Kappeln

Über private Terrasse: Wie sich Spaziergänger den Weg zur Schlei bahnen

Über private Terrasse: Wie sich Spaziergänger den Weg zur Schlei bahnen

Wie sich Spaziergänger den Weg zur Schlei bahnen

Doris Smit/shz.de
Kappeln
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Von ihrem Haus hat Friederike Engel einen Traumblick und Zugang zur Schlei. Foto: Smit/shz.de

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Kappeln ist beliebt. Immer mehr Urlauber fahren an die Schlei. Bauprojekte wie die Schleiterrassen ziehen ebenfalls großes Interesse auf sich und viele Menschen an. Für die Anwohner hat das im Einzelfall auch mal besonders negative Auswirkungen – wie im Fall der Familie Engel.

Friederike Engel blickt von ihrem Wohnzimmer über das große Grundstück auf die Schlei. Ein Traumblick, und das weiß sie auch. „Schön oder? Und dabei war es Zufall, dass wir beim Kaufmann in der Querstraße in Kappeln auf den kleinen unscheinbaren Zettel gestoßen sind, auf dem stand: Schleigrundstück zu verkaufen“, berichtet sie, als wenn sie es heute noch nicht fassen kann, dass sie und ihr Mann vor mehr als 50 Jahren so viel Glück hatten.

Oft unangemeldete Besucher

Was dieses tolle Grundstück aber von Anfang an mit sich brachte, sind unangemeldete Besucher. „Zuerst waren es Einheimische, die vorher hier spazieren gegangen sind und gar nicht einsahen, dass es jetzt privat sein sollte“, erinnert sie sich.

Aber auch heute gibt es für die 90-Jährige, die sich noch bis vor ein paar Jahren ehrenamtlich in Kappeln engagiert hat, gar nicht so selten unliebsame Überraschungen, weil fremde Menschen plötzlich über ihren Rasen laufen oder sogar auf der Terrasse stehen. „Wir wollen zur Schlei“, heißt es dann schlicht und selbstverständlich. Ans Wasser wollen die Leute – und das offenbar auf Teufel, komm‘ und ohne Rücksicht auf Privateigentum.

„Ich bleibe ruhig und gelassen und schicke sie dann in den Wald“, sagt Friederike Engel, schmunzelt und zeigt Richtung Ellenberger Holz mit seinen öffentlichen Wegen. Lustig ist das für die Dame aber nicht wirklich. Auch von der Wasserseite hat sie schon Besuch gekommen, das Grundstück hat einen eigenen kleinen Strand, an dem gern mal Halt gemacht wird. Ihre Betreuerin Martina Ingermann-Ring, die jeden Tag bei ihr ist, schüttelt den Kopf. „Im Leben würde ich nicht auf die Idee kommen und einfach über ein fremdes Grundstück laufen“, sagt sie.

Christian J. Engel, Sohn der Seniorin, macht sich zunehmend Sorgen über einen weiteren Aspekt. Denn auch immer mehr Autofahrer verirren sich in die Sackgasse, an der das Haus steht. „Jahrzehnte war hier der dringend benötigter Hinweis auf eine fehlende Wendemöglichkeit vorhanden“, beschreibt er. „Täglich wird nun mehrmals das Grundstück meiner Mutter als Wendehammer für Fahrrad, Kfz und Lieferfahrzeuge genutzt – das stört ihr Sicherheitsempfinden erheblich“, sagt er.

Er ist sauer, weil er, nach eigener Aussage, seit November versucht dieses fehlende Ergänzungsschild über die Stadtverwaltung wiederzubekommen. Nachgefragt erklärt Martin Danger, im Amt zuständig für die Verkehrskontrolle, die lange Wartezeit. Eine Prüfung durch die zuständige Verkehrsbehörde des Kreises sei nötig gewesen, bei der turnusmäßigen Sammelbestellung sei ein Versehen unterlaufen, aber nun sei das Schild bestellt.

Schild „Keine Wendemöglichkeit“ soll Abhilfe schaffen

Zurzeit gebe es allerdings, wie in so vielen Branchen, auch hier akute Lieferschwierigkeiten, es fehle unter anderem an Aluminium, so Danger. Christian J. Engel wird also noch etwas mehr Geduld haben müssen.

Aber nicht nur der Wunsch nach mehr Privatsphäre für seine Mutter sei ihm wichtig, so Engel weiter, auch ein geregelter Verkehrsfluss, denn nicht selten werde die kleine Straße von Urlaubern und Spaziergängern zugeparkt. „Wir hatten im vergangenen Jahr dreimal den Rettungswagen bei meiner Mutter. Einmal kam er kaum durch“, erinnert er sich. Inzwischen hat die Familie das Grundstück mit einem Seil für fremde Fahrzeuge abgesperrt.

Dass das Verkehrsaufkommen in der Straße gestiegen ist, bestätigt auch Nachbar Horst Arnegger. „Ein Schild „Keine Wendemöglichkeit“ würde sicher helfen“, stimmt er zu. Und er hat auch gleich noch eine Zusatzidee, um Neugierige, aber auch verirrte Suchende aus der Ecke fernzuhalten: „Wie wäre es mit einer Landkarte, auf der Olpenitz und Schönhagen besonders deutlich eingezeichnet sind?“

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