Gestrandet in Süderbrarup

Warum eine Dänin mit ihrem Hund seit Tagen im Auto haust

Warum eine Dänin mit ihrem Hund seit Tagen im Auto haust

Warum eine Dänin mit ihrem Hund seit Tagen im Auto haust

Doris Ambrosius/shz.de
Süderbrarup
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Seit einigen Tagen lebt eine Frau mit ihrem Hund in einem Auto in Süderbrarup. Foto: Doris Ambrosius/shz.de

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Ohne Pass und ohne Geld haust seit mehreren Tagen ein Frau in ihrem Auto mitten in Süderbrarup. Was dazu geführt hat und weshalb sie in den Ort gekommen ist.

In einem Facebook-Post einer Süderbraruper Gruppe macht das Frauenzimmer Kappeln auf die „Orange Days“ – auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam. Direkt darunter folgt ein öffentlicher Kommentar: „Und 2 Straßen weiter lebt eine Frau seit zirka 14 Tagen in ihrem Auto und keiner kann oder darf was machen, weil sie es nicht möchte. Aber was für Gründe sie hat, weiß auch keiner.“ Diverse Kommentare folgen.

Viele Vermutungen, großes Rätselraten

Die einen machen sich Sorgen um sie, andere meinen, „die“ sei wohl psychisch krank. Einige haben schon ihre Hilfe angeboten, andere riefen die Polizei. In einer anderen Gruppe wird sehr umfangreich über die Frau diskutiert, warum sie dort stehen könnte, ob sie suizidgefährdet sei, ob man den Hund nicht da herausholen sollte und vieles mehr, aktuell 89 Kommentare mit diversen Vermutungen und Vorschlägen. Unsere Reporterin konnte in der Nacht zu Sonntag mit der Frau sprechen, unter der Maßgabe, dass ihr Name nicht genannt wird.

Vorab: Der Frau und dem Hund geht es gesundheitlich gut, der Hund bekommt ausreichend zu essen und zu trinken und hat es warm. Und sie selbst freute sich über etwas Warmes zum Anziehen, eine Decke und ein kleines Kissen, einen warmen Tee, Schokolade und Kekse sowie Zigaretten und etwas Geld. Sie hatte auch schon Hilfe von anderen Personen bekommen und auch gerne angenommen. Doch was sind ihre Gründe, schon so lange dort auszuharren?

„Ich suche meine Mutter und meinen Bruder“, sagt sie und erklärt, dass man ihr mitgeteilt habe, sie seien verstorben. „Das kann aber nicht stimmen, denn ich habe sie gesehen“, sagt sie und berichtet, dass ihr Bruder in eine Einrichtung in Süderbrarup gegangen sei. Dort habe man sie aber abgewiesen und erklärt, ihn nicht zu kennen.

Genauso sei es ihr mit der Diakonie ergangen, in der sie ihrer Mutter wähnt, berichtet sie weiter. Ihrer Meinung nach müsste ihre Mutter aber dort sein, da sie vor Jahren dorthin gebracht worden sei. „Man teilte mir vor einiger Zeit mit, dass sie verstorben sei, nun will man ihren Namen dort gar nicht mehr kennen“, sagt sie und ist sauer über diese Aussagen.

Pass gestohlen, kein Geld und Autobatterie leer

Sie selbst ist nach eigenen Angaben in Dänemark zu Hause und habe dort eine Tochter und ein Enkelkind. Doch während ihrer Suche nach Mutter und Bruder hätten sich die Ereignisse überschlagen. „Man stahl mir meinen Pass, und bei der Sparkasse komme ich nicht an mein Konto“, erzählt sie, „obwohl ich noch 200 Euro auf meinem Konto habe.“ Sie gibt an, dass sich das am 1. Dezember ändern würde, so lange müsse sie sich gedulden.

„Dann sprang mein Auto nicht mehr an, die Batterie ist wohl im Eimer“, führt sie fort. Eine Werkstatt neben der Tankstelle habe ihr zwar Starthilfe geleistet, aber das habe leider nicht lange geholfen und sie blieb wieder stehen. Ein zweiter Überbrückungs-Hilfeversuch von einer Frau scheiterte, und so komme sie dort, wo sie derzeit steht, nicht mehr weg.

Behörden haben ein Auge auf sie

„Ein Mann vom Ordnungsamt war hier und meinte, ich solle doch besser gegenüber parken“, berichtet sie. Aber wie solle sie das anstellen?, fragt sie sich. Auch das Gesundheitsamt habe man ihr schon „auf den Hals gehetzt“, meint sie. „Die waren der Meinung, ich sei wohl psychisch krank.“

„Dann funktionierte mein Handy hier nicht“, berichtet sie weiter. „Ich bekam von zwei Personen aus Afghanistan eine Sim-Karte, mit der ich telefonieren konnte. Ich muss nur zusehen, mein Handy irgendwo aufgeladen zu bekommen.“ So habe sie zumindest ihre Tochter in Dänemark über ihre Lage informieren können. Beim Amt war sie wegen ihres Passes, müsste aber 120 Euro bezahlen, was sie erst nach dem 1. Dezember könne. Der Grund, warum sie hier bleibe, ist: „Weil ich nicht aufgebe. Ich möchte mit meiner Mutter und meinem Bruder hier in Süderbrarup zusammengeführt werden.“

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