Wettbewerb Landwirt des Jahres

Warum Christian Carstensen aus Galmsbüll zu Deutschlands Top-30-Landwirten gehört

Christian Carstensen aus Galmsbüll unter Top-30-Landwirten

Christian Carstensen aus Galmsbüll unter Top-30-Landwirten

SHZ
Galmsbüll
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Er setzt auf Nachhaltigkeit und Innovation: Christian Carstensen aus Galmsbüll gehört als Finalist des Ceres-Awards zu Deutschlands Top30-Landwirten. Foto: agrarheute Foto: 90037

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Der 30-jährige Nordfriese ist aus hunderten Bewerbern als einer der besten Landwirte Deutschlands ausgewählt worden. Durch die Teilnahme am Ceres-Award hat er zudem seinen Horizont erweitert und plant unter anderem, Schafeis anzubieten.

Herzlich, aber ein bisschen müde wirkt das Lächeln von Christian Peter Carstensen beim Hofbesuch in dieser Woche. Nicht, weil er es bei der Gala zur Preis-Verleihung zum „Landwirt des Jahres“ im Berliner Zoopalast hat krachen lassen. Dort wird er erst am Folgetag als einer von 30 Finalisten um den Sieg fiebern, doch dazu später mehr.

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Großen Grund zur Freude hatte der 30-Jährige Landwirt aus Galmsbüll schon wenige Tage vor der Preisgala: Seine Frau Conny und er sind gerade zum zweiten Mal Eltern geworden, Sohn Thore hat jetzt mit Merle ein Schwesterchen bekommen.

Wichtig: Blick über den Tellerrand

„Obwohl, eigentlich war Enno unser ersten Kind“, sagt Christian Carstensen mit Blick auf den Hofhund, der ihm immer wieder sehnsuchtsvoll um seine Beine streicht. „Er hat ein bisschen wenig Aufmerksamkeit bekommen in den vergangenen Tagen“, sagt der frischgebackene Vater und streichelt Enno nachsichtig.

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Tatsächlich hat Christian Carstensen immer viel um die Ohren, das bringt allein das Leben als Landwirt mit sich. Dass der Galmsbüller einmal in diesem Beruf arbeiten wollte, das war schon früh klar. Und dass er auch immer wieder über den eigenen Tellerrand und auch über Nordfriesland hinaus blicken möchte, auch.

Nordfriesland, Australien und zurück

So hat der ausgebildete Landwirt zum Beispiel bereits in Australien auf einer Farm gearbeitet. „Die Nordfriesen sind ja schon ruhig, aber die Australier sind noch gelassener. Mein Chef war auch in der Erntezeit total entspannt“, erinnert sich der 30-Jährige.

Inzwischen ist er auf den heimischen Hof zurückgekehrt und bewirtschaftet ihn gemeinsam mit seinem Vater Peter – nach rein ökologischem Prinzip mit eigenem Hofladen. Auch Transparenz gehört zum Konzept: Über Social Media und vor Ort mit Hofführungen gibt es Einblicke hinter die Kulissen.

Alles Bio

Die Produktpalette im Hofladen reicht von Joghurt und Käse aus Schafsmilch, hergestellt in der hofeigenen gläsernen Meierei, über Fleisch von Lamm und Rind bis hin zu Honig und saisonalen Marmeladen-Sorten. Die Erzeugnisse stammen fast ausschließlich aus garantiert biodynamischer Erzeugung in Demeter-Qualität vom eigenen Betrieb, der seit Seit 2019 als Biohof zertifiziert und gefördert wird.

Das bedeutet unter anderem: Die 180 Schafe und 70 Angusrinder bekommen Futter aus eigener Bio-Produktion. „Es ist meine Leidenschaft, das Tier von der Geburt an zu begleiten und dafür zu sorgen, dass es ein zufriedenes, ausgeglichenes Leben ohne Qualen hat”, ist Christian Carstensens Credo.

Weiterentwicklung muss sein

Nachhaltigkeit wird großgeschrieben auf dem Carstensen-Hof. „Und das wird auch in Zukunft noch wichtiger werden“, glaubt der Galmsbüller, der nebenbei auch noch als angestellter Landwirt arbeitet, sein erklärtes Zeil ist es allerdings, allein vom eigenen Betrieb laben zu können.

Die Landwirtschaft müsse sich beständig weiterentwickeln, ist die Überzeugung des Nordfriesen. Und weil er nicht nur vom eigenen Konzept überzeugt ist, sondern immer wieder auch über den Tellerrand schauen möchte, hat er sich beim Ceres-Award beworben. Vergeben wird der Preis von Agrarheute (Deutscher Landwirtschaftsverlag), der Veranstalter selbst bezeichnet den Ceres-Award als „höchste Auszeichnung in der Landwirtschaft.“

Titel: Der Schaf-Flüsterer

30 Landwirtinnen und Landwirte aus ganz Deutschland stehen in 10 Kategorien im Finale. Christian Carstensen ist neben zwei weiteren Konkurrenten als „Junglandwirt des Jahres“-Finalist nominiert worden. Aus allen Finalisten wird dann der Landwirt des Jahres gekürt. Am Ende reicht es nicht ganz für den Galmsbüller, Christoph Leiders aus Nordrhein-Westfalen gewinnt den Hauptpreis von 10.000 Euro.

„Wäre natürlich schön gewesen“, sagt Christian Carstensen. Aber er nimmt es sportlich und hatte schon vorab neidlos anerkannt: „Die Konkurrenz ist stark, da sind echt tolle Konzepte dabei.“ Und ganz ohne Titel kehrt auch er nicht nach Nordfriesland zurück: „Der Schaf-Flüsterer“ haben ihn die Verantwortlichen des Wettbewerbs getauft. „Wer genau mich so genannt hat, weiß ich gar nicht. Es stimmt aber, ich kann wirklich gut mit Tieren“, sagt der 30-Jährige.

Bock auf Schafeis

Und mit Menschen offenbar auch: Er sehe den gesamten Wettbewerb auch als Chance, mit anderen innovativen aus der Landwirtschaft in Kontakt zu kommen, gute Ideen mit nach Hause zu nehmen.

„In der Jury sitzt jemand, der sich auf die Herstellung von Eis aus Schafmilch spezialisiert hat. Mit dem möchte ich mich mal ausführlich unterhalten“, hatte der Junglandwirt bereits vorab angekündigt. „Das könnte ich mir auch sehr gut für uns in Galmsbüll vorstellen.“ Und viele Feinschmecker in Nordfriesland und anderswo sicher auch.

 

 

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