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Zäune am Schleswiger Schleiufer: Anwohner am Netzetrockenplatz verärgert

Zäune am Schleswiger Schleiufer: Anwohner am Netzetrockenplatz verärgert

Schleswiger Schleiufer: Zäune verärgern Anwohner

Marcel Nass/shz.de
Schleswig
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Die Anwohner Hendrik Brunckhorst und Kerstin Altemark haben für die aufgestellten Zäune an den Molen kein Verständnis.  Foto: Marcel Nass/shz.de

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Am Netzetrockenplatz herrscht Unmut. Die Stadt Schleswig hat am Schleiufer Zäune aufgestellt, die die vorher noch begehbaren Molen für die Bürger bald unzugänglich machen sollen. Die Anwohner haben dafür kein Verständnis.

Als Christian Seifert am Dienstag einen Blick aus dem Fenster warf, wollte er seinen Augen kaum trauen. Am Schleiufer stellten Bauarbeiter an den beiden begehbaren Molen an der Badestelle am Netzetrockenplatz zwei robuste Zäune auf, die die Molen zum Teil umrahmen und mit einem Tor gesichert sind. „Ich bin sofort hingegangen und wollte wissen, was es damit auf sich hat. Da erfuhr ich, dass die Stadt das Ganze in Auftrag gegeben hat“, so Seifert.

Anwohner ärgern sich über die neuen Zäune

Für ihn und viele Anwohner im angrenzenden Wohngebiet ist das kaum zu verstehen. „Die Molen werden von Einheimischen und auch von Gästen gern als Stege genutzt. Warum wir da jetzt nicht mehr rauf dürfen, ist für mich völlig unverständlich“, sagt Seifert. Denn: Die Tore sollen künftig dauerhaft abgeschlossen sein, wie die Stadt Schleswig auf Nachfrage bestätigt.

Beim Aufstellen der Zäune handle es sich dabei um eine Sicherheitsmaßnahme. Laut Stadtsprecherin Jane Dittmer sei die Wassertiefe an der Badestelle zum Teil sehr gering, was wiederum eine Gefahr für Schwimmer darstellen könnte. „Durch die geringe Sichtweite könnten unachtsame oder ortsfremde Personen die Wassertiefe daher nicht abschätzen. Es könnte somit zu einer Verletzungsgefahr beim Springen ins Wasser kommen. Der Bundesgerichtshof sieht in der Vermeidung solcher Gefahren die Stadt in der Verantwortung“, so Dittmer. Unfälle hätte es an dieser Stelle bisher allem Anschein nach zwar noch nicht gegeben. Es handle sich hierbei allerdings um eine vorbeugende Maßnahme.

Hätten Warnschilder das Problem lösen können?

Anwohner wie Hendrik Brunckhorst können diese Begründung nicht nachvollziehen. Für ihn und viele andere Nachbarn hätte das Aufstellen eines Schildes zur Warnung ausgereicht. „Stattdessen stellt man hier einen teuren Zaun hin, der ja auch optisch eine Beeinträchtigung ist“, betont Brunckhorst.

Warum ein Warnschild an dieser Stelle nicht ausreicht, begründet Stadtsprecherin Dittmer so: „Gemäß eines Urteils des Bundesgerichtshofs und mehrerer Aufsätze bezüglich der Verkehrssicherungspflicht der Behörde bei öffentlichen Badestellen muss sichergestellt werden, dass von Stegen keine Gefahr durch ein Hineinspringen oder Hineinfallen bei geringer Wassertiefe besteht. Schilder werden nur teilweise und in bestimmten Konstellationen als ausreichend angesehen“, so Dittmer.

Holmer Fischer dürfen die Molen weiterhin nutzen

Diese Konstellationen scheinen nach Auffassung der Stadt aber nicht vorzuliegen. Demnach sei sogar der Rückbau der Molen eine Möglichkeit gewesen, um die Sicherheit zu gewährleisten. „Beim Netzetrockenplatz ist ein Rückbau aber nicht möglich, da diese in Rücksprache mit der Holmer Fischerszunft benötigt werden“, so Dittmer. Die Stadt hätte sich daher für ein Tor entschieden, das von den Holmer Fischern bei Bedarf aufgeschlossen werden kann.

Für die Anwohner bedeutet das allerdings, dass die Tore zu den Molen in der Regel verschlossen sein werden. Der Zutritt ist dann nicht mehr erlaubt. „Ob die Stege zu einem späteren Zeitpunkt wieder freigegeben werden, kann momentan noch nicht gesagt werden. Sollte sich die Rechtslage ändern oder Gerichte die Situation neu beurteilen, werden die Badestellen/Badegelegenheiten erneut bewertet“, sagt Dittmer.

Bei den Anwohnern sorgt das für Enttäuschung. Sie haben die Molen vor allem im Sommer gerne genutzt und dort die Abendstunden verbracht. Dazu gehört auch Kerstin Altemark, die mit dem Vorgehen der Stadt gar nicht einverstanden ist. „Uns wird ja durch den Zaun schon ein wenig die Eigenverantwortung abgesprochen. Als ob wir zu dumm wären, den Steg zu benutzen. Es ist so ein schöner Platz, der bestimmt nicht gefährlich ist“, sagt die 51-Jährige.  

Anwohner hätten sich Gespräche mit der Stadt gewünscht

Christian Seifert möchte sich mit den Begründungen der Stadt ebenfalls nicht abfinden. Er kritisiert das Vorgehen stark. „Ich verstehe auch nicht, warum nicht einfach mit den Bürgern gesprochen wurde. Das ist alles überhaupt nicht bürgernah. Zusammen hätte man in einem Gespräch sicherlich eine andere Lösung finden können, als dort diese furchtbaren Zäune aufzustellen“, so der 78-Jährige.

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Hannah Dobiaschowski
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