Junges Theater

Was zwei Studentinnen an Theater cool und zeitgemäß finden

Was zwei Studentinnen an Theater cool und zeitgemäß finden

Was zwei Studentinnen an Theater cool und zeitgemäß finden

SHZ
Flensburg
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Finja Sannowitz spielt, hier mit Lasse Wagner, im Stück „Kurt Cobain – better listen“. Foto: Eugen Heimböckel/shz.de

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Finja Sannowitz und Wienke Mohr sind angehende Lehrerinnen und erleben, wie faszinierend die Bühne auch für Kinder ist. Die Theaterbürgerstiftung fördert junges Theater seit vielen Jahren.

Theatern und Opernhäusern, die nicht gerade in hippen Großstädten stehen, eilt häufig der Ruf voraus, traditionell trockene Stoffe auf die Bühne zu bringen, für die sich vor allem ein älteres Publikum erwärmt. Dabei bieten viele Häuser mit – meist ausverkauften – Babykonzerten, Jugendstücken oder Theaterpädagogik eine Menge mehr als mancher meint.

Nicht von ungefähr widmet die Flensburger Theaterbürgerstiftung seit Jahren einen Großteil ihrer Spenden dem Kinder- und Jugendtheater am Schleswig-Holsteinischen Landestheater. Gerade erst hat Generalintendantin Ute Lemm im Neujahrskonzert einen Scheck über 10.000 Euro entgegen genommen. Der Vorstand der Stiftung, darunter der Vorsitzende Max Stark, legt Wert darauf, dass die Summe zweckgebunden für den musikalischen Nachwuchs bestimmt ist. Seit Stiftungsgründung, so Stark, belaufe sich die Förderungssumme nun auf insgesamt 92.000 Euro.

Zuletzt, so teilt Theatersprecherin Angela Möller mit, profitierten das mobile Klassenzimmerstück „Netzlos“, das Familienballett „Des Kaisers neue Kleider“ und das mobile Kindermusikstück „GOLD!“ von der Unterstützung.

Finja Sannowitz mag die Kleine Bühne am Landestheater besonders und besuchte schon als Kind mit ihren Eltern die Niederdeutsche Bühne (NDB). „Die Kinderstücke fand ich immer toll“, erinnert sich die 22-jährige Flensburgerin, die an der Europa-Universität (EUF) Sonderpädagogik und Darstellendes Spiel studiert. Diesen Studiengang gibt es erst seit Herbst 2021.

Sannowitz berichtet, dass mal ganz oben auf ihrer Wunschliste der Dinge, die sie machen wollte, Theaterspielen auf der Bühne der NDB stand. Seit 2018 übernimmt sie dort Rollen. Schon zuvor hat sie in der Flensburger Theaterschule Erfahrungen gesammelt; demnächst wird sie den Theaterjugendclub am Landestheater unterstützen.

Wertevermittlung, aber keine Gesellschaftskritik

„Bei der NDB mag ich, dass Du eine enge Beziehung zum Publikum hast“, erklärt die Studentin. Im Gegensatz zum Film, sagt sie, ist „Theater live, das ist das Geile, das ist einmalig!“

Allerdings vermisst sie die Gesellschaftskritik, wenngleich mit klassischen Stücken oft alte Werte vermittelt würden.

Känguru-Chroniken und Cobain-Projekt als Gegenbeispiele

Als Gegenbeispiel fallen ihr „Die Känguru-Chroniken“ ein, die am Landestheater vor etwas mehr als zwei Jahren im Spielplan standen. Und sie schwärmt vom dramatisch-musikalischen Projekt „Kurt Cobain – Better listen“, bei dem sie mitmacht.

Beruflich auf der Bühne sieht sich Finja Sannowitz trotzdem nicht. „Als Schauspieler arbeitest Du immer, wenn andere frei haben“, erklärt sie und, dass ihr die Sicherheit fehlen würde, die der Lehrerberuf biete.

Dass man junge Menschen mit Theater auf einer ganz anderen Ebene erreichen kann, weiß auch Wienke Mohr. Die 24-jährige Studentin ist auf der Zielgeraden ihres Masters fürs Grundschullehramt in Mathe und Musik und gerade von Flensburg nach Kiel gezogen.

Beide Studentinnen kennen die Theaterschule Flensburg, waren an einem Mehrgenerationenprojekt und einem Theaterworkshop des Heider Museums und Landestheater beteiligt. Und beide haben das Theaterpädagogische Zertifikat der EUF erworben.

Enorme Phantasie der Kinder

Während ihrer Schulzeit habe sie immer mal Theater gespielt, erzählt Wienke Mohr. An der Uni habe sie das Thema verfolgt, weil es sich mit Musik gut verbinden lasse. Manches Projekt mit Kindern musste zwar ins Digitale verlegt werden, hat aber trotzdem funktioniert. „Zu sehen, was Kinder für eine Vorstellungskraft haben“, das fasziniert Wienke Mohr ebenso wie die Begeisterung der Knirpse für die Bühne.

Trotz Herbstferien waren die Kinder beim Requisitenbasteln und Stückentwickeln beim Workshop auf der Museumsinsel Lüttenheid motiviert, erinnert sich Mohr. Und manche erfuhren Theater zum ersten Mal. Wie ernsthaft die Kids nach dem Besuch einer Vorstellung des Landestheaters die Schauspieler befragten, war für die Studentin „süß zu sehen“.

Für ihren Beruf hat Wienke Mohr eine Menge Inspiration mitgenommen, lobt mobile Theaterstücke und „Inszenierungen, die versuchen, Kinder abzuholen und deren Lebenswelt“ zu zeigen. Einen Teil zur Theaterbegeisterung tragen auch die Eltern bei, das weiß die Studentin, die immer gern mitging. Vor allem zum „Schimmelreiter“ – da habe sie eine „persönliche Verbindung, weil mein Name daherkommt.“

Finja Sannowitz möchte den Kids zeigen, „dass Theater schön ist und nicht nur still sitzen und danach Weinschorle trinken heißt“. Wichtig sei, dass Kinder sich ausprobieren können – fürs Sprechen, Körpergefühl, Selbstvertrauen, beobachtet die 22-jährige Studentin und fügt lächelnd hinzu: „Es ist halt ein cooles Fach!“

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