Im Internet kursiert ein Video eines Polizeieinsatzes Ende März in St. Peter-Ording, das für Aufregung sorgt. Es zeigt das Geschehen, das sich auf dem Parkplatz des Restaurants Buongiorno nach einer Verkehrskontrolle zwischen Garding und St. Peter-Ording abspielte. Zu sehen ist unter anderem, wie zwei Polizeibeamte Angelo Nuzzo, den Inhaber mehrerer Restaurants in St. Peter-Ording, zu Boden ringen. Die Polizei veröffentlichte daraufhin eine Pressemitteilung, in der erklärt wurde, dass das betreffende Video und der Einsatz ausgewertet würden.

„Dabei wird der gesamte Einsatz vom Beginn und Verlauf der Kontrolle bis zum Einsatzende, einschließlich der Handlungen der von den polizeilichen Maßnahmen betroffenen Personen als auch die Rechtmäßigkeit des Handelns der Polizei, überprüft“, heißt es dort. Die Polizei rate dringend davon ab, das Video weiter zu veröffentlichen, zu teilen oder die persönlichen Daten der beteiligten Polizeibeamten zu veröffentlichen. Zum eigentlichen Geschehen informiert die Polizei unter Verweis auf die Rechte der Betroffenen nicht weiter.

Das Video, das shz.de vorliegt, beginnt bereits mitten in der Auseinandersetzung. Nuzzo steht an seinem Auto, zwei Polizeibeamte direkt vor ihm. Es kommt zum Wortwechsel und zu Handgreiflichkeiten. Die Beamten verlangen zunächst, dass sich Nuzzo in den Wagen setzt. Weil Nuzzos Frau, die das Video aufnimmt, während der Aufnahme um das Auto herumgeht, ist die Sicht immer wieder durch den Wagen blockiert. Das Gerangel setzt sich im Wagen fort.

In einer späteren Sequenz liegt Nuzzo am Boden neben der Beifahrertür. Ein Beamter kniet auf ihm, nimmt ihn in den Schwitzkasten, schafft es aber offensichtlich nicht, ihn richtig zu fixieren. Nuzzo schreit, dass er nicht mehr atmen könne. Zwischenzeitlich sind weitere Polizisten angekommen. Drei Beamte sitzen nun auf Nuzzo und fixieren ihn auf dem Boden. Der wird ruhiger. Seine Frau filmt weiter. Eine Beamtin ruft: „Nimm ihr das scheiß Handy weg.“

War das Vorgehen der Polizei gerechtfertigt?

Shz.de konnte mit Nuzzo sprechen. Wie die Polizei sagt er, dass die Geschichte mit der Verkehrskontrolle beginnt. Er sei angehalten worden, bei der Kontrolle habe ihn der Beamte darauf aufmerksam gemacht, dass sein Sohn einen Kindersitz benötige. „Ihr Kind darf nicht weiterfahren“, soll der Beamte gesagt haben. Nuzzo habe sein fünfjähriges Kind nicht in der Kälte stehen lassen wollen. Da sei er einfach losgefahren. Das rechtfertige aber nicht, was danach passiert sei, so Nuzzo.

Die Pressesprecherin der Polizeidirektion Flensburg, Sandra Otte, bestätigt, dass es sich um eine Verkehrskontrolle gehandelt habe, der sich Nuzzo entzogen habe.

Ob das Vorgehen der Beamten in St. Peter-Ording gerechtfertigt war, wollte shz.de weiter wissen. Otte antwortet mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen, dass sie auf Details zum jetzigen Zeitpunkt nicht eingehen könne – auch bezüglich der Frage, ob es rechtens war, Nuzzos Frau zur Beendigung der Videoaufnahme aufzufordern. Sollten sich Hinweise auf mögliches Fehlverhalten der eingesetzten Polizeibeamten ergeben, so Otte weiter, werde diesen konsequent nachgegangen.

Grundsätzlich sagt sie: „Die Polizei befindet sich in einem ständigen Spannungsfeld, wenn Zwangsmaßnahmen durchgeführt werden, und muss dem gesetzlichen Auftrag, Straftaten und Ordnungswidrigkeiten zu verfolgen, nachkommen. Dabei kann es erforderlich sein, [...] einen Widerstand mit körperlicher Gewalt zu überwinden.“