Infrastruktur

Warum der SSW ein Überholverbot für Lkw auf der nördlichen A7 will

Warum der SSW ein Überholverbot für Lkw auf der A7 will

Warum der SSW ein Überholverbot für Lkw auf der A7 will

Henning Baethge/shz.de
Kiel
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„Elefantenrennen“ auf der A7 bei Owschlag: Der SSW will ein Überholverbot für Lkw bis zur dänischen Grenze. Foto: Staudt/shz.de

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Weil auf der A7 immer mehr Lastwagen fahren, fordert der SSW im schleswig-holsteinischen Landtag ein Überholverbot für Lkw. Was Minister Claus Ruhe Madsen und die Speditionsbranche davon halten.

Wegen des deutlich gestiegenen Lastwagenverkehrs auf der nördlichen A7 erneuert der SSW im schleswig-holsteinischen Landtag seine Forderung nach einem Überholverbot für Lkw auf dem zweispurigen Teil der Autobahn zwischen dem Bordesholmer Dreieck und der Grenze zu Dänemark. „Die häufigen Elefantenrennen, die wir nördlich der Rader Hochbrücke beobachten, hemmen nicht nur den Verkehrsfluss, sondern führen auch immer wieder zu schweren Unfällen“, begründet die SSW-Abgeordnete Sybilla Nitsch den Vorstoß.

Wie berichtet hat der Lkw-Verkehr nördlich der Rader Hochbrücke bei Rendsburg in den vergangenen Jahren stark zugenommen. So fahren etwa laut neuer Verkehrszählung des Bundes zwischen Rendsburg/Büdelsdorf und Owschlag mittlerweile täglich durchschnittlich gut 8300 Lastwagen und Busse – das sind ein Drittel mehr als noch im Jahr 2015. Insgesamt verkehren dort jeden Tag rund 42.500 Fahrzeuge.

Der Schwerverkehr hat um ein Drittel zugenommen

Ebenfalls um ein Drittel ist der Schwerverkehr zwischen Flensburg und dem Grenzübergang Ellund gewachsen. Dort fahren inzwischen täglich 6150 Lastwagen und Busse. Auch zwischen Schleswig/Jagel und Schuby hat die Zahl der Lkw zugenommen – um ein Viertel auf rund 7850. Und das bei gut 38.000 Autos jeden Tag.

Der SSW sähe es daher ebenso wie der ADAC Schleswig-Holstein am liebsten, wenn der Bund nicht nur die neue Rader Hochbrücke wie geplant sechsspurig bauen würde, sondern auch die A7 nördlich der Brücke. Da SSW-Politikerin Nitsch das aber für unrealistisch hält, weil der Norden Schleswig-Holsteins „traditionell keine Priorität im Berliner Verkehrsministerium“ habe, will sie statt dessen wenigstens ein Verbot der Elefantenrennen. „Ein Lkw-Überholverbot ist überfällig“, sagt sie.

Der SSW hofft auf den Verkehrsminister aus Dänemark

Dabei setzt Nitsch nicht zuletzt auf den neuen Kieler Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen: „Man darf hoffen, dass ein aus Dänemark stammender Landesverkehrsminister hier etwas einsichtiger ist und sich in Berlin für eine solche Lösung stark macht.“ Schließlich zeige Dänemark, wie es besser geht: „Hier sorgen zeit- und streckenbezogene LKW-Überholverbote für Sicherheit und einen fließenden Verkehr“, lobt Nitsch.

Minister Madsen sieht keinen Grund für Überholverbot

Madsen kündigt gegenüber unserer Zeitung zwar an, dass er sich die Lage auf der A7 angesichts der gestiegenen Schwerverkehrszahlen noch mal anschauen will. Doch macht er keinen Hehl aus seinen Zweifeln an einem Lkw-Überholverbot. „Es gibt nördlich von Bordesholm keine besondere Gefahrenlage, die das rechtfertigen würde“, sagt der parteilose Minister. Weder hätten überholende Lkw auffällige Unfälle verursacht, noch gebe es starke Beeinträchtigungen durch Lastwagen.

Zudem verweist Madsen darauf, dass die Straßenverkehrsordnung langwierige „Elefantenrennen“ ohnehin verbiete. Denn überholt werden darf nur, wenn das überholende Auto deutlich schneller ist. Bei Lastwagen bedeute das einen Geschwindigkeitsunterschied von mindestens zehn Stundenkilometern.

Spediteure warnen vor Stau auf der rechten Spur

Auch die Speditionsbranche hat die Forderung des SSW nach einem Überholverbot stets abgelehnt und mit dem Zeitverlust argumentiert, der drohe, wenn ein Lastwagen hinter einem deutlich langsameren fetststecke. „Jede Minute ist für uns wichtig“, hatte zuletzt der Geschäftsführer des Unternehmensverbands Logistik Schleswig-Holstein, Thomas Rackow, erklärt. Jede Verzögerung, die ein Lkw durch ein Überholverbot einfahre, wirke sich auf die Einhaltung der Lenk- und Ruhezeiten aus.

Zudem gab Rackow zu bedenken, dass sich bei einem Überholverbot alle Lastwagen am langsamsten orientieren müssten. „Dann gibt irgendwann auf der rechten Spur einen Stau.“

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