Wirtschaft

Was über den Käufer der Flensburger Papierfabrik bekannt ist

Was über den Käufer der Flensburger Papierfabrik bekannt ist

Was über den Käufer der Flensburger Papierfabrik bekannt ist

Ove Jensen/shz.de
Flensburg
Zuletzt aktualisiert um:
Steffen Görig: Der Unternehmer aus München hat sich auch als Rallye-Fahrer einen Namen gemacht. Foto: TU/shz.de

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Mitsubishi Hitec Paper verkauft die Flensburger Papiermühle an eine Investment-Gesellschaft aus München. Aus Sicht der Gewerkschaft IG BCE ist das ein gutes Zeichen. Es gibt aber auch Kritik an „Quantum Capital Partners“ und seinem Chef.

Kein Wunder, dass die meisten Mitarbeiter von Mitsubushi Hitec Paper den Namen des neuen Eigentümers noch nie gehört hatten: Die Firma aus München, die nun die Flensburger Papierfabrik übernehmen soll, heißt erst seit wenigen Wochen „Timber QCP“. Bis Ende 2022 war sie im Handelsregister unter dem Namen „Recycling Holding II GmbH“ gelistet. Vorher hieß sie auch schon einmal „Blitz 22-813 GmbH“.

Geschäftsführer ist Steffen Görig (53), Gründer der Investment-Gesellschaft Quantum Capital Partners (QCP), die sich darauf spezialisiert hat, Unternehmen zu kaufen, zu restrukturieren und mit Gewinn weiterzuverkaufen.

Eine „Heuschrecke“? Nein, meint Wolfgang Endling von der Gewerkschaft IG BCE. Er hatte sich stets einen „strategischen Investor“ gewünscht, also ein Unternehmen, das bereits in der Papierbranche tätig ist.

QCP besitzt eine Papierfabrik in Spanien

Dieses Kriterium sieht er bei Quantum Capital Partners erfüllt. Zum Portfolio der Investmentgesellschaft gehört Papresa SA aus Errenteria im Baskenland. Mit rund 220 Mitarbeitern ist die Fabrik von der Größe her mit dem Flensburger Werk vom Mitsubishi Hitec Papers vergleichbar.

Papresa ist nach eigenen Angaben unangefochtener Marktführer für Zeitungspapier in Spanien, Portugal und Teilen Frankreichs. QCP strebt ihr nach der Übernahme eine Diversifizierung an: Papresa soll in Zukunft vermehrt Verpackungen für die E-Commerce-Branche herstellen.

Ob sich da Synergien mit dem Papierwerk in Flensburg ergeben, ist offen. Hier werden bislang vor allem Spezialpapiere, unter anderem für Veranstaltungs-Tickets, produziert.

Für Wolfgang Endling ist entscheidend, dass es nun überhaupt weitergeht, hatte die Mitsubishi-Konzernzentrale doch zunächst angekündigt, das Werk zum Jahresende 2022 zu schließen. Jetzt soll die Übertragung auf den neuen Eigentümer bis Mitte 2023 abgeschlossen sein.

Positive Reaktion auch von Robert Habeck

Auch aus der Politik kamen inzwischen die ersten positiven Reaktionen. Robert Habeck äußerte sich am Dienstag dazu zwar als Wahlkreis-Abgeordneter, rückte dabei aber auch ein Thema in den Blickpunkt, das ihn in seinem Amt als Bundeswirtschaftsminister besonders beschäftigt: Die Übernahme sei ein Zeichen dafür, dass die Papierproduktion, die ja sehr energieintensiv sei, in Deutschland eine Zukunft habe. Das sei „bedeutsam über den Standort hinaus“.

QCP-Chef Steffen Görig stand in der Vergangenheit für sein Geschäftsgebaren jedoch auch schon in der Kritik. Mehrmals sind Unternehmen, die QCP übernommen hatte, anschließend in Insolvenz gegangen. Das gilt zum Beispiel für das Eisenbahnwerk Waggonbau Niesky in Sachsen oder die Waschmittelfirma Sopronem aus dem Münsterland.

Steffen Görig hat die große Bühne auch schon außerhalb seiner eigentlichen unternehmerischen Tätigkeit gesucht. Als Auto-Rennfahrer ging er unter anderem bei 24-Stunden-Rennen von Le Mans an den Start.

Parallelen zu Lars Windhorst

Ein wenig erinnert er damit an einen anderen schillernden Investor, der sich in Flensburg engagiert: Lars Windhorst. Kurz nachdem er die Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) übernommen hatte, meldete die Werft Insolvenz an. Langfristigen Schaden erlitt die FSG dadurch indes nicht. Derzeit sind die Auftragsbücher so voll wie seit vielen Jahren nicht mehr. Windhorst reist immer wieder an die Förde und hat die FSG bislang nicht weiterverkauft.

Mehr lesen