Konflikt an der Petri Schule

Eltern fordern mehr Einfluss

Eltern fordern mehr Einfluss

Eltern fordern mehr Einfluss

Kopenhagen
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Die Elternschaft meint, eine „Demokratisierung“ der deutschen Schule in Kopenhagen sei notwendig. Doch hinter der Diskussion um die Satzung verbergen sich auch schwer durchschaubare persönliche Konflikte. Foto: Walter Turnowsky

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Ein bitterer Konflikt schwelt seit zwei Jahren an der Sankt Petri Schule in Kopenhagen. Die Elternschaft meint, die Kirche habe zu großen Einfluss im Schulvorstand und will dies ändern. Doch bislang gab es im Vorstand nicht ausreichend Unterstützung für eine solche Änderung der Satzung.

Die Stimmung im Vorstand der Sankt Petri Schule in Kopenhagen ist, gelinde gesagt, seit zwei Jahren nicht die beste. Darüber sind sich die unterschiedlichen Parteien einig. Ansonsten ist es mit der Einigkeit nicht so weit her. 

Eine Diskussion über die Satzung, vermischt mit persönlichen Gegensätzen, hat sich zu einem bitteren Konflikt entwickelt. 

Zusammensetzung des Vorstandes

Kern des Konfliktes ist, dass die Elternschaft im Vorstand, der an der Petri Schule Schulkommission heißt, in der Minderheit ist. Die Vollversammlung der Eltern entsendet drei Personen in die Schulkommission, die Sankt Petri Kirche ebenfalls drei und das Sankt Petri Kulturzentrum eine.

„Wir empfinden die geltende Satzung als nicht mehr zeitgemäß. Es gibt seit langer Zeit ein Gespräch unter den schulinternen Kräften, dass eine stärkere Anbindung der Schulkommission an die Generalversammlung wichtig ist, um eine Demokratisierung zu gewährleisten“, sagt Miriam Wüst, Mutter zweier Kinder an der Schule und Vorsitzende der Elternvertretung der Schule.

Zusammensetzung der Schulkommission (Vorstand)

Derzeitige Struktur laut Satzungen:

Drei Mitglieder, gewählt von der Generalversammlung

Drei Mitglieder, entsandt von der Sankt Petri Kirche

Ein Mitglied, entsandt vom Sankt Petri Kulturzentrum

 

Änderungsvorschlag der Generalversammlung:

Vier Mitglieder, gewählt von der Generalversammlung

Zwei Mitglieder, entsandt von der Sankt Petri Kirche

Ein Mitglied, entsandt von einer unabhängigen deutschen oder dänischen Institution

Breite Unterstützung für Vorschlag

Bei der Generalversammlung am Mittwoch brachte die Elternschaft einen Vorschlag ein, nachdem die Eltern vier Personen entsenden können, der Kirchenrat zwei, und eine „unabhängige deutsche oder dänische Institution“ solle eine Person entsenden können. Der Vorschlag wurde von fast sämtlichen, ungefähr 290 anwesenden Eltern unterstützt.

„Der Vorschlag, der fast einstimmig von der Generalversammlung unterstützt wurde, stellt nach unserer Ansicht einen guten Kompromiss dar. Er wird einerseits dem Wunsch einer Demokratisierung gerecht und gewährleistet andererseits die enge Zusammenarbeit mit der Petri Kirche und dem deutsch-dänischen Umfeld der Schule“, so Wüst.

Vorsitzender tritt zurück

Es ist jedoch ausschließlich die Schulkommission, die Satzungsänderungen einbringen kann, und hier bedarf es sogar einer qualifizierten Mehrheit von fünf zu zwei. Der von der Kirche entsandte Vorsitzende der Schulkommission, Reiner Perau, teilte bei der Vollversammlung mit, dass er zurücktreten wird. Gleiches gilt für eine weitere von der Kirche entsandte Vertreterin.

„Ich möchte die Vorschläge zu Satzungsänderungen bei der Sankt Petri Schule nicht kommentieren. Die Schulkommission hatte sich bereits im Mai entschlossen, die weitere Satzungsarbeit den Nachfolgerinnen und Nachfolgern zu überlassen“, sagt Perau.

Kirchenrat ohne Weisungsbefugnis

Der Kirchenrat will sich am kommenden Mittwoch treffen, um zu entscheiden, welche drei Personen er in die Schulkommission entsenden möchte. Bis dahin ist unklar, wie die neue Schulkommission mit dem Beschluss der Vollversammlung verfahren möchte.

„Die Aufgabe des Kirchenrates besteht darin, Leute zu entsenden. Die entsandten Leute bestimmen jedoch immer selbstständig, was sie für Meinungen in der Schulkommission haben. Es steht direkt in der ministeriellen Verordnung, dass das Organ, das Leute in die Schulkommission entsendet, nicht weisungsbefugt gegenüber den entsandten Leuten ist“, betont Stefan Reinel, Vorsitzender des Kirchenrates.

Unabhängigkeit hinterfragt

Der Kirchenrat muss nach den beiden Rücktritten mindestens zwei neue Personen entsenden.

Aus einem mit großer Mehrheit bei einer außerordentlichen Generalversammlung im März 2021 angenommenen Antrag geht hervor, dass man „die Unabhängigkeit früherer Schulkommissionsmitglieder für fraglich“ hält.

„Wir haben keinen Einfluss darauf, was die von uns entsandten Leute in der Schulkommission entscheiden. Sie machen das, was sie für die Schule als richtig ansehen“, so Reinel.

Vergebliche Anläufe

Bereits bei der Generalversammlung im Oktober 2020 wurde eine Änderung der Zusammensetzung der Schulkommission erörtert und diese damit beauftragt, einen solchen Prozess einzuleiten. Im Jahr darauf wird ein Antrag mit überwältigender Mehrheit angenommen, der die Schulkommission dazu auffordert, eine ähnliche Satzungsänderung, wie die jetzt vorgeschlagene, spätestens im Januar 2022 vorzulegen.

In der Motivation zu dem am Mittwoch angenommen Antrag heißt es: „Wir haben im anhaltenden Konflikt der letzten Zeit gesehen, dass eine strukturelle SK-Mehrheit (Schulkommission-Mehrheit, Red.), die nicht von der Vollversammlung gewählt ist, problematisch ist.“

„Ich habe nach der Generalversammlung ein positives Gefühl. Wir erlebten ein großes Engagement der Elternschaft, die das Beste für diese wichtige deutsch-dänische Begegnungsstätte wünscht. Ich hoffe, die neue Schulkommission wird ernsthaft daran arbeiten, den Beschluss der Generalversammlung umzusetzen“, so Elternvertreterin Miriam Wüst.

Kirche hat Recht auf Stellungnahme

Der Kirchenrat darf keinen Einfluss auf die Satzungsarbeit nehmen, hat jedoch das Recht, zu einem Vorschlag der Schulkommission eine Stellungnahme abzugeben.

„Zu konkreten Vorschlägen zu einer Änderung der Zusammensetzung der Schulkommission kann ich nichts sagen, weil der Kirchenrat sich dazu noch nicht festgelegt hat. Meine persönliche Meinung ist, dass es sehr wichtig ist, dass die gute Zusammenarbeit auf die gute Art, wie sie bisher funktioniert hat, auch weiter funktioniert“, so Reinel.

Persönliche Auseinandersetzungen

Doch der Teufel liegt offensichtlich im Detail, denn was die Zusammenarbeit angeht, sagt Wüst: „Uns ist die Freundschaft mit der Petri Kirche wichtig, aber es muss auf der Grundlage von gegenseitiger Unabhängigkeit geschehen.“

Aus Referaten und anderen Dokumenten, die dem „Nordschleswiger“ vorliegen, geht hervor, dass der Konflikt auch durch schwer durchschaubare Gegensätze unter mehreren Personen eskaliert ist. Unter anderem hat es auf einer außerordentlichen Generalversammlung Misstrauensanträge gegen Mitglieder der Schulkommission gegeben.

„Kein Interesse, Konflikte zu schüren“

Die Elternschaft hat ein neues Mitglied in die Kommission entsandt, und Mittwoch steht fest, wen der Kirchenrat entsendet.

„Es spielt natürlich eine ganz große Rolle, dass die Personen, die der Kirchenrat entsendet, dazu beitragen möchte, den Konflikt zu lösen. Aber ich muss hier erneut betonen, dass wir den Leuten nicht vorgeben können, was sie machen sollen. Wir haben natürlich kein Interesse daran, irgendwelche Konflikte zu schüren. Wir sind an einer guten und einvernehmlichen Lösung interessiert“, sagt Reinel. 

Tradition und Erneuerung

Miriam Wüst meint nicht, dass die vorgeschlagene Änderung der Satzungen an den Grundfesten der 450 Jahre alten Schule rüttelt.

„Ich sehe keinen Gegensatz zwischen Bewahrung der Tradition und unserem Vorschlag. Im Gegenteil: Es ist für mich kein Bruch, sondern eine natürliche Entwicklung. Wir möchten unseren Kindern aktive Demokratie vorleben, und daher ist eine Demokratisierung der Schulkommission ein logischer Schritt“, sagt sie.

Neben einer 5:2-Mehrheit in der Schulkommission bedarf es auch einer Mehrheit auf zwei aufeinanderfolgenden Generalversammlungen, um die Satzungen zu ändern.

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