100 Jahre – 100 Gegenstände – 100 Geschichten
Bräuche, Traditionen und kulturelle Eigenheiten
Bräuche, Traditionen und kulturelle Eigenheiten
Bräuche, Traditionen und kulturelle Eigenheiten
Identitätsstiftende Elemente der deutschen Minderheit und der Region lassen sich im Deutschen Museum Nordschleswig aufspüren
Besucher, dem Deutschen Museum Nordschleswig nahestehende Personen wie auch Museumsleiter haben natürlich ihre „Lieblingsgegenstände“ in einer Ausstellung. Bei einer Neugestaltung ist es dann nicht verwunderlich, dass einige dieser Gegenstände nicht mehr in der aktuellen Dauerausstellung zu finden sind und danach gefragt wird. Klassischerweise lautet dann die Erklärung, dass es nicht eine Entscheidung gegen einen bestimmen Gegenstand war, sondern die Entscheidung für einen neuen Schwerpunkt und damit für andere Exponate.
So ist es zum Beispiel eine bewusste Entscheidung gewesen, neben dem politischen und historischen Verlauf vermehrt Traditionen und kulturelle Eigenheiten aus Nordschleswig und aus der deutschen Minderheit in die Ausstellung einzubauen.
Aber warum ist es so wichtig, sich mit diesen Bräuchen, Traditionen und Eigenheiten zu beschäftigen? Welchen Wert haben sie für uns? Diese Bräuche sind Teil unseres Lebensrhythmus, Teil der regionalen Identität, sie schaffen soziale Bindungen und dienen dem Gemeinschaftsgefühl. Nach außen hin zeichnen sie ein Bild der Minderheit und machen damit greifbar, wer und was wir sind.
Auch in der vorherigen Dauerausstellung wurde schon punktuell auf einige Bräuche, Traditionen und Eigenheiten hingewiesen. Mit der bewussten Stärkung dieses Bereiches wollten wir nun aber nochmals deutlicher die identitätsstiftende Funktion dieser Elemente hervorheben.
Einige dieser Bräuche und Traditionen, wie zum Beispiel das Ringreiten, bedienen eher die regionale Identität und sind nicht explizit der deutschen Minderheit zuzurechnen. Andere, wie der Faustballsport, könnten in Nordschleswig und Dänemark nicht deutlicher mit der Minderheit verknüpft sein.
Bei der Feststellung, was typisch deutsch oder dänisch ist, darf nicht vergessen werden, dass wir uns in einer Region befinden, in der Kulturen aufeinandertrafen und -treffen und man Eigenheiten des „anderen“ Kulturkreises auch zu dem seinigen macht. Die Studentenmütze als typisch dänische Tradition und die Schultüte als typisch deutsche Tradition sind klassische Beispiele dafür.
Die „Übernahme“ bzw. das Hinzufügen und Abändern von Bräuchen und Traditionen ist dabei ein Zeichen des stetigen Wandels. So lässt sich in der Ausstellung des Deutschen Museums Nordschleswig der Laternenumzug in Tondern betrachten. Begleitet wird dieser von der Figur des heiligen Sankt Martin auf einem Pferd. Dies ist eigentlich typisch für katholische Gegenden. In der Ausstellung zu betrachten ist auch ein Rhönrad. Dabei bleibt abzuwarten, ob dies ein ähnlich tragendes Element wie etwa Faustball wird.
Traditionen, mit denen wir uns nicht direkt in der Ausstellung beschäftigen, sind die Osterbräuche. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts verbreitete sich der Brauch des Ostereiersuchens in Nordschleswig. Damit verbunden auch die Vorstellung, dass der Osterhase die Eier wenn auch vielleicht nicht legt, so doch zumindest versteckt. Ein verhältnismäßig neuer Brauch in Nordschleswig ist es, Bäume und Büsche mit Ostereiern zu schmücken.
Das Färben und Verzieren von Hühnereiern fand schon im 16. Jahrhundert Verbreitung im deutschsprachigen Raum. Ursprünglich wurden sie rot eingefärbt und sollten das vergossene Blut Jesus Christi symbolisieren. Besonders bekannt für ihre farbenreiche und kunstvolle Verzierung von Eiern zu Ostern ist eine andere Minderheit: die der Lausitzer Sorben.
Die abgebildete Zeichnung zeigt Kinder bei der Ostereiersuche und stammt aus der Zeit von Anfang der 1940er Jahre. Der abgebildete Strohhase stammt von deutschen Flüchtlingen die bei Ende des Zweiten Weltkriegs in einem Flüchtlingslager in Nordschleswig untergebracht wurden.