Vor 100 und vor 50 Jahren

Chronik: Autonomie, Atomkraft, Apenrader Malerin

Chronik: Autonomie, Atomkraft, Apenrader Malerin

Chronik: Autonomie, Atomkraft, Apenrader Malerin

Jürgen Ostwald
Jürgen Ostwald Freier Mitarbeiter
Nordschleswig
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Der Ausschnitt einer Postkarte aus Memel (heute Klaipeda) zeigt die damalige Alexandertrstraße, wie sie um 1900 aussah. Links das Memeler Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Mehr darüber unter dem 6. Januar 1924 Foto: Privat

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Die Schlagzeilen von diesem Januar sind ganz anders als noch vor 100 und vor 50 Jahren. Jürgen Ostwald hat im Archiv die Zeitungen durchforstet und nimmt die Leserinnen und Leser mit auf eine Reise in die Vergangenheit.

Zu Beginn eines jeden Jahres blicken wir in eine deutsche Tageszeitung, die vor 100 Jahren im Januar erschienen ist und nicht in unsere „Sonderburger Zeitung“, die wir im Februar wieder aufschlagen werden. Diesmal ist es die „Deutsche Allgemeine Zeitung“, die damals auch in Nordschleswig gelesen wurde – nicht nur von den Redakteuren und Mitarbeitern der Apenrader Tageszeitung „Heijmdal“ von C. P. Hanssen und von jenen der Haderslebener Zeitung „Dannevirke“, die beide gelegentlich auf Artikel des in Berlin erscheinenden Blattes zurückgriffen. Auch die vier deutschsprachigen Tageszeitungen in Nordschleswig benutzten das Berliner Blatt, schließlich war die Zeitung seit Mitte November 1918 Nachfolger der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“, die jahrzehntelang seit ihrer Gründung 1861 als „Bismarcks Hauspostille“ fungierte und bis Ende 1918 offiziöses Regierungsorgan war. Als solche war sie natürlich bei den zahlreichen deutschsprachigen Zeitungen in den Jahrzehnten vor der Volksabstimmung sehr beliebt.

Deutsche Allgemeine Zeitung 1924 Foto: Deutsche Allgemeine Zeitung

Sonntag, 6. Januar 1924

Litauen und die Autonomie des Memelgebiets

Gleichzeitig mit dem Ruhreinbruch jährt sich in diesen Tagen der Überfall der Litauer auf das Memelgebiet. Die Memelländer, von der französischen Besatzung waffenlos gemacht, konnten sich nicht zur Wehr setzen; die Franzosen ergaben sich feige und hissten ein weißes Tischtuch auf ihrer Kommandantur; das Memelgebiet  wurde die leichte Beute der litauischen Einbrecher. Nachdem die Okkupation des Memelgebiets durch die Litauer vollzogen war, setzten sie dort ein großlitauisches Landesdirektorium ein, das nach Willkür schaltete und waltete und sich die gröbsten Ausschreitungen gegen das Deutschtum erlaubte, bis es den Memelländern schließlich doch zu viel wurde und im April vorigen Jahres Unruhen ausbrachen, die von den Litauern blutig niedergeschlagen wurden.

Der Beginn eines größeren Beitrages über das Schicksal der Memeldeutschen stammt aus der Feder von Ernst Samel, damals Vorsitzender des Memellandbundes in Deutschland. Das Memelland, ein Teil Ostpreußens, musste nach dem Versailler Vertrag 1919 im Gegensatz zu Nordschleswig ohne Volksabstimmung an die alliierten Siegermächte abgetreten werden. Frankreich übernahm 1920 die Verwaltung. Gleichzeitig mit der französischen Ruhrbesetzung 1923 besetzten litauische Freischärler das Memelland. Um diese Zeit gehörten von den 120.000 Einwohnerinnen und Einwohnern drei Viertel zur deutschen Bevölkerung. Die Siegermächte erkannten die litauische Okkupation an, bestimmten jedoch im März 1924 das sogenannte Memelstatut, das eine gewisse Autonomie unter litauischer Hoheit gewährte.

