Autorenlesung

Als Schriftsteller mit 46 Jahren debütiert

Als Schriftsteller mit 46 Jahren debütiert

Als Schriftsteller mit 46 Jahren debütiert

DN
Tondern/Tønder
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Kim Leine war zu Besuch in der Deutschen Bücherei Tondern.
Kim Leine in der Deutschen Bücherei Tondern Foto: Marieke Heimburger

Er liebte Pippi Langstrumpf und las auch die anderen Bücher von Astrid Lindgren. Als Zwölfjähriger träumte Kim Leine davon, Schriftsteller zu werden. Mit 46 Jahren debütierte der in Norwegen geborene und in Dänemark aufgewachsene Autor. Kürzlich war er Gast in der Deutschen Bücherei Tondern.

Davon geträumt, Schriftsteller zu werden, hat Kim Leine schon als Zwölfjähriger weit oben in Norwegen, wo er mit seiner Familie in einer streng religiösen Gemeinschaft lebte. Mit 46 Jahre kamen dann sein Debüt und in den Jahren danach Preise und Auszeichnungen.

Kim Leine, in Norwegen geboren, später in Dänemark aufgewachsen und beruflich als Krankenpfleger viele Jahre in Grönland lebend, hat sich in der Literaturszene einen Namen gemacht, u. a. mit den ins Deutsche übersetzten Büchern „Die Untreue der Grönländer“ und „Ewigkeitsfjord“, zu dem gerade auf Dänisch der zweite Band der Trilogie mit dem Titel „Rød mand/Sort mand“ erschienen ist. Im Rahmen des Literaturereignisses „Ord fra nord“, das Dansk Centralbibliotek in Flensburg ausrichtet, war Kim Leine zu Gast in der deutschen Bücherei in Tondern.


In einer munteren Mischung aus Deutsch und Dänisch stellte sich der Autor den Fragen des Publikums und der Büchereidirektorin Claudia Knauer. Unter anderem ging es darum, wieviel ihm die nahegelegene Bücherei in seiner Kindheit und Jugend bedeutet hat. „Ich habe immer gelesen“, so Leine. Sein Lesehunger machte vor nichts Halt: Er liebte Pippi und die anderen Bücher von Astrid Lindgren, las Alexandre Dumas Werke, James M. Cains „Wenn der Postmann zweimal klingelt“ und all die Klassiker von Thomas Manns „Buddenbrooks“ bis zu Tolstoi, den er noch heute, neben Gustave Flaubert, zu seinen Lieblingsautoren zählt.

In Dänemark weiß man nichts von Grönland 


In Leines Werken steht oft Grönland im Mittelpunkt. „In Dänemark weiß man nichts von Grönland“, so seine Erkenntnis. Im Rest der Welt auch nicht, bis Trump mit seinem Kaufangebot kam.
Mit seinen Büchern, die im Falle der Trilogie vor allem die Kolonialgeschichte in das Zentrum stellen, verfolgt er auch ein aufklärerisches Ziel. Das ist allerdings beim Schreiben der ersten Version, wenn der „Magier“ der Fantasie die Arbeit bestimmt, nicht zentral ist. Der aufklärerische Aspekt ergibt sich in der zweiten und dritten Durcharbeitungsphase, wenn der „Magister“, der auf Fakten und historische Relevanz achtet, mehr die Oberhand gewinnt, wie Leine es bildlich erklärte. Dennoch ist er vor allem ein Erzähler. Es geht um Geschichten, nicht um Geschichte, obwohl seine Romane vielfach auf realen Geschehnisse basieren.
Der Abend in der Bücherei war kurzweilig, erhellend, ohne belehrend zu sein und auf jeden Fall Anlass gebend, seine Bücher – noch einmal – zu lesen. Die deutschen Übersetzungen sind noch gründlicher überarbeitet als das Original, gab er preis, denn die Übersetzerin Ursel Alleinstein arbeitete äußerst präzise und deckte den einen oder anderen Fehler auf. Genau, bestätigte Marieke Heimburger, als Literaturübersetzerin vom Fach: „Niemand liest so gründlich wie eine Übersetzerin.“ 
 

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