Flensburger Werft

Windhorst bringt zum Geburtstag zwei neue Aufträge mit

Windhorst bringt zum Geburtstag zwei neue Aufträge mit

Windhorst bringt zum Geburtstag zwei neue Aufträge mit

Joshua Hischfeld, shz.de
Flensburg/Flensborg
Zuletzt aktualisiert um:
Besucher auf dem Werftgelände der FSG. Foto: Marcus Dewanger

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Die Flensburger Schiffbau-Gesellschaft feierte am Samstag ihr 150-jähriges Bestehen. Gekommen ist auch der Investor und Inhaber der Werft Lars Windhorst – der nicht nur für Flensburg Neuigkeiten dabei hatte.

Dass Führung und Beschäftigte der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) am Samstagnachmittag in lockerer Atmosphäre bei Sonnenschein, Bratwurst und Bier den 150. Geburtstag ihrer Werft feiern können, das hätten vor zwei Jahren wohl viele nicht für möglich gehalten. Es ist nicht lang her, da stand die FSG vor dem Aus. 2020 hatte die Werft Insolvenz beantragen müssen.

Kürzlich Stapellauf der RoRo-Fähre „Tennor Ocean“

Doch die Zeiten haben sich geändert. Erst kürzlich konnte mit der RoRo-Fähre „Tennor Ocean“ der erste Stapellauf seit der Insolvenz gefeiert werden. Entsprechend gut gelaunt zeigen sich Geschäftsführer Philipp Maracke und Eigentümer Lars Windhorst beim Jubiläumsfest auf dem Gelände der Werft.

„In den letzten Jahren war die FSG in schwerer See. Jetzt klart das Wetter wieder auf, und wir sehen Licht am Horizont“, sagt Maracke.

Lars Windhorst betont „Riesenspaß“ am Investment

Lars Windhorst betont, dass er trotz der Schwierigkeiten einen „Riesenspaß“ an dem Investment habe und verspricht den Beschäftigten: „Ihr könnt euch alle auf mich verlassen. Ich werde mit euch die nächsten Jahre und Jahrzehnte dafür kämpfen, dass die FSG erfolgreich ist.“

Die FSG sei für ihn etwas ganz Besonderes, denn in seiner Unternehmensgruppe, der Tennor Holding, habe er kaum Unternehmen, die auf eine solche Historie zurückblicken könnten.

Mehr als 750 Schiffe seit Gründung fertiggestellt

1872 ist die Schiffbau-Gesellschaft in Flensburg gegründet worden. Waren damals noch Eisenrumpf-Großsegler und -Dampfer die Schiffe der Wahl, hat die Werft heute vor allem Fracht-, Marine- und Forschungsschiffe im Blick. Mehr als 750 Schiffe hat die FSG seit ihrer Gründung gebaut und fertiggestellt. Viele weitere sollen folgen.

Fokussierung auf Marineschiffbau, grüne Technologie und Superyachten

Die Fokussierung auf drei Segmente soll die FSG nach dem Willen von Inhaber Windhorst und Geschäftsführer Maracke in eine erfolgreiche Zukunft führen.

Erstens will die Werft wieder verstärkt in den Marineschiffbau einsteigen. Windhorst wünscht sich eine „prominente Rolle“ für die Werft in der anstehenden Ausrüstung und Aufrüstung der Marine im Rahmen der von Kanzler Scholz ausgerufenen „Zeitenwende“.

Schlüsselthema: Schadstoffreduktion in der Schifffahrt

Zweitens will die FSG eine führende Rolle im Bereich der grünen Technologie einnehmen. Die Schadstoffreduktion in der Schifffahrt sei das zentrale Thema der Zukunft, glaubt Philipp Maracke und sieht seine FSG gut gerüstet: „Technische Innovationskraft und besonders pfiffige Lösungen in der Schiffstechnik kamen und kommen noch heute häufig aus Flensburg.“

Kooperation mit der Nobiskrug-Werft

Und drittens will man sich in Kooperation mit der Rendsburger Nobiskrug-Werft, die die FSG im vergangenen Jahr übernommen hatte, auf den Bau von Superyachten fokussieren. Hier hat Investor Lars Windhorst für die Belegschaft eine überraschende Neuigkeit zu verkünden.

In seiner Rede gibt er bekannt, dass die Werft neue Aufträge für den Bau von zwei Superyachten bekommen habe. Eine der Yachten soll dabei 80 Meter lang sein. Die Stahlbauarbeiten, die in der Flensburger Werft stattfinden, sollen bereits in diesem Jahr beginnen, so Windhorst in seiner Rede. Die offizielle Verkündung der Aufträge soll am Montag erfolgen.

Neuer Schwimmdock soll Kapazitäten der Werft erweitern

Und auch eine zweite Neuigkeit hat Windhorst mitgebracht. So teilt er mit, dass es der FSG gelungen sei, von der insolventen Hamburger Werft Pella Sietas einen neuen Schwimmdock von 180 Metern Länge zu erwerben. Mit diesem sollen die Kapazitäten der Flensburger Werft erweitert werden.

Für die Anfertigung des Stahlbaus von Superyachten wird so nämlich nicht mehr der Helgen, also die Schiffbauhalle, für den Bau größerer Schiffe blockiert, die Yachten können über die Schwimmdocks zu Wasser gelassen werden.

Die Werft rüstet sich also für neue Aufträge. Gleichzeitig steht sie weiterhin vor großen Herausforderungen. Dr. Reinhard Lüken, Hauptgeschäftsführer des Verbands für Schiffbau und Meerestechnik, sieht vor allem zwei Schwierigkeiten.

Sorge vor explodierenden Preisen

Zum einen sei die Branche stark von den explodierenden Preisen insbesondere beim Stahl betroffen, zum anderen sei der Preisdruck von Seiten der Asiaten, vor allem China, enorm. „China kann man als Mittelständler nicht alleine schlagen“, sagt er und fordert Unterstützung von der Politik ein.

Flensburgs Oberbürgermeisterin Simone Lange pflichtet ihm bei und verspricht, sich auch weiterhin für die Werft einsetzen zu wollen. Sie übergibt Inhaber Lars Windhorst eine Champagnerflasche wie die, die sie vor Kurzem bei der Taufe der „Tennor Ocean“ zerschlagen hatte.

Auf das noch weitere Schiffstaufen in Flensburg folgen werden.

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