Am Schicksal des Memelgebietes nach 1918 nahm man auch in Nordschleswig Anteil, schließlich gab es einige Ähnlichkeiten der politischen Entwicklung. Deutlich wird es auch an den Denkmälern, die nicht mehr existieren: In Hadersleben stand ein Denkmal Kaiser Wilhelms I. Es war das nördlichste im Deutschen Reich. Das östlichste stand in Memel (heute Klaipeda). Beide wurden bald nach 1919 abgebaut. Die  Haderslebener Statue ist heute in der ständigen Ausstellung im Sonderburger Schlosses zu sehen, das Memeler Standbild wurde 1923 entfernt und später eingeschmolzen. Beide Standbilder wurden in der der Berliner Gießerei Gladenbeck gegossen.

 

Montag, 7. Januar 1924

Goethes „schwarze Liste“

Goethe war ein Feind unnötiger Redensarten. Mit Fichte zusammen, der ebenfalls gegen Phrasen ankämpfte, veranstaltete er eine Sammlung von „Redensarten“, die der Schriftsteller vermeidet. Diese „schwarze Liste“ wird im neuesten Heft des „Inselschiffs“ mitgeteilt. Goethe erinnert in einer Nachschrift an den Krieg Fichtes gegen diese Worte und sagt dann: „Dies gab Gelegenheit, näher zu bedenken, woher diese höflichen vorbittenden, allen Widerspruch des Hörers und Lesers sogleich beseitigenden Schmeichelworte ihre Herkunft zählen.“

Das „Inselschiff. Eine Zeitschrift für die Freunde des Insel-Verlages“ war das viermal im Jahr erscheinende und bibliophil aufgemachte Periodikum des Insel Verlages von Anton Kippenberg, der zugleich ein großer Goethe-Enthusiast und -Sammler war. Noch heute zeugt das Goethe-Museum Düsseldorf der Anton-und Katharina-Kippenberg-Stiftung davon. Goethes wieder abgedruckter Aufsatz, von dem oben die Rede ist, wurde bereits1817 unter dem Titel „Redensarten, welche der Schriftsteller vermeidet, sie jedoch dem Leser beliebig einzuschalten überlässt“ in Goethes eigener Zeitschrift „Über Kunst und Altertum“ veröffentlicht. Unsere Abbildung zeigt eine Textseite von Goethes Aufsatz mit den Wort- und Satzteil-Beispielen.

Da unsere Chronik stets auch die Spuren Nordschleswigs im bunten Treiben auswärtigen Lebens nachzuspüren sucht, sei hier nebenbei vermerkt, dass Goethe und sein Mitarbeiter Meyer, der „Kunscht-Meyer“, die Anzeige zum Lithografie-Werk des Schleswiger Brüggemann-Altares von der Hand des Nordschleswigers Conrad Christian August Böhndel, der ein Freund Caspar David Friedrichs und Philipp Otto Runges war, in das Heft 2 des Jahrgangs 1825 von „Über Kunst und Altertum“ einrücken und positiv vermerken werden.

Eine Seite aus Goethes Zeitschrift „Über Kunst und Altertum“ von 1817 Foto: Anna-Amalia-Bibliothek, Weimar

Dienstag, 8. Januar 1924

Deutschtum an der Wolga

Vor Kurzem wurde bekannt, dass die russische Regierung beabsichtige, die bereits unter dem Namen „Arbeitskommune der Wolgadeutschen“ zu einem Gouvernement vereinigten deutschen Kolonien an der Wolga zu einer „Sowjetrepublik der Wolgadeutschen“ im Rahmen der russischen Sowjetföderation auszugestalten. Die Konstituierung der neuen Sowjetrepublik solle bereits im Januar 1924 vor sich gehen. Damit soll den Wolgadeutschen das gegeben werden, was die Moskauer Zentralregierung bereits seit längerer Zeit den anderen innerhalb der russischen Grenzen wohnenden völkischen Minderheiten gab, soweit sie in zusammenhängenden Siedlungsgebieten wohnen: die Autonomie. Dieser entgegenkommende Schritt gegenüber den nationalen Minoritäten wurde von Moskau in der Hauptsache deshalb getan, um den Gegensatz zur zaristischen Regierung recht krass in die Erscheinung treten zu lassen und die russischen Staatsbürger nichtrussischer Nationalität für den Sowjetgedanken zu gewinnen.

Das Autonome Gebiet hatte in Katharinenstadt seine Hauptstadt, damals eine Kleinstadt von etwa 30.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Sie wurde 1929 in Engels umbenannt. Am Anfang der sowjetischen wolgadeutschen Selbstverwaltung steht Ernst Reuter, der 1889 in Apenrade geboren wurde und 1918 als Volkskommissar der Wolgadeutschen in Saratow wirkte. Saratow, heute fast eine Millionenstadt liegt am rechten Wolgaufer. Gegenüber, auf der anderen Flussseite, liegt das heutige Engels.

