Urlaub in der Schleiregion

Trotz oder wegen Corona? So beliebt ist das Reiseziel Schleswig 2022

Trotz oder wegen Corona? So beliebt ist das Reiseziel Schleswig 2022

Trotz oder wegen Corona? So beliebt ist das Reiseziel Schleswig 2022

SHZ
Schleswig
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Schleswig wird als Reiseziel immer beliebter. Foto: Uwe Gernhoefer Foto: 90037

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Der Urlaub im Ausland ist während der Pandemie für viele eine Utopie. Die Schleistadt verzeichnete deshalb in den letzten zwei Jahren einen regelrechten Boom an Urlaubern. Doch wie sieht es 2022 aus?

Quarantäneverordnungen und fehlende Impfungen führten zu Beginn der Corona-Krise dazu, dass ein Urlaub im Ausland kaum möglich war. Die Deutschen nutzten die Gelegenheit, das eigene Land mal mit anderen Augen zu betrachten. Auch in der Schleistadt Schleswig war der Urlaubsboom groß. Aber ist das dieses Jahr auch so? Zumindest die Betreiber von drei Schleswiger Hotels und die „Ostseefjord Schlei GmbH“ (OFS) zeigen sich optimistisch.

Die Nachfrage ab Sommer ist nicht zu stoppen

Die Beherbergungsbetriebe sind sich sogar einig: Der Sommer in Schleswig kann kommen!

Das Hotel „Waldschlösschen“ ist schon jetzt fast durchgängig ausgebucht, die Nachfrage in den Sommermonaten sei seit der Pandemie deutlich gestiegen. „Für dieses Jahr musste mehreren Reisegruppen bereits eine Absage erteilt werden, damit noch Kapazitäten für Einzelbuchungen verfügbar sind“, erzählt Hotelleiter Hans-Werner Behmer.

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Geschäftsführerin Heda Silbernagel macht sich ebenfalls keine Sorgen um den Sommer und die Saison 2022, sogar die Osterwochenenden seien in ihrem Hotel „F.RITZ“ im Friedrichsberg fast vollständig belegt. Auch Dagmar Dominke, Direktorin des Hotels „Alter Kreisbahnhof“ im Stadtzentrum, ist erneut „positiv gestimmt“.


Doch nicht nur in Hotels, auch bei der Ferienhausbuchung verlassen sich die Menschen auf kommende Lockerungen im Sommer, wie Andrea Simons von der Ostseefjord Schlei GmbH bestätigt: „Die Situation hat sich soweit normalisiert, dass wir wieder auf dem Niveau eines Vor-Corona-Jahres sind, die Zahlen sind vergleichbar mit 2019.“ Dass sich parallel dazu auch Hausboote großer Beliebtheit erfreuen, zeigen die Buchungstabellen, in denen kaum noch Termine verfügbar sind.

Hans-Werner Behmer ist der Meinung, dass auch die Werbepräsenz von Schleswig-Holