Ortssanierung

Gefragt auf dem Arbeitsmarkt: Steinsetzer sind Mangelware

Gefragt auf dem Arbeitsmarkt: Steinsetzer sind Mangelware

Gefragt auf dem Arbeitsmarkt: Steinsetzer sind Mangelware

Hoyer/Tondern
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Pfastern ist für kaputte Körper nicht der beste Beruf. Foto: Brigitta Lassen

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Diese Fachkräfte sind wie andere Handwerker kaum zu finden. Die Firma Kjelkvist in Tondern suchte sich Hilfskräfte beim deutschen Partner Gartenträume in Emmelsbüll-Horsbüll. Das Sanierungsprojekt in Hoyer wird sich verzögern. Auch dort werden Steinsetzer gesucht.

Wer Pflasterer oder Pflasterin ist und das Handwerk versteht, kann sich den Arbeitsplatz zurzeit aussuchen. Denn diese Menschen vom Fach sind zu Mangelware geworden. Dies führt zum Beispiel bei der Ortsneugestaltung im Rahmen des Projekts Tonderner-Marsch-Initiative dazu, dass einige der aufgerissenen Straßen vorerst nicht gepflastert werden können.

Es werden zunächst nur provisorisch Bordsteinkanten gesetzt, schreibt die Tonderner-Marsch-Initiative auf Facebook. Dieser Eintrag hat zum Teil heftige Reaktionen in Hoyer ausgelöst, da man im Ort schon seit sehr langer Zeit mit Straßenbauarbeiten im ganzen Ort zu leben hat. Andere freuen sich über das schöne Resultat der schon beendeten Arbeiten.

 

In Hoyer werden die Straßen im alten Ortskern gepflastert. Foto: Volker Heesch

Auch Bo Kjelkvist, Firmenmitinhaber von Kjelkvist in Tondern, kann ein Lied von fehlenden Pflasterern singen. Das Tiefbauunternehmen sicherte sich das größte Einzelprojekt seit der Firmengründung, als es den Zuschlag bekam, die ebenfalls im Rahmen des Tonderner-Marsch-Projekts vorgesehene Umgestaltung der Tonderner Schiffbrücke zu übernehmen.

„Das ist wirklich ein großes Problem, Steinsetzer zu finden, die auch das alte Handwerk beherrschen“, bedauert Bo Kjelkvist. Besonders bei der Neugestaltung der Stadtmitte werden viele dieser Kräfte gesucht, da zum Beispiel kleinere Straßen wie die Spiekergade Kopfsteinpflaster haben sollen. Zudem werden der große Parkplatz gepflastert sowie der große runde Springbrunnen, der mit Wasser im übertragenen Sinn an die Zeit erinnern soll, als die Stadt noch einen Hafen hatte, der dann 1934 zugeschüttet wurde.

Die alten Kaimauern sollen als Minimuseum über die Geschichte erzählen, als Tondern noch einen Hafen hatte. Foto: Brigitta Lassen

Erst habe die Firma in der näheren Umgebung nach Fachkräften gesucht, erweiterte aber dann ihren Radius bis nach Ripen (Ribe), berichtet Kjelkvist. Ohne Erfolg. Doch das Unternehmen gab nicht auf und suchte Unterstützung unter anderem bei den Kollegen der Firma Gartenträume in Emmelsbüll-Horsbüll nordwestlich von Niebüll. Sie konnten dem Tonderner Unternehmen bei der Bewältigung des Großauftrags unter die Arme greifen, das ursprünglich zum Tønder Festival Ende August fertig sein sollte.

Wir stehen also nicht nur wegen des Mangels an Arbeitskraft unter Druck, sondern auch zeitlich.

Bo Kjelkvist, Unternehmer

Durch den Fund der alten Kaimauern des früheren Hafens ist das Projekt im historischen Stadtteil verzögert, da der Stadtrat erst beschließen musste, in welcher Art die Funde der Nachwelt erhalten bleiben konnten. Er einigte sich im Februar auf eine Tunnellösung. Die Besucherinnen und Besucher werden unterirdisch zum Minimuseum geführt.

 

Eine Skizze mit dem Tunnel zum kleinen Hafenmuseum Foto: effekt

Doch die Baustelle soll einigermaßen hergerichtet sein, wenn Königin Margrethe am 6. August die Kommune Tondern besuchen wird. Auch sie soll zum Schiffbrücken-Projekt geführt werden.

„Wir stehen also nicht nur wegen des Mangels an Arbeitskraft unter Druck, sondern auch zeitlich“, räumt Bo Kjelkvist ein.

Ein Ort zum Verweilen soll die Schiffbrücke werden. Foto: effekt

 

Deutsche und Polen packen mit an

Nicht nur Deutsche, sondern auch Polen packen jetzt auf der Schiffbrücke mit an. Besonders die deutschen Pflasterer verstünden ihr Handwerker. Sie gelten als Spezialisten, wenn mit Ziegelsteinen und Natursteinen gearbeitet wird. Sie und ihre polnischen Kollegen arbeiten auch an den Wochenenden auf der Schiffbrücke, damit das Projekt vorankommt.

Die Steinsetzer im Becken des neuen Springbrunnens Foto: Brigitta Lassen

 

Wer glaubt, dass die Firma ihre gesamte Pflasterer-Mannschaft an die Schiffbrücke schickt, täuscht sich. „Wir haben auch private Kunden. Daher arbeiten drei kleinere Teams an den Gartenprojekten dieses Kundenkreises. Wir lassen sie nicht im Stich“, unterstreicht der Firmenchef.

 

Die letzten Reste des Skibbrokioskes. Auch der dort liegende Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg muss weichen. Foto: Brigitta Lassen
Schiffbrücken-Projekt
Es gibt noch viel zu tun auf der Schiffbrücke. Foto: Brigitta Lassen

Der Abriss des früheren Skibbroen-Kioskes ist fast beendet. Am neuen Standort des Schnellimbisses steht bereits sein schöner, runder Nachfolger, der im Vergleich zum Vorgänger nobel aussieht. Auf dem Dach wurden sogar Blumen gepflanzt. Nach dem Abriss des Kiosks hat Pächter Asger Nielsen einen kleinen Wurstwagen aufgestellt. 

 

Nobel: der neue Wurstpavillon mit viel Glas und Holz Foto: Brigitta Lassen
Auf dem Dach können die Blumen auf dem Pavillon erahnt werden. Foto: Brigitta Lassen
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