Reuter wird bekanntlich später der Regierende Bürgermeister von West-Berlin. Die Gründung der Sowjet-Republik der Wolgadeutschen 1924 erklärt sich aus der deutschen Geschichte. Die kommunistischen Aufstände in Sachsen und Thüringen im Herbst 1923 bewogen die Komintern, die Kommunistische Internationale, und die Sowjetregierung in Moskau, diese Aufstände als den Beginn der herbeigesehnten Weltrevolution zu deuten. Die Regierung hatte bereits an die polnische Regierung einen Antrag auf Durchmarsch der Roten Armee durch Polen gestellt, um die deutschen Aufständischen zu unterstützen. Daraus wurde bekanntlich nichts.

Die Wolgadeutsche Sowjetrepublik wurde gleichwohl gegründet und prosperierte – allerdings nur bis zur endgültigen Machtübernahme Stalins und der dann einsetzenden Verfolgung der Wolgadeutschen. Nehmen wir nur das Schulwesen: Ende der 1920erJahre waren (mit deutscher Unterrichtssprache!) sechs landwirtschaftliche, eine industrielle und eine pädagogische Fachhochschule tätig. 1932 waren bereits 14 Fachhochschulen in Betrieb. Doch die Blüte währte nicht lange.

 

Donnersteg, 10. Januar 1924

Dänische Prinzenheiraten in Amerika 

Die Amerikaner haben wieder einmal eine besondere gesellschaftliche Sensation: Der 33jährige Prinz Erik von Dänemark, Sohn des Prinzen Waldemar und Neffe des Königs Christian, hat sich mit Fräulein Francis Booth in Ottawa (Kanada) verlobt., nachdem er auf seine sämtlichen Geburtsrechte verzichtet hat. Die Braut ist die Enkelin des Multimillionärs John R. Booth, des Besitzers großer Holzsägereien, der seine Laufbahn als gewöhnlicher Arbeiter in einer Holzsägerei bei Quebec begonnen hat. Prinz Waldemar, der Vater des Bräutigams, ist übrigens vor kurzem aus Kopenhagen nach Amerika abgereist. Man bringt seine Reise in Verbindung mit einer anderen bevorstehenden Verlobung in seiner Familie, der seines jüngsten Sohnes, des Prinzen Viggo, mit der Tochter des Neuyorker Bankiers J. D. Greene.

Die große Villa des Brautvaters John R. Booth steht noch heute in Ottawa, eingezwängt zwischen vielgeschossigen Neubauten unserer Zeit. Prinz Erik und Francis Booth sind einstmals die Treppe der Villa emporgeschritten. Foto: wikipedia.org/SimonP

Dienstag, 22. Januar 1924

Der Strindberg-Preis

Der Strindberg-Preis, der alljährlich am Geburtstage Strindbergs (22.Januar) verliehen wird, wurde dem Werke „Dante und seine Zeit“ von Karl Federn zuerteilt.

Der Strindberg-Preis wurde von dem Schriftsteller Emil Schering (1873-1951) vergeben, der der Übersetzer August Strindbergs war und nach dem Tod des Dichters (1912) sein Agent und unermüdlicher Propagandist. Er wurde nicht umsonst „Strindbergs Prophet“ genannt. Karl Federn (Wien 1868-1943 London) war damals ein viel gelesener Autor, doch er erhielt den Preis für sein bereits 1899 erschienenes Werk „Dante und seine Zeit“, das er 1916 überarbeitet abermals vorgelegt hatte.

Dass Schering Federn den Preis für sein Dante-Buch zuerkannte, war wahrscheinlich eine Nachwirkung des groß gefeierten Dante-Jahres von 1921 (Dante war 1321 in Ravenna gestorben).1933 schrieb Federn über Strindberg: „Über ein  Jahrzehnt wurden Strindbergs Dramen auf den deutschen Bühnen gespielt, und sein Einfluss machte sich in der Literatur geltend. Dann ebbte die Welle zurück. Sie wird wiederkommen. Was an Strindberg eigenartig und groß ist, seine geniale Erkenntnis, seine dramatische Kraft, seine dämonische Bitterkeit, seine Kunst, schwere, schreckliche, höllische Seelenkonflikte zusammenzuballen und manchmal wieder in sanfter, wenn auch nie ungebrochener Lyrik zu lösen, wird die Menschen immer wieder packen.“ Diese Zeilen veröffentlichte Federn in Berlin am 13. April 1933, zweieinhalb Monate waren nach Hitlers Machtergreifung vergangen. Im Mai emigrierte Federn nach Dänemark, wo ihn Aage von Kohl und Edith Rode unterstützten. Seine schriftstellerische Tätigkeit setzte er dort fort. Dänemark erschien ihm und seiner Frau bald zu unsicher, und sie emigrierten 1938 weiter nach London, wo Federn 1943 starb.

