Altlasten-Sanierung

Wikingeck Schleswig: Neues Verfahren soll Zwischenlager ersetzen und viel Geld sparen

Neues Verfahren soll Zwischenlager ersetzen und viel Geld sparen

Neues Verfahren soll Zwischenlager ersetzen und Geld sparen

Stephan Schaar
Schleswig
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Wenn die Altlastensanierung des Wikingecks beginnt, soll die Sortierung des verseuchten Bodens doch nicht in einem Zwischenlager stattfinden. Foto: Stephan Schaar/shz.de

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Der Bau eines teuren Zwischenlagers für den mit Altlasten verseuchten Boden vom Wikingeck in Schleswig ist vom Tisch. Stattdessen soll ein neues Verfahren eine schnellere und günstigere Lösung ermöglichen.

Die Pläne waren schon erstellt, die Beschlüsse gefasst und eigentlich sollten die Arbeiten für die Errichtung einer Bodenzwischenlagerfläche im Nordwesten von Schleswig bald beginnen, da sie zum geplanten Start der Sanierung um Herbst 2023 parat stehen sollte. Es wurde viel diskutiert und gerungen, es ging dabei um die Routen der Lkw, den Schutz von Boden und Grundwasser unter der Lagerfläche und der Rückbau nach Abschluss der Sanierung wurde gleich mit eingeplant. Dass all dies nicht billig werden würde, war allen Beteiligten klar. Jetzt gibt es aber offenbar eine andere Lösung, die diese aufwendige Lagerfläche überflüssig machen soll.

Teures Zwischenlager für verseuchten Boden ist keine Option mehr

„Die Kosten für die Altlastensanierung des Wikingecks sind ein großes Thema. Da ist es eine sehr gute Nachricht, dass wir zumindest bei der Frage, wo und wie wir den ausgehobenen Boden auf seine Belastung überprüfen und der entsprechenden Verwertung zuführen können, eine günstigere Lösung gefunden haben, als bisher geplant“, sagt Thorsten Roos, zuständiger Fachbereichsleiter der Kreisverwaltung Schleswig-Flensburg. „Wir haben uns darauf verständigt, auf die geplante Bodenzwischenlagerfläche zu verzichten und stattdessen ein anerkanntes Verfahren vor Ort am Wikingeck anzuwenden“, so Roos.

Mit Bohrungen mehr Daten für 3D-Modell sammeln

Wie das genau funktioniert, erläutert Anette Jäger, Sachgebietsleiterin Boden und Grund der Kreisverwaltung: „Unser Gutachter und Planer hat ein alternatives Verfahren ausfindig gemacht, dass sich am Wikingeck gut anwenden lässt. Bei der sogenannten simulierten Haufwerksbeprobung wird zum einen schon im Vorfeld anhand der gesammelten Daten von Probebohrungen ein 3D-Modell entwickelt, das sehr genau darüber Auskunft gibt, wo und in welcher Tiefe welche Schadstoffe zu erwarten sind.“ Dafür sollen zusätzlich zu den bereits vorhandenen 250 Sondierungsbohrungen, den sogenannten Bodenaufschlüssen, weitere 250 Bohrungen nach einem festen Raster vorgenommen werden, so Jäger.

„Wir müssen dann entscheiden, ob der Boden der thermischen Entsorgung zugeführt wird oder ob eine Deponierung als Sondermüll die fachgerechte Entsorgungsmaßnahme ist“, sagt Jäger.

Jede einzelne Baggerschaufel wird vor Ort nochmal geprüft

Zusätzlich zu der Datenerhebung im Vorfeld werde auch jeder Aushub, also jede einzelne Baggerschaufel, noch einmal von einem Gutachter sensorisch geprüft und anhand beider Ergebnisse in den entsprechenden Container geladen. „Das sind flüssigkeitsfeste Container, die fest mit einem Deckel verschlossen werden, so dass auch beim Abtransport nichts entweichen kann“, erklärt Jäger.

Welches Verfahren beim Aushub des Bodens verwendet werde, hänge davon ab, wie tief die jeweilige Schadstoffbelastung gehe und ob es sich um eine freie Fläche oder einen Bereich in der Nähe der Wohnbebauungen handele, so die Sachgebietsleiterin. „Bei Aushüben bis zum Grundwasserbereich kommen gewöhnliche Bagger zum Einsatz. Wenn es tiefer gehen muss, gibt es zwei spezielle Tiefbauverfahren, mit denen der Boden lückenlos abgetragen werden kann“, so Jäger. Nach bisherigem Stand der Bodenproben müsse an einigen Stellen bis zu einer Tiefe von 9,5 Metern verseuchter Boden abgetragen werden.

Löcher sollen sofort mit sauberem Material aufgefüllt werden

Zum einen gebe es die Großlochbohrung, bei dem ein Rohr mit etwa zwei Metern Durchmesser im Boden versenkt und aus dem dann der Boden herausgebaggert werde. „Dabei müssten sich die Bohrungen immer überlappen, um einen lückenlosen Bodenabtrag sicherzustellen“, sagt Jäger. Beim sogenannten Wabenverfahren werden wabenförmige Stahlrohre verwendet. Diese könnten aufgrund ihrer Form ohne Lücken und Überlappung eingesetzt werden. „Diese erzeugen beim Versenken jedoch große Erschütterungen, so dass sie nur fernab von Bebauungen eingesetzt werden können“, erklärt Jäger.

Bei allen Verfahren werde direkt nach dem Aushub des kontaminierten Boden das jeweilige Loch wieder mit sauberem Material verfüllt, so Jäger. Nach den letzten Schätzungen vom Februar diesen Jahres rechnet der Kreis damit, dass mindestens 33.000 Kubikmeter Boden vom Wikingeck abgetragen werden müssen. Die genauen Kosten für diese alternative Maßnahme könnten erst nach der erfolgten Ausschreibung anhand der Angebote der Unternehmen eingeschätzt werden. „Aber es wird auf jeden Fall deutlich günstiger sein, als ein aufwendiges Zwischenlager zu bauen und auch die Zeitersparnis ist erheblich“, so Jäger.

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