Am Tag nach der Biike

Wie sich der Petritag auf Sylt seit dem 17. Jahrhundert zum Feiertag entwickelt hat

Wie sich der Petritag auf Sylt seit dem 17. Jahrhundert zum Feiertag entwickelt hat

Wie sich der Petritag auf Sylt seit dem 17. Jahrhundert zum Feiertag entwickelt hat

SHZ
Sylt
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Petritag ist der Tag der Kinder – doch fröhlichen Tanz wird es in diesem Jahr leider nicht geben. Foto: Archiv Deppe Foto: 90037

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Einst wurden am Petritag Gesetze erlassen und Streite geschlichtet. Mittlerweile steht das gemeinsame Feiern, Tanzen und Kuchenessen im Vordergrund. Autor Frank Deppe hat die Geschichte des Sylter Feiertags aufgeschrieben.

Auch wenn in diesem Jahr Biikebrennen und Petritag erneut nicht wie üblich gefeiert werden können, verlieren diese beiden Tage für die Sylter nicht an ihrer grundsätzlichen Bedeutung. Zu beiden Anlässen gibt es manche Geschichte zu erzählen – etwa die des Petritags, der am 22. Februar dem Biikebrennen folgt.

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1647: Versammlung der Ratsmänner und Vögte

Einst beschlossen die Landvögte und Ratsmänner an den Gerichtsstätten auf heiligen Hügeln neue Gesetze und Erlasse, schlichteten rechtliche Streitigkeiten. Ein Chronist berichtete: „Zur Beratung wichtiger Angelegenheiten wurden die Ratsmänner zuvor durch die Biikefeuer zusammengerufen.“ Auf Sylt fanden diese Versammlungen, an denen neben zwölf gewählten Ratsmännern auch der Landvogt sowie die Strand- und Bauernvögte teilnahmen, in Keitum statt. Allein im Jahre 1647 mussten 120 Anträge von Bürgern beschieden werden. Freilich wurden dort nicht nur bedeutsame Angelegenheiten wie die Steuerzahlung besprochen, sondern auch ganz profane Dinge wie Zwistigkeiten zwischen Nachbarn geregelt.


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So notierte der Sylter Chronist Christian Peter Hansen: „Wenn ein Sylter etwas zu klagen hatte, so wandte er sich an den Landvogt deshalb. Dieser brachte die Sache vor den Sylter Rat, welcher alsdann beim Thing nach dem überlieferten Landrecht über die Sache ein Urteil zu fällen hatte. Die meisten dieser Klagen betrafen Übertretungen und Nichtbeachtungen, doch sind auch viele Berichte über körperliche Beschädigungen und selbst mörderische Anfälle zu finden. Das Urteil des Rates lautete aber für gewöhnlich auf eine Geldbuße.“

Petritag: Zusammenkunft, Freude und Friede

Mit der Einführung der preußischen Gerichtsbarkeit entfiel ab 1867 das Abhalten eines Things. Über die Bedeutung des Petritags im 19. Jahrhundert verrät eine alte Schrift: „Kommt der Morgen des Petritages, so ist es, als ob der Kranke gesund, der Arme reich, der Traurige fröhlich und der Geizige mildtätig wird. Die lange miteinander Hadernden versöhnen sich endlich, Kontakte werden geschlossen, Käufe und Verkäufe getätigt. Allein das Saufen und Kartenspielen sind die Schattenseiten des Sylter Petritages. Das Bessere des Nationalfestes aber liegt in der Freude und dem allgemeinen Frieden. Vor allem die Armen und die Kinder freuen sich schon wochenlang vorher auf den Petritag. Die Mütter waschen, plätten und nähen die Kleider mit besonderer Sorgfalt, und die Bäcker haben Tag und Nacht vollauf zu tun.“

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Tanzen, feiern und Kuchen essen

Festlichkeiten am Petritag rückten also mehr und mehr in den Vordergrund: „Sonst hat man keine öffentlichen Lustbarkeiten als bloß am Petri-Tage, da sehr viele junge Leute sich versammeln und tanzen. An diesem Tage werden auch, einer alten Gewohnheit zufolge, sehr viele Kuchen ausgeteilt und gegessen, so dass dieser Tag für die Kinder und für die Bäcker der angenehmste ist“, berichtet eine Chronik anno 1828.

Tanz für jung und alt, das ist am Petritag noch immer gute Tradition – wenn nicht gerade Corona Regie führt. Und das Beste: Für die Kinder gibt's am 22. Februar schulfrei.

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