Wirtschaft

Unterschiedliche Meinungen zum Ausgang im Fall Beier

Unterschiedliche Meinungen zum Ausgang im Fall Beier

Unterschiedliche Meinungen zum Ausgang im Fall Beier

Pattburg/Padborg
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Die ausländischen Fahrer mussten bei der Niederlassung in Pattburg teilweise in Anhängern hausen. Foto: Privat/3F/JV

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Obwohl die Firma „Kurt Beier“ von der Ausbeutung ausländischer Lkw-Fahrer freigesprochen wurde, sind Branchenvertreter davon überzeugt, dass der Fall Wirkung zeigen wird. Andere sind skeptisch und wünschen sich ein Berufungsverfahren.

Das Magazin der Gewerkschaft 3F hatte die haarsträubende Unterbringung und Bezahlung ausländischen Fahrer bei der Pattburger Niederlassung der Transportfirma „Kurt Beier“ umfangreich aufgedeckt und über die Grenzen Dänemarks hinaus in die Schlagzeilen gebracht.

Es kam zu einem Prozess wegen grober Ausbeutung.  Die Firmenleitung um Direktor Karsten Beier kam um eine Verurteilung allerdings herum. Das Gericht in Sonderburg (Sønderborg) sprach Karsten Beier und drei weitere Personen in dieser Woche frei, was Gewerkschafts- und Branchenvertreter verwunderte.

Augenöffner

Der Fall hat aber auch ohne Schuldspruch Wirkung gezeigt. Die Transportbranche und die gesamte Wirtschaft hätten ihre Lehren daraus ziehen können, so Erik Østergaard, Direktor der Transportorganisation „DTL“ (Dansk Transport og Logistik) zur Fachzeitung „Transportmagasinet“.

„Der Kurt-Beier-Skandal hat einen Widerhall in ganz Europa gefunden, und ich habe keinen Zweifel daran, dass er dazu beigetragen hat, vielen Politikern die Augen zu öffnen und das EU-Gesetzespaket („vejpakke“, red. Anmerkung) beschließen zu lassen.“

Auch in Dänemark habe es einen Effekt gehabt. „Ohne den Skandal hätte es länger gedauert mit dem Gesetz für faire Löhne ausländischer Fahrer, die in Dänemark fahren“, so Østergaard.

Dubiose Konstruktionen

Das Lohnniveau mit Gesellschaftskonstruktionen im Ausland niedrig zu halten, sei im EU-Transportsektor eher die Regel als die Ausnahme. Das müsse aufhören.

„Dass große Unternehmen mitgeteilt haben, dass sie trotz Freispruchs von Kurt Beier weiterhin keine Zusammenarbeit mit dem Transportunternehmen wünschen, spricht Bände“, so der DTL-Direktor.

Skeptischer zeigt sich Christian Sørensen Madsen, Vorsitzender der Transportorganisation „International Transport Danmark“ (ITD) mit Sitz am Lyren bei Pattburg. Er spricht sich für ein Berufungsverfahren aus.

„Ich glaube nicht, dass die Sache abgeschlossen ist, und ich hoffe, dass in Berufung gegangen wird. Die Machenschaften werden fortbestehen, wenn man nahezu ungestraft über eine Gesellschaft in Polen ein Transportunternehmen in Dänemark führen kann mit einem Stundenlohn von nur 15 Kronen und schäbigen Bedingungen“, so der ITD-Vorsitzende am Donnerstag in einer Mitteilung.

Gesamte Branche in Verruf 

Er befürchte, dass der Fall noch lange der Rekrutierung von Fachkräften im Wege stehen könnte, was für die gesamte Branche fatal ist.

Positiv sei, dass Dänen und dänische Transportkunden auf das Problem aufmerksam geworden sind und gezielt Transportunternehmen wählen, bei denen vernünftige Verhältnisse herrschen, ergänzt Madsen.

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Hannah Dobiaschowski
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