Ostholsteins Bundestagsabgeordnete

Warum Bettina Hagedorn (SPD) für eine Corona-Impfpflicht ist

Warum Bettina Hagedorn (SPD) für eine Corona-Impfpflicht ist

Warum Bettina Hagedorn (SPD) für eine Corona-Impfpflicht ist

SHZ
Eutin
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Ostholsteins Bundestagsabgeordnete Bettina Hagedorn (SPD) hält eine Impfpflicht für nötig. Foto: Oliver Berg/shz.de

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In ihrer eigenen Familie erlebte die SPD-Politikerin auf tragische Weise, wie gefährlich das Virus ist. Sie hat kein Verständnis für Impfverweigerer und spricht von einem pervertierten Freiheitsbegriff.

Das Jahr 2021 begann für Bettina Hagedorn (SPD) mit einem persönlichen Schicksalsschlag. „Mein eigener Bruder ist am 22. Januar im Alter von 69 Jahren an Corona gestorben“, berichtet Ostholsteins Bundestagsabgeordnete. Er habe sich Weihnachten angesteckt, sei am 2. Januar ins Krankenhaus gekommen. Damals gab es bekanntlich noch keinen Impfstoff.

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Sie selbst sei mittlerweile dreifach geimpft, zuerst mit Astrazeneca, danach mit Moderna und zuletzt mit Biontech. Beim umstrittenen Thema Impfpflicht hat sie sich noch nicht endgültig festgelegt, aber eine eindeutige Tendenz: „Ich bin am Ende für eine Impfpflicht, wenn alles andere nicht wirkt“, erklärt die 65-jährige, die 2021 bereits zum sechsten Mal in den Deutschen Bundestag einzog.

Eine Entscheidung des Bundestags erwarte sie nicht vor Februar. Bis dahin werde es voraussichtlich fraktionsübergreifende Anträge gegen, da in dieser Frage ja keine Fraktionsdisziplin gebe und es sich um eine reine Gewissensentscheidung jedes Abgeordneten handele. Bevor sie sich endgültig festlege, wolle sie diese Anträge kennen. Dabei gehe es beispielsweise auch um die Frage, ob die Impfpflicht erst ab 18 Jahren oder schon früher gelten solle.

Gefühl von Hilflosigkeit

Sie könne zwar nicht erkennen, dass eine Mehrheit der Abgeordneten „heiß darauf“ sei, eine Impfpflicht zu beschließen, sagt Bettina Hagedorn. Aber: „Es gibt schon eine große Verzweiflung unter Abgeordneten, auch bei mir selbst, weil man sich so hilflos fühlt, wenn die Menschen einfach nicht mit Argumenten zu überzeugen sind.“

Forderung nach Solidarität

In diesem Zusammenhang spricht sie von einem „pervertierten Freiheitsbegriff“: Der eigene Egoismus werde höher bewertet als die Unversehrtheit von Nachbarn, Freunden, Familie und vulnerabler Gruppen oder auch die Belastungen der Menschen im Gesundheitssystem. Dafür fehle ihr jedes Verständnis. „Als Gesellschaft können wir nur in eine lebenswerte Zukunft gehen, wenn wir auch Solidarität miteinander zeigen.“ Sie glaube, dass die allermeisten Menschen das so sähen.

Minderheit von Egoisten

Deshalb bewertet die Kasseedorferin den Zustand der Gesellschaft auch mit Blick auf die Corona-Proteste positiv. „Ich glaube nicht, dass die Gesellschaft wirklich gespalten ist“, sagt sie. Es gebe eine kleine Minderheit von Egoisten. Wenn sich diese Minderheit kriminalisiere, werde sie mit den Waffen eines wehrhaften Staates bekämpft, erklärt sie mit Blick auf gewalttätige Corona-Proteste. Dafür stünden Polizei und Ordnungsrecht zur Verfügung.

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