Grenzüberschreitend

Mit „Pyt“ geht es dem „dicken Mann“ Deutschland besser

Mit „Pyt“ geht es dem „dicken Mann“ Deutschland besser

Mit „Pyt“ geht es dem „dicken Mann“ Deutschland besser

DN
Kiel
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Claus Ruhe Madsen, Wirtschaftsminister in Schleswig-Holstein.
Claus Ruhe Madsen wünscht sich in Deutschland mehr Pragmatismus. Foto: Marcus Brandt/AP/Ritzau Scanpix

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Für den Kieler Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen ist Deutschland der „dicke Mann“, der im Trainingslager unbedingt wieder fit werden muss. In der Sendung „Dansk-tysk med Matlok“ spricht Madsen nicht von einer deutschen Krise, aber von seinem schwierigen Kampf buchstäblich „gegen Windmühlen“.

Der schleswig-holsteinische Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen hat der Ansicht widersprochen, dass Deutschland angesichts einer drohenden Rezession der „kranke Mann Europas ist“. Für ihn ist Deutschland hingegen eher der „dicke Mann“, der sich einfach „gemächlich“ zurückgelehnt und nicht die veränderten Herausforderungen erkannt hat.

Die Deutschen haben gute Zeiten „mit vollen Tellern“ hinter sich und offenbar geglaubt, dass sich der Teller auch künftig von selbst füllen wird. Aber das ist eine Selbsttäuschung: „In der heutigen Welt frisst der Große nicht den Kleinen, sondern der Schnellste frisst den Langsamsten“, so Ruhe Madsen, der in Schleswig-Holstein Minister für Wirtschaft, Transport, Arbeit, Technologie und Tourismus ist.

Satte Deutsche müssen in den Turnsaal

Deutschland müsse nach seinen Worten „ins Trainingslager, in den Turnsaal“, um fit zu werden und um wieder einen höheren Gang einzulegen. Die Vergangenheit habe gezeigt, dass Deutschland in solchen Situationen auch die richtigen Lehren gezogen hat. Die Zukunft mache ihn nicht nervös, er sei eher nervös angesichts der deutschen Mentalität, weil man hier glaubt, man könne mit weniger Arbeit auskommen. Als Beispiel nennt er die ukrainischen Flüchtlinge. In Dänemark seien sie rasch in Beschäftigung gekommen, in Deutschland sind jedoch nur 12 bis 13 Prozent von ihnen in Arbeit.

Der Minister bedauert, dass zurzeit in Deutschland alles schlechtgeredet werde. Ruhe Madsen erinnert an Königin Margrethe, die in einer Rede während der Corona-Krise ihre Landsleute zuversichtlich ermuntert habe, während der deutsche Bundeskanzler hingegen Fremdwörter benutzte, die sogar Angst schürten.

Ruhe Madsens Zauberformal

Vor einem Millionenpublikum im ZDF hat Ruhe Masen eine dänische Zauberformel als Vorbild für Deutschland empfohlen: das kleine Wort „Pyt“, also etwa „egal und weiter“. Bei „Dansk-tysk med Matlok“ sieht Ruhe Madsen hier einen deutlichen Unterschied in der dänischen und deutschen Mentalität. In Dänemark kenne jedes Kind das Wort „Pyt“. Wenn es in eine Regenpfütze fällt, dann steht es eben wieder auf. In Dänemark sei die Einstellung pragmatischer, man fängt einfach an und ist dann willig, den Prozess laufend zu verbessern. Das steckt im Wort „Pyt“. Wenn man unterwegs stürzt, weil es nicht so läuft wie gewünscht, dann drückt man in Dänemark auf den „Pyt“-Knopf, macht vielleicht einen Schritt zurück, aber dann geht es auch richtig weiter. In Deutschland läuft dieser Prozess nach seinen Worten ganz anders: wenn die Planung vorliegt, dann müssen erst einmal die Experten Stellung nehmen, und es werden ständig neue Verbesserungen vorgenommen, bis man dann einen ganz neuen Plan ausarbeitet, statt mit dem Projekt einfach anzufangen. Mag ja sein, dass dann auch Fehler unterlaufen, aber „Pyt“.

Wenn man in Dänemark ein Gesetz verabschiedet hat, dann weiß man, was erwartet wird. In Deutschland werden jedoch so viele Regeln eingebaut, ja selbst die letzte Lücke muss noch geschlossen werden, sodass die deutschen Paragrafen viel komplizierter sind.

Minister als Holzfäller

Wenn man zum Beispiel Windparks errichten möchte, dann werden oft nicht die Chancen, sondern die Probleme in den Vordergrund gestellt. Aus eigener Ministererfahrung nennt Ruhe Madsen das Beispiel eines Windmühlen-Transports, der wegen einiger Bäume den notwendigen Kreisverkehr nicht passieren konnte. Er habe dann als „grüner“ Minister unterschreiben müssen, dass diese Bäume gefällt werden können, aber kurz danach wurden die Bäume wieder an gleicher Stelle gepflanzt. Wer grüne Energie wünsche, der müsse doch daraus lernen können, dieser Entwicklung keine Bäume in den Weg zu stellen, erläutert Minister Ruhe Madsen seinen bürokratischen Kampf „gegen Windmühlen“.

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