100 JAHRE DEUTSCHE MINDERHEIT

Blau-gelbe Identität

Blau-gelbe Identität

Blau-gelbe Identität

Hauke Grella
Hauke Grella Museumsleiter
Sonderburg/Sønderborg
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Gerhard Schmidt mit Hosenträgern. Foto: Privat

Die Hosenträger waren Gerhard Schmidts Markenzeichen.

Es liegt wohl in der Natur der Sache, dass wir uns als „Gesinnungsminderheit“ regelmäßig mit unserer eigenen Identität beschäftigen. Und auch in der kommenden Dauerausstellung des Deutschen Museums Nordschleswig wird die Identität ein grundlegendes Thema sein und als roter Faden durch die Ausstellung führen. 

Dass die Frage der Identität so eine große Rolle spielt, ist nicht weiter verwunderlich. Wächst man in einer Minderheitenfamilie und in den Institutionen der deutschen Minderheit auf, so stellt sich schon früh die Frage, warum man in Dänemark lebend, die deutsche Sprache spricht und deutschsprachige Einrichtungen besucht. Wächst man dagegen als „Mehrheits-Deutscher“ in Deutschland auf, so stellt sich die Frage des Deutschseins nicht akut. Erst das Verhältnis von Minderheit zu Mehrheit sorgt dafür, dass jeder von uns schon früh darüber reflektieren muss, ob man nun Teil der Minderheit ist oder nicht.      

Mit der Frage der Zugehörigkeit zur Minderheit stellt sich auch die Frage des Verhältnisses zum Dänischen. Die Idee des Nationalstaates, in seiner Definition, schließt aus meiner Sicht die Zugehörigkeit zu zwei nationalen Gruppen aus. Sprache, Kultur und Ethnie werden in dem nationalstaatlichen Konstrukt als Homogen gesetzt. 

Die reale Welt sieht anders aus! Das eine schließt das andere nicht aus, und das Bekenntnis zu dem einen ist keine Ablehnung des anderen. Letzteres war früher sicher anders. Durch Sprache, politische Partizipation und kulturelle Teilhabe ist man auch Teil der dänischen Gesellschaft. Würde man gleichzeitig seine deutschen Identitätsmerkmale ablegen, spräche man von Assimilation. Werden aber beide Sprachen gesprochen, und nimmt man am dänischen wie am deutschen Kulturleben teil, erweitert man seine eigene Identität um eine weitere Dimension. Das ist der Alltag in den Familien und Institutionen.

Das primäre Identitätsmerkmal der deutschen Minderheit war und bleibt die deutsche Sprache. Aber auch unterschiedliche Traditionen müssen bewahrt und weiterentwickelt werden, um eine lebendige Minderheit beizubehalten. Dazu brauchen wir Projekte und Ideen, mit denen sich die nächsten Generationen identifizieren können. Das Projekt „Team Nordschleswig – Æ Mannschaft“ zeigt, wie man Spaß und Bewegung mit Tradition und Identität verbindet und somit ein modernes Bild der Minderheit vermittelt. 

Wie in vielen Vereinen und Institutionen der Minderheit, so hat auch „Team Nordschleswig – Æ Mannschaft“ die Farben Blau und Gelb im Logo. Und auch die gezeigten Hosenträger sind in diesen Farben gehalten. Diese wurden aus dem Wappen des alten Herzogtums Schleswig übernommen. Im Wappen sind zwei in Blau gehaltene Löwen auf gelbem Untergrund abgebildet. Nicht nur die Farben, auch die Löwen sind innerhalb der Minderheit wiederzufinden. 

Die Benutzung der blauen und gelben Farbe und der Löwen sind weitere Identitätsmerkmale. Sie symbolisieren die regionale Verbundenheit. 
Jemand, der offen zu seiner deutsch–nordschleswigschen Identität stand, war Gerhard Schmidt. Der Enkel von Johannes Schmidt Wodder war von 1975 bis 1993 Hauptvorsitzender des Bundes Deutscher Nordschleswiger. Als der Inhaber der Firma Scanbelt, Heinrich Tästensen, die verschlissenen alten Hosenträger von Gerhard Schmidt sah, fertigte er welche in Blau und Gelb an. Eigentlich nicht mit der Erwartung, dass Gerhard Schmidt sie tragen würde. So wurden sie aber zu seinem Markenzeichen.   

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Kommentar

Hannah Dobiaschowski
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