Karl Federn in einer Zeichnung seiner Frau Helene Federn Foto: Geflüchtet unter das dänische Strohdach 1988

Mittwoch, 23. Januar 1924

Lenin gestorben

Der Tod Lenins wurde in der DAZ dreispaltig auf Seite eins mit Foto angezeigt, der Umfang der Meldung war für die Zeitung ungewöhnlich, zeigt aber, welche Bedeutung man ihr beimaß. Sonst wurden selbst wichtigste Ereignisse mit nur einer einspaltigen Mitteilung abgegolten.

Montag, 28. Januar 1924

Lenins Beisetzung

Am Sonntagnachmittag um zwei Uhr, zur Zeit der Bestattung Lenins, wurden gleichzeitig auf dem ganzen Territorium der Sowjetunion Gewehrsalven abgeschossen. Alle Fabriken und Betriebe salutierten mit ihren Sirenen, die Eisenbahn stand fünf Minuten still, der Telegraph und die Radiostationen unterbrachen ihre Arbeit für fünf Minuten und gaben überallhin die Worte wieder: Lenin ist tot, aber sein Werk wird ewig leben; das drahtlose Telephon spielte den Trauermarsch. Der deutsche Botschafter, Graf Brockdorff-Rantzau, hatte im Namen der bei der Sowjetregierung beglaubigten Regierungen einen Kranz niedergelegt.

Eine umfangreiche von Prof. Abrikossow unterschriebene Denkschrift über die Obduktion der Leiche Lenins hat die Richtigkeit der Diagnose und der Behandlung bestätigt. Der Ausgangspunkt der Krankheit ist eine ausgedehnte Arteriosklerose der Gefäße, infolge ihrer vorzeitigen Abnutzung.

Dieser kurze Bericht von Wolfs Telegraphischem Büro wurde in zahlreichen Zeitungen abgedruckt. Viele Zeitungen ergänzten diese Zeilen mit anschaulichen Berichten ihrer Moskauer Korrespondenten, die bei der Beisetzung zugegen waren. Es gab bemerkenswerte Reportagen deutscher und dänischer Blätter, auf die wir hier leider nicht eingehen können.

 

Mittwoch, 30. Januar 1924

Goethe in Dänemark

Die dänische Goethe-Ausstellung wurde heute Nachmittag im  Kunstausstellungsgebäude Charlottenborg eröffnet. Unter den Gästen befanden sich Vertreter der dänischen Regierung, Mitglieder des diplomatischen Korps, der deutsche Gesandte v. Mutius mt seiner Gemahlin und den übrigen Mitgliedern der deutschen Gesandtschaft, der Oberpräsident von Kopenhagen, der Kopenhagener Bürgermeister, der Rektor der Kopenhagener Universität Prof. Munch-Petersen und andere Universitätsprofessoren, ferner zahlreiche Vertreter der dänischen Kunst-, Literatur- und Bibliothekskreise.

Die Goethe-Ausstellung war bereits über ein Jahr von dem Autor und Deutschland-Kenner und -Bekenner Karl Larsen vorbereitet und als großes Ereignis angekündigt worden.

 
Foto: DN
Franciska Clausen 75 Jahre Foto: Finn Terman Frederiksen: F. Clausen 1988

Sonnabend, 5. Januar 1974

Franciska Clausen 75 Jahre

Die Malerin Franciska Clausen gehört zu den Apenrader Künstlern, deren Namen weltweit bekannt sind. Am Montag vollendet sie ihr 75. Lebensjahr. Franciska Clausen wurde in der Stadt der drei Makrelen als Tochter eines Kaufmannes geboren. Noch heute bewohnt sie ihr Elternhaus in der Westerstraße 8. Bereits mit 17 Jahren begann sie auf der Großherzoglichen Kunstschule in Weimar ihr Studium. Anfang der Zwanzigerjahre war Franciska Clausen für kurze Zeit in Kopenhagen, wo sie Schülerin von Professor Wandel war. Nach weiteren Studien in Berlin und München kam die Jubilarin dann nach Paris zu Fernand Léger, der großen Einfluss auf die spätere künstlerische Entwicklung von Franciska Clausen ausübte.

