nord-Süd-Achse in der EU nicht gelungen, hob Lidegaard hervor, doch er wünsche sich, dass Deutschland künftig mehr außenpolitische Verantwortung übernimmt. Es solle die delikate Aufgabe EU nicht führen, aber leiten. Als Außenminister und auch als Klimaminister habe er selbst in der EU nie gegenüber deutschen Kollegen Misstrauen verspürt, so Lidegaard vor dem Hintergrund mancher Auslandsängste vor einer deutschen Dominanz.

SPD-Regierung schwer zu beurteilen

Zur Frage nach einer kommenden Regierung in Berlin wollte Lidegaard sich nicht festlegen, jedoch erwartet er, dass Deutschlands Kurs der Mitte auch nach der Wahl fortgesetzt wird.  Auf verschiedene Koalitionsmöglichkeiten angesprochen meinte Lidegaard, für ihn sei eine SPD-geführte Regierung „am schwierigsten zu berechnen“. Bei einer Regierungsbeteiligung der Grünen rechnet er mit einem enormen klimapolitischen Schub sowohl in Deutschland als auch in Europa – mit großen Vorteilen für Dänemark.

Hier gibt es das Interview mit dem Vorsitzenden von „Udenrigspolitisk Nævn“:

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