Dansk-tysk med Matlok

Lidegaard: Merkel vergaß Zuckerbrot und Peitsche

Lidegaard: Merkel vergaß Zuckerbrot und Peitsche

Lidegaard: Merkel vergaß Zuckerbrot und Peitsche

Der Nordschleswiger
Der Nordschleswiger
Kopenhagen
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In der Fernsehsendung „Dansk-tysk med Matlok“ wird auch die bevorstehende Zeit nach „nach Merkel“ thematisiert. Foto: dpa

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Im Interview auf „DK4“ verteilt der frühere Außenminister Martin Lidegaard nicht nur Lob an die Kanzlerin.

Lob für ihre 16 Jahre Kanzlerschaft und für ihre Verdienste um Europa hat der Vorsitzende des Außenpolitischen Rates im Folketing und der frühere Außenminister Martin Lidegaard von Radikaln Venstre, Angela Merkel gespendet. Allerdings gab es in der Fernsehsendung „Dansk-tysk med Matlok“ mit dem Untertitel „Tyskland efter Merkel“ auch Kritik an der Bundeskanzlerin, weil sie nach seinen Worten auf Zuckerbrot und Peitsche verzichtet habe.

Dabei bezieht er sich auf die Nordstream-2-Leitung, die russisches Erdgas nach Deutschland liefern soll. Dass Merkel nicht mit Zuckerbrot und Peitsche („pisk og gulerod“)  in Verhandlungen über die Fertigstellung gegenüber dem russischen Präsidenten Putin eingetreten sei, stellte Lidegaard mit Bedauern fest. Berlin hätte in diesen Verhandlungen Putin die Pistole auf die Brust setzen müssen, denn Putin ist Vertreter einer „Mini-Mafia“,  die mit Nordstream-2 im Ernstfall nur Europa unter Druck setzen will. „Putin kann man aber nicht vertrauen, weil er geschlossene Verträge verletzt hat“, so Lidegaard.

Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Radikalen Venstre fordert nach dem amerikanischen Rückzug aus Afghanistan eine stärkere europäische Politik in einer multipolaren Weltordnung. Dies gelte auch in Verteidigungsfragen, wo sich die Radikalen von ihrem alten Glaubenssatz „Hvad kan det nytte“ (Was kann es nützen) verabschiedet haben. Eine Europa-Armee, die nun von zahlreichen Seiten gefordert wird, lehne er zwar ab, doch einer EU-Zusammenarbeit auch im rüstungspolitischen Bereich stehe er offen gegenüber.

Der Politiker warf der sozialdemokratischen Regierung in Kopenhagen vor, sich nicht stärker um Einfluss in der EU zu bemühen. „Sie hat in letzter Zeit leider falsche Signale nach Europa geschickt. Signale, die nationale Motive hatten und keine europäischen“, so beurteilt Lidegaard zurzeit die offizielle dänische EU-Politik.

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