Wer die weltweit bekannten Künstler Apenrades sind, die unser Autor eingangs erwähnt, verschweigt er. Er musste es, denn es gibt keine. Außer Franciska Clausen, können wir heute sagen, damals kannten sie aber nur Kenner, ihre Bedeutung war noch nicht allgemein anerkannt. Genau bedacht, sollte die obige Bemerkung den Rang Franciska Clausens verringern und kommt mit ihrer eigenwilligen Ironie eigentlich einer Beleidigung gleich. Es ist der ehemaligen Leiterin des Kunstmuseums Brundlund Slot, Katrine Kampe, zu verdanken, dass der Nachlass der Malerin wieder nach Apenrade zurückgeholt werden konnte und in Ausstellungen zugänglich gemacht worden ist, nachdem die Stadt Apenrade nach dem Tod der Malerin 1986 achtlos ihre Werke und ihren bereits durch Umzug verkleinerten Besitz ablehnte und ihr ehemaliges stattliches Elternhaus abreißen ließ.

Wie gesagt, Kennern war ihre Bedeutung immer klar. Schon zu Lebzeiten legten Troels Andersen, der legendäre spätere Chef des Asger-Jorn-Museums, und der aus der deutschen Minderheit stammende dänische Autor Gynther Hansen, der mit Franciska Clausen befreundet war, im Jahre 1974 zum Geburtstag der Malerin die erste Werkmonografie vor. Im vergangenen Jahr konnte die Kunstwelt die große Retrospektive in Aarhus bewundern. Und in Paris waren im Herbst 2013 die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung über die Pionierinnen der „années folles“, also der wilden Zwanzigerjahre in Paris, begeistert über Franciska Clausen, denn ihre wichtigsten Anregungen und Lebensjahre für ihr Werk verdankte sie Berlin und Paris.

Die Ausstellung „Pionnières. Artistes dans le Paris des années folle“ fand in den schönen Räumen des Pariser Musée Luxembourg statt und zeigte Franciska Clausen gleichrangig neben Suzanne Valadon und Marie Laurencin. Und vor zwei Jahren ist sogar der erste Roman über Franciska Clausen erschienen (allerdings 300 Seiten!). Für die dänische Kunstgeschichte repräsentiert Franciska Clausen als Künstlerin die Moderne des 20. Jahrhunderts. Und wenn es eine nordschleswiger Kunstgeschichte gibt, dann gilt die Reihenfolge: Eckersberg-Nolde-Franciska Clausen.

 

Sonnabend, 12. Januar 1974

Sonntags-Fahrverbot gilt auch für deutsche Autos

Deutsche Autofahrer werden in Zukunft sonntags nicht mehr nach Dänemark einreisen können. Diese Entscheidung wird am kommenden Dienstag im Valuta-Ausschuss des Folketings fallen, wie „Der Nordschleswiger“ gestern erfuhr. (…) Die Tatsache, dass Dänemark wegen der Energieknappheit an den Sonntags-Fahrverboten weiterhin festhalten muss, während die Bundesregierung in dieser Woche beschlossen hat, auf weitere Sonntags-Fahrverbote zu verzichten, ist vom Gravensteiner Polizeimeister Iver Møller („Einheimische zu Fuß – Ausländer im Auto“) als ein unhaltbarer Zustand bezeichnet worden.

 

Montag, 14. Januar 1974

Haderslebens Bürgermeister: Kein Nein zum Atomkraftwerk

Einen offiziellen Kommentar zu der Ritzau-Meldung, wonach zwei Plätze bei Øster Ørby Hage unmittelbar nördlich der Haderslebener Förde vielleicht als Standort für das erste dänische Atomkraftwerk gewählt werden, lehnte der Haderslebener Bürgermeister H. C. Carstensen gestern zwar ab, doch wollte er sich nicht von vornherein auf ein Nein festlegen. (…) Der Atomenergie-Ausschuss des Umweltministeriums hat acht Standorte für den Bau der ersten Kernenergiekraftwerke in Dänemark festgelegt. Sechs dieser Standorte liegen in Ostjütland, einer in Westjütland und ein weiterer in Ostfünen.

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