Umwelt und Natur

Ein Wolf in Eiderstedt? Weshalb Tierhalter in Sorge sind

Ein Wolf in Eiderstedt? Weshalb Tierhalter in Sorge sind

Ein Wolf in Eiderstedt? Weshalb Tierhalter in Sorge sind

Ilse Buchwald/shz.de
Uelvesbüll/Tetenbüll
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Will ein Wolf Eiderstedt zu seinem Revier machen? Tierhalter hoffen, dass er wieder weiterzieht. Foto: Bernd Weißbrod/shz.de

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Am Mittwoch soll ein Wolf in Eiderstedt unterwegs gewesen sein. Die große Sorge unter Tierhaltern: Er könnte die Region zu seinem Revier machen und Rinder und Schafe töten. Wie in Hollingstedt: Dort wurden kürzlich mehrere Schafe gerissen.

Jeweils vom Trecker aus wurde am Mittwochmorgen, 19. April, an zwei Stellen in Eiderstedt ein Wolf oder ein wolfsähnliches Tier beobachtet: Einmal in Uelvesbüll und dann in Tetenbüll im Bereich Sieversfleth und Wasserkoog. Das berichtet jedenfalls Olaf Dircks aus Westerhever, Mitglied der Bürgerinitiative Wolfsfreies Eiderstedt.

Ob es einer der Wölfe ist, die in der vergangenen Woche möglicherweise in Hollingstedt und im benachbarten Ostenfeld ihr Unwesen getrieben haben? Dort wurden in weniger als einer Woche zwölf Schafe gerissen, beziehungsweise einige ertranken auf der Flucht vor dem Angreifer in der Treene. Ob es ein Wolf war, wird indes noch untersucht.

Olaf Dircks, der selbst 200 Mutterschafe hält, ist höchst alarmiert. Denn der Tisch ist für einen Wolf derzeit besonders reich gedeckt: Auf Weiden und Deichen in Eiderstedt tummeln sich überall Muttertiere mit ihren Lämmern. Außerdem werden dieser Tage auch Rinder auf die Weide gebracht.

Auch Dircks wollte seine Mutterkühe rausbringen. „Aber das überlege ich mir jetzt. Wir müssen sehen, was der Wolf tut. Hoffentlich zieht er weiter und macht Eiderstedt nicht zu seinem Revier“, sagt Dircks.

Denn dann kommen schwere Zeiten auf die Tierhalter zu. Aufstallen können sie ihre Schafe nicht, dazu fehlt es an Futter und Stallkapazitäten, so Dircks. „Außerdem sind Schafe Tiere für die Weide draußen, gerade jetzt, wo das Gras nach dem Winter anfängt zu wachsen. Da wollen die nicht im Stall stehen.“

Es heißt also, wachsam sein. Er selbst werde jetzt öfter nach seinen Tieren sehen, auch am späten Abend. Und nachts? „Man schläft ja bei offenem Fenster, da werde ich schon hören, wenn es draußen Unruhe gibt.“

Wie kann man Schafe vor einem Wolf schützen?

In Wolfsschutzzäunen sieht er keine sichere Variante. Zudem übernimmt das Land die Kosten für das Material nur in einem Wolfspräventionsgebiet wie in den Kreisen Dithmarschen und Steinburg. Eiderstedt hat diesen Status noch nicht, da sich hier noch kein Wolf länger aufgehalten hat.

Es ist fünf Jahre her, dass ein Wolf auf der Halbinsel sein Unwesen trieb. Im Sommer 2018 waren etliche Schafe gerissen worden. In Nordfriesland wurden zuletzt im November im Bereich Ostenfeld mehrere Schafe von einem Wolf getötet.

„Die Netzzäune sind schwierig instandzuhalten, sie wachsen schnell ein. Außerdem können sich Hasen, Füchse und andere Tiere darin verfangen und qualvoll verenden“, so Dircks. „Und Wiesenvogel-Küken werden damit von ihren Nahrungsquellen an den Gräben ferngehalten.“ Ferner halten die Netzzäune dem Wind nicht stand.

Die Alternative ist ein Zaun mit fünf Elektro-Litzen, doch der sei sehr aufwendig aufzustellen. „Das Ministerium müsste auch die Kosten für den Aufwand für Aufbau und Unterhaltung übernehmen“, so Dircks.

Appell an andere Tierhalter

Dircks appelliert an alle Tierhalter, ihre Vierbeiner auf den Weiden nun öfter zu kontrollieren. Auch Pferde könnten durch einen Wolf in Panik geraten. „Tiere springen auf der Flucht womöglich in Gräben und ertrinken.“ Hundehalter sollten ihren Liebling für den Spaziergang anleinen. Denn, wenn er sich bedroht fühle, attackiere der Wolf auch einen Hund, so Dircks.

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