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Wahl in Rendsburg: Nora Steen ist die erste Bischöfin von Schleswig

Wahl in Rendsburg: Nora Steen ist die erste Bischöfin von Schleswig

Nora Steen ist die erste Bischöfin von Schleswig

Benjamin Lassiwe/shz.de
Schleswig
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Im dritten Wahlgang konnte Nora Steen die nötigen Stimmen für sich gewinnen. Foto: Marcus Dewanger/shz.de

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154 Mitglieder des evangelischen Kirchenparlaments, die sich aus Delegierten aus Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern zusammensetzen, trafen am Sonnabend eine historische Entscheidung.

Erstmals in der Kirchengeschichte gibt es eine Bischöfin von Schleswig: Die in der Rendsburger Christkirche tagenden 132 Mitglieder der Landessynode der evangelischen Nordkirche wählten am Sonnabend die 46-jährige theologische Leiterin de Breklumer Christian-Jensen-Kollegs, Pastorin Nora Steen, zur Nachfolgerin von Bischof Gothart Magaard, der am Reformationstag, dem 31. Oktober, aus Altersgründen aus dem Amt scheiden wird.

Steen erhielt im dritten Wahlgang 106 der benötigten 79 Stimmen. 24 Synodale enthielten sich, eine Stimme wurde als ungültig gewertet. Der Husumer Pastor Friedemann Magaard hatte seine Kandidatur nach dem zweiten Wahlgang, in dem er 53 Stimmen erhielt, zurückgezogen. Steen soll am 5. November im Dom zu Schleswig in ihr Amt eingeführt werden.

Vor den Kirchenparlamentariern aus Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern hatte sich die Theologin, die vor ihrer Tätigkeit in Husum unter anderem die deutsche Auslandsgemeinde in Lissabon leitete und Sprecherin des „Worts zum Sonntag“ war, zu einer „Kirche auf dem Weg des Wandels“ bekannt.

„Wir alle werden gebraucht: Dringend, und in unserer Gesellschaft, in diesen Krisenzeiten nötiger denn je.“ Aus ihrer Sicht sei die Kirche stets „Weggemeinschaft von Haupt- und Ehrenamtlichen“.

In ihrer Vorstellungsrede solidarisierte sich Steen mit den Predigern der Abschlusgottesdienste des Deutschen Evangelischen Kirchentags in Nürnberg, die im Internet massive rassistische und homphobe Shitstorms erleben mussten. Einer der Prediger, der ostfriesische Pastor Quinton Ceasar, hatte die mangelnde Beteiligung von People of Colour am kirchlichen Leben in Deutschland beklagt und erklärt, dass auch Gott queer sei.

Steen betonte in Rendsburg, ihr seien „Schutzräume“ in der Kirche wichtig. „Ich wünsche mir unsere Gemeinschaft als Raum des Vertrauens, der uns stärkt, der uns Kraft gibt und uns Unterschiede aushalten lässt, weil viel vor uns liegt.“

Mitgliederschwund lässt sich nicht aufhalten

Die designierte Bischöfin bereitete die Synodalen zudem auf Veränderungen in der Kirche vor:

Der Mitgliederschwund in der evangelischen Kirche lasse sich nicht aufhalten. Bis 2030 müsse die Kirche auf 400 Pastoren verzichten. Auch unter den Pröpstinnen und Pröpsten würden viele in den Ruhestand gehen.

„Meine Generation sind die, die die Kirche über diesen Zeitraum hinaus gestalten sollen“, sagte Steen. „Und ich wünsche mir, dass wir dafür auch auf der Leitungsebene eine Stimme bekommen.“ Als Bischöfin wolle sie auch gegen Widerstände unangenehme Themen ansprechen. „Wir werden neue Gesprächsräume eröffnen, wenn wir uns trauen, kantiger in die Öffentlicheit zu gehen.“ Zudem trete sie ein für eine „gute gelebte Spiritualität: Eine geistliche Erdung ist wichtig, sonst verlieren wir schnell unseren Kern.“

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