Flensburg

Zusage bei Besuch von Robert Habeck: In der Diako werden keine Abteilungen geschlossen

Zusage: In der Diako werden keine Abteilungen geschlossen

Zusage: In der Diako werden keine Abteilungen geschlossen

Ove Jensen
Flensburg
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Auf Stippvisite: Robert Habeck zu Gast im insolventen Diako-Krankenhaus in Flensburg. Foto: Staudt/shz.de

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Der Bundeswirtschaftsminister besuchte das Flensburger Diako-Krankenhaus in seiner Eigenschaft als Grünen-Wahlkreisabgeordneter. Es ging auch darum, wie realistisch die geplante Fusion mit dem Franziskus-Krankenhaus ist.

Es waren kurze Bemerkungen von Krankenhaus-Geschäftsführer Ingo Tüchsen und Diako-Vorstand Dirk Outzen, die besonders aufhorchen ließen, als Robert Habeck am Montag das insolvente Krankenhaus besuchte.

Tüchsen stellte klar, dass trotz der geplanten herben Einschnitte keine Abteilungen geschlossen werden. Das war auch eine Reaktion auf Gerüchte über die Zukunft der Mammographie, wo kürzlich zwei Ärzte gekündigt hatten.

Outzen sagte, er wolle „das Krankenhaus unbedingt in unserer Trägerschaft halten“ – und machte damit indirekt klar, dass dies nicht die einzige Option ist, sondern ein Verkauf weiterhin im Raum steht. Mit einem neuen Eigentümer wären auch die Pläne für das neue Großkrankenhaus in gemeinsamer Trägerschaft mit den katholischen Maltesern hinfällig.

Habeck selbst war nicht als Bundeswirtschaftsminister gekommen (auch wenn vor der Tür die schwarzen Mercedesse mit Blaulicht und Berliner Kennzeichen warteten), sondern als Flensburger Grünen-Bundestagsabgeordneter.

Mit dabei hatte er Janosch Dahmen, der als Gesundheitsexperten seiner Fraktion währen der Corona-Pandemie ebenfalls zum Fernsehgesicht geworden war.

Auch Dahmen kannte die Diako bereits – jedenfalls von oben: Als Notarzt im Rettungshubschrauber mit Standort in Nordrhein-Westfalen habe er gelegentlich Patienten hier abgeliefert, berichtete er.

Habeck und Dahmen sprachen gemeinsam mit der Grünen-Landtagsabgeordneten Eka von Kalben auch mit mehreren Mitarbeitern. „Es sind emotional sehr belastende Zeiten für alle Kolleginnen und Kollegen“, sagte dabei Mathias Norden, der Vorsitzende der Mitarbeitervertretung. Habeck suchte danach auch noch das Gespräch mit Reinigungskräften aus der Diako-Service GmbH, die fürchten, dass bei ihnen rund 20 Prozent der Stellen abgebaut werden könnten.

„Die Anspannung ist mit Händen zu greifen“, sagte der Minister nach dem Gespräch. Dabei seien ihm nicht nur die Sorgen der Mitarbeiter begegnet, die um ihre Arbeitsplätze fürchten, sondern auch die Sorgen derjenigen, die vermutlich bleiben, aber eine Arbeitsverdichtung nach dem Stellenabbau fürchten.

Hoffnungen darauf, die akut gefährdeten Arbeitsplätze zu retten, konnte er aber nicht machen.

Die Politik könne im aktuellen Insolvenzverfahren nichts tun, sagte Habeck, sie könne aber für bessere Rahmenbedingungen sorgen. Gegen die chronische Unterfinanzierung von mittelgroßen Krankenhäusern wie der Diako soll die Krankenhaus-Reform helfen, die Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) angestoßen hat.

Ein zweiter Punkt, bei dem Habeck die Politik in der Pflicht sieht, ist der Mangel an Pflegekräften. Auch wenn an der Diako rund 100 Arbeitsplätze gestrichen werden könnten: Der Pflegebereich ist davon nicht betroffen. Im Gegenteil: Es werden sogar mehr Pflegerinnen und Pfleger benötigt, damit nicht wieder Betten wegen Personalmangel gesperrt werden müssen und dadurch Einnahmen wegbrechen.

Hier nannte Habeck zwei Ansatzpunkte für die Politik: Erstens die Arbeit durch bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf attraktiver werden für Pflegekräfte, die bislang in Teilzeit oder gar nicht arbeiten. Zweitens müsse es für Geflüchtete und andere Migranten einfacher werden, im deutschen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.

Nach seinem Besuch in der Diako fuhr Habeck noch nach nebenan ins finanziell nicht ganz so angeschlagene St.-Franziskus-Krankenhaus. An Dienstag schlüpft der Wahlkreis-Abgeordnete wieder ganz in seine Rolle als Minister. Zunächst steht ein Besuch bei einem Offshore-Windradbauer in Cuxhaven auf dem Programm, dann geht es nach Stockholm, wo er seine schwedische Amtskollegin Ebba Busch trifft.

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