Sondierungsgespräche

Die Zeit rennt: Jamaika findet wenig Konsens

Die Zeit rennt: Jamaika findet wenig Konsens

Die Zeit rennt: Jamaika findet wenig Konsens

dpa
Berlin
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Auch bei wichtigen Themen wie der Vorratsdatenspeicherung oder der Telekommunikationsüberwachung kommen Schwarz-Gelb-Grün nicht auf einen Nenner. Foto: Gregor Fischer/dpa

Am Donnerstag steht die Sondierungsrunde an und die Parteien sind sich bei entscheidenden Themen noch immer nicht einig.

Union, FDP und Grüne sind sich wenige Tage vor der entscheidenden Jamaika-Sondierungsrunde in der Sicherheits- und Innenpolitik in zentralen Punkten noch völlig uneins. Vor allem bei den Knackpunkten Vorratsdatenspeicherung und Telekommunikationsüberwachung gibt es bisher keine Annäherung. Das geht aus einem Papier der zuständigen Berichterstatter der Jamaika-Parteien hervor. Es gibt den aktuellen Verhandlungsstand wieder. An diesem Donnerstag sollen die Sondierungen abgeschlossen werden.

Bei beiden zentralen Themen haben die Unterhändler von CDU/CSU auf der einen und FDP sowie Grünen auf der anderen Seite ihre konträren Auffassungen lediglich in eckigen Klammern festgehalten. Ob es weitere Bemühungen gibt, auf Expertenebene Lösungen zu finden, oder ob nun direkt die Parteivorsitzenden entscheiden müssen, war offen.

Uneinigkeit beim Thema Vorratsdatenspeicherung

Für FDP und Grüne ist die anlasslose Speicherung von Daten „ein nicht zu rechtfertigender Eingriff in die Grundrechte“. Deshalb sei die Anlassbezogenheit zentrales Kriterium bei Überwachung und Speicherung von Daten durch Sicherheitsbehörden. Um Rechtssicherheit für Bürger, Unternehmen und Behörden zu schaffen, „werden wir insbesondere die bestehende Regelung zur Vorratsdatenspeicherung (...) aufheben und durch eine anlassbezogene Regelung ersetzen, die mit europäischen Grundrechten vereinbar ist“.

Die Union will dagegen an der Vorratsdatenspeicherung „als notwendigem Instrument zur Verhinderung von Terroranschlägen und Aufklärung schwerster Kriminalität“ festhalten. Das Instrument solle zudem auf Wohnungseinbrüche ausgeweitet werden. Auf EU-Ebene werde man sich „erforderlichenfalls“ für eine Überarbeitung der Richtlinien einsetzen, „um eine praxisgerechtere Anwendung sicherzustellen“.

Uneinigkeit beim Thema Telekommunikationsüberwachung

Auch bei Telekommunikationsüberwachung und Onlinedurchsuchung werden schwer zu überbrückende Differenzen deutlich. FDP und Grüne halten fest: „Keinesfalls darf sich der Staat als Hacker betätigen oder Sicherheitslücken auf dem Schwarzmarkt ankaufen und ausnutzen.“ Online-Durchsuchung und Quellen-Telekommunikationsüberwachung (Quellen-TKÜ) „sind mit dem Ziel der IT-Sicherheit nicht vereinbar und greifen unverhältnismäßig in die Privatsphäre der Bürger ein“.

Die Union hält entgegen, Quellen-TKÜ und Online-Durchsuchung seien für Polizei, Strafverfolger und Nachrichtendienste „unverzichtbare Instrumente zur Verhinderung von Terroranschlägen und zur Aufklärung schwerster Straftaten“. Bei der Quellen-TKÜ geht es etwa darum, Informationen direkt auf dem Bildschirm abzugreifen, bevor sie etwa per Messenger-Dienst versendet werden. Terroristen und andere Kriminelle nutzen solche Dienste seit langem zur Kommunikation.

Uneinigkeit beim Thema Volksbefragungen

Auch beim Thema Volksbefragung gab es keine Anäherung. So wird bei der Formulierung des entsprechenden Punktes ausdrücklich der Dissens mit der CDU festgehalten. CSU, Grüne und FDP schreiben dagegen fest: „Wir wollen die parlamentarisch-repräsentative Demokratie durch weitere Elemente der Bürgerbeteiligung und direkter Demokratie ergänzen.“ Minderheiten- und Grundrechte stünden dabei nicht zur Disposition. Die CDU hält nichts von bundesweiten Volksbefragungen.

Einigkeit über mehr Personal für Polizei, Justiz und Amt für Sicherheit und Informationstechnik

Einig sind die die Jamaika-Unterhändler dagegen beim Vorsatz, so schnell wie möglich zusätzliche Stellen für die Polizeien von Bund und Ländern, die Justiz sowie das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik zu schaffen. Man wolle zudem eine bundesweit einheitliche Abwehr von Gefahren aus dem Cyberraum. Die Zusammenarbeit von Bund und Ländern soll beim Kampf gegen alle Formen des Terrorismus gestärkt und der Einsatz von Videoüberwachung an Kriminalitätsschwerpunkten ermöglicht werden. Außerdem wollen alle Seiten ein Gesetz zum Schutz von Hinweisgebern bei der Aufdeckung von Missständen in Konzernen („Whistleblower“) verabschieden.

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