Kontaktverbote

Forscher: Polizei fehlt es an Ressourcen, um Frauen zu schützen – auch wegen Grenzkontrollen

Forscher: Polizei fehlt Personal – auch wegen Grenzkontrollen

Forscher: Polizei fehlt Personal – auch wegen Grenzkontrolle

cvt
Kopenhagen
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Stalking
Stalking kann bei Betroffenen zu schwerwiegenden Folgen führen (Symbolfoto). Foto: Mika Baumeister/Unsplash

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Massiver Anstieg von gemeldeten Verstößen gegen Kontaktverbote: Ein Kriminologe hält es für ein gutes Zeichen, dass mehr angezeigt wird. Zugleich bemängelt er, dass die relativ wenigen Betroffenen von der Polizei nicht ausreichend geschützt werden, weil diese „politische Aufgaben“ übernehmen müsse.

Seit 2017 ist die Zahl der Verstöße gegen Kontaktverbote massiv angestiegen. Das zeigen Zahlen der obersten Anklagebehörde, Rigsadvokaten, laut „TV 2“. 2017 waren es noch rund 3.000 Fälle, im Jahr 2022 bereits rund 7.300.

Mehr Anzeigen sprechen für mehr Bewusstsein

David Sausdal, Kriminolge an der Universität Lund in Schweden, hält es für eine positive Entwicklung, dass besonders Frauen inzwischen seltener damit zögern, Verstöße gegen ein Kontaktverbot anzuzeigen. Zugleich bemängelt er fehlende Ressourcen, die Anzeigen zu bearbeiten und die Betroffenen zu schützen. Er nennt die Grenzkontrollen als eine Ursache.

Dass Betroffene häufiger Anzeige erstatten, könne daran liegen, dass dem Thema Gewalt gegen Frauen und in Partnerschaften insgesamt mehr Aufmerksamkeit zuteil werde.

Gegen Personen, die anderen Personen nachstellen oder sie auf andere Weise belästigen, kann ein Kontaktverbot ausgesprochen werden. Sie dürfen die betreffende Person dann nicht mehr kontaktieren, weder persönlich noch mündlich oder schriftlich. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Kontaktaufnahme in friedfertiger oder feindlicher Manier stattfindet.

Kriminologe: Sachbearbeitung dauert zu lange

5.587 der Fälle aus dem Jahr 2022 sind dabei von nur 13 Personen verursacht worden. Im Schnitt haben sie demnach 430 Mal gegen das Kontaktverbot verstoßen, so „TV 2“.

Dass das Kontaktverbot für diese Personen offenbar ohne Folgen bleibt, wenn sie so häufig dagegen verstoßen können, liegt laut David Sausdal an der langen Sachbearbeitung. „Belästigung liegt bei der Polizei nicht so weit oben auf der Agenda wie Bandenkriminalität oder körperliche Gewalt. Häufig landet das ganz unten im Stapel“, sagt er dem Fernsehsender.

Grenzkontrollen in Krusau (Kruså) im März 2021
Grenzkontrollen in Krusau (Kruså): Die hier eingesetzten Beamtinnen und Beamten fehlen an anderer Stelle (Archivfoto). Foto: Karin Riggelsen

Zudem fehle es der Polizei an Ressourcen. Es gebe schlicht kein Personal, dass diesen Aufgaben zugeordnet werden könnte, wenn zugleich Aufgaben mit „politischem Hintergrund“ wahrgenommen werden müssen.

Hier nennt Sausdal die Grenzkontrollen als ein Beispiel.

Auch an den Gerichten genössen die Verstöße gegen Kontaktverbote keine hohe Priorität, sagt Sausdal. Auch deshalb könne es überhaupt dazu kommen, dass einzelne Personen Hunderte Verstöße melden.

Tenna Wilbert, leitende Polizeiinspekteurin bei der Reichspolizei, sagte „TV 2“, die Darstellung, dass die Polizei das Themenfeld herabgestuft habe, sei nicht richtig.

SDU-Forscher: Behörden müssen schnell eingreifen

Der Nachrichtenagentur „Ritzau“ sagt Ask Elklit vom Wissenszentrum für Psychotraumatologie an der Universität von Süddänemark (SDU), es sei wichtig, dass die Behörden „schnell und effektiv“ eingreifen, denn das könne viele Stalker stoppen.

„Viele dieser Stalking-Beziehungen sind langfristig angelegt. Manche können sich über Jahre hinziehen“, sagt der Professor. Außerdem sei es das Ziel eines Stalkers, die Aufmerksamkeit seines Opfers zu gewinnen. Sie wollen im Leben ihres Opfers etwas bewirken. „Es kann sein, dass der Stalker in sein Opfer verliebt ist. Es kann sein, dass die Person sich rächen will oder einen hasst“, sagt Ask Elklit.

Er glaubt, dass mehr getan werden muss, um Stalking zu verhindern, da es psychologische Folgen für die Opfer haben kann.

„Stalking fordert einen unheimlichen Tribut von den Betroffenen“, sagt er. Es könne zu Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS), Depressionen und Angstzuständen führen.

 

 

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