Gesellschaft

Sozialhilfeempfänger verlassen die Großstädte

Sozialhilfeempfänger verlassen die Großstädte

Sozialhilfeempfänger verlassen die Großstädte

cvt/Ritzau
Kopenhagen
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Foto: Mona Eendra/Unsplash

Im vergangenen Jahr haben 6.000 Bürger, die von Transferleistungen wie Sozialhilfe oder Krankengeld leben, Kopenhagen und Aarhus verlassen. Auf Lolland macht sich der Bürgermeister Sorgen, dass sich Städte und Land weiter voneinander entfernen.

Im Jahr 2016 haben die beiden größten dänischen Städte Kopenhagen und Aarhus rund 6.000 Bürger verloren, die von Transferleistungen wie Sozialhilfe, vorzeitiger Rente oder Krankengeld leben. Das zeigen Berechnungen des gewerkschaftsnahen Ugebrevet A4.

7.259 Bürger, die Transferleistungen bezogen, haben im vergangenen Jahr Kopenhagen verlassen, während 2.536 zuzogen. Ein Unterschied von 4.723 Personen. In Aarhus lag diese Differenz bei rund 1.000 Bürgern.

Eine der Kommunen, in die solche Transferleistungsempfänger ziehen, ist Lolland. Im vergangenen Jahr kamen 299 hinzu. Bürgermeister Holger Schou Rasmussen (Soz.) befürchtet gar, dass in zwanzig Jahren gar keine Transferleistungsempfänger mehr in Kopenhagen leben. „Dann wohnen nur noch Leute mit Arbeit und höheren Ausbildungen in Kopenhagen“, sagt er.

Laut Rasmussen hängt die Stadtflucht der sozial Schwachen mit der Regierungspolitik zusammen. Die Sozialhilfedeckelung und die 225-Stunden-Regel, nach der die Leistungen für alle gekürzt werden, die nicht mindestens 225 Stunden gearbeitet haben. Auch Kopenhagens Bürgermeister Frank Jensen (Soz.) sieht das so.

Beschäftigungsminister Troels Lund Poulsen allerdings will das nicht so stehen lassen. Schließlich seien im ersten Halbjahr 2017 weniger Sozialhilfeempfänger aus den Städten weggezogen als in den Jahren 2014 bis 2016. Es passe der Opposition sehr gut in den Kram, die Arbeitsmarktreform verantwortlich zu machen, sagt er, doch „hier muss ich einfach feststellen, dass es nach der Sozialhilfedeckelung und dem Inkrafttreten der 225-Stunden-Regel keinen Anstieg gegeben hat“.

Ein Paar, das in Dänemark Sozialhilfe bezieht, bekommt typischerweise rund 400.000 Kronen jährlich an Transferleistungen und Zuschüssen. Das sind 23.600 Kronen (3.170 Euro) monatlich, so Troels Lund Poulsen.

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