100 Jahre – 100 Gegenstände – 100 Geschichten

Zwei skurril anmutende Gegenstände und ein Verein mit Auslaufdatum

Zwei skurril anmutende Gegenstände und ein Verein mit Auslaufdatum

Zwei skurril anmutende Gegenstände

Hauke Grella
Hauke Grella Museumsleiter
Nordschleswig
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Rinderknochen und Grenadiermütze Foto: Deutsches Museum Sonderburg

Aus dem Nachlass der Ehemaligenvereine für Männer im Dienst der königlich preußischen Armee sind eine Grenadiermütze und ein Rinderknochen erhalten

Am 10. Mai 1978 erschien im „Nordschleswiger“ eine kurze Meldung mit Bild. Dies zeigt einige Herren, die in die Jahre gekommen sind, und eine Fahne in der Hand halten.

ie Meldung ist der Abschluss einer Vereinsgeschichte, der, je nachdem welchen Ausgangspunkt man nimmt, damals vor gut 68 Jahren seinen Anfang gefunden hatte.

„Der Nordschleswiger“ vermeldet an dem genannten Tag, dass die letzten Mitglieder der Garde-Kameradschaft Nordschleswig sich zum letzten Male um ihre Fahne trafen. Kurz danach war der Verein Geschichte, und die abgebildete Fahne wurde dem Prinzen Friedrich Ferdinand von Glücksburg, der zeitweise Präsident des Kyffhäuser Bundes, aber auch Schirmherr der letzten Gardevereine war, übergeben.
Ausgehend von einem weiteren Artikel des „Nordschleswigers“, lässt sich vermuten, dass die Garde-Kameradschaft Nordschleswig sich darauf berief, dass sie 1910 gegründet wurde. Zumindest beging man 1960 die Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen der Garde-Kameradschaft.
1910 gab es aber die Bezeichnung „Garde-Kameradschaft Nordschleswig“ noch nicht. Es ist zu vermuten, dass die Garde-Kameradschaft sich bei ihrer Jubiläumsfeier auf den „Verein ehemaliger Kameraden des Gardecorps für Apenrade und Umgegend“ beruft. Dieser wurde am Anfang des Jahres 1910 gegründet. Zwar wird später über dessen nur kurzes Bestehen berichtet, da er sich  mit der Abtretung Nordschleswigs an Dänemark  wohl auflöste, aber die Garde-Kameradschaft Nordschleswig sah sich ganz klar in dessen Tradition.

Gemeinsame Veranstaltung der Gardekameradschaft aus Nordschleswig und Flensburg 1938 nahe des Nordertor. Foto: Deutsches Museum Sonderburg

Beide Vereine, der Verein ehemaliger Kameraden des Gardecorps für Apenrade und Umgebung und die Garde-Kameradschaft Nordschleswig, waren Ehemaligenvereine für diejenigen, die in irgendeinem Gardetruppenteil der königlichen preußischen Armee gedient hatten.

 

Der Dienst im 1. Garde-Regiment zu Fuß war wohl die prestigevollste Aufgabe. Dieses war das Leibregiment der Könige von Preußen, und gleichzeitig war der König auch immer Chef des Regimentes. Aus der Mitgliederliste der Garde-Kameradschaft Nordschleswig ist ersichtlich, dass zumindest zwei Personen diesem Regiment angehörten.

Aus dem Nachlass der Garde-Kameradschaft Nordschleswig haben einige Gegenstände ihren Weg ins Deutsche Museum Nordschleswig gefunden. Hervorheben möchten wir hier zwei Exponate.
Zum einen haben wir hier  einen Gegenstand, der noch aus der Dienstzeit eines Soldaten stammt. 

Es handelt sich dabei um eine Grenadiermütze des „Kaiser-Alexander-Gardegrenadier-Regiments Nr. 1 zu Fuss“. Wem genau diese Mütze gehörte, lässt sich leider nicht mehr genau feststellen. Auf der Mitgliederliste der Garde-Kameradschaft befinden sich wiederum zwei Personen, die in dem betreffenden Regiment gedient haben. Markant in der Mitte der Grenadiermütze zu sehen ist der Gardestern. Dies war das Symbol des Gardecorps. Als Wahlspruch ist dort in lateinischer Sprache „SUUM CUIQUE“ festgehalten. Übersetzt ins Deutsche be

deutet dies „Jedem das Seine“, ein Spruch, der dann später auch von den Nationalsozialisten im Zusammenhang mit Konzentrationslagern benutzt wurde.

Skurril wirkt der zweite Gegenstand. Dabei handelt es sich um das Schulterblatt eines Rindes, das zu einem Erinnerungsstück umgestaltet wurde. Darauf zu sehen wieder der Gardestern als Symbol des Gardecorps und der eingravierte Spruch „Grüss Gott! Ihr ,alten Knochen‘“. Auf der Rückseite ist der Stempel der Garde-Kameradschaft Nordschleswig zu sehen. Es ist aber leider nicht mehr festzustellen, wann und aus welchem Anlass der Knochen hergestellt wurde.

Da man aus einem sehr kleinen Kreis bestand, setzte man schon früh auf die Verbindung zu anderen Garde-Kameradschaften. Hier besonders mit Flensburg. Anders aber als bei den „normalen“ Kameradschaften und Kriegervereinen war durch den klaren Bezug zu den Gardecorps und den Umwälzungen in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg ein natürliches Enddatum für die Garde-Kameradschaft Nordschleswig gesetzt. Dieses fand sich 1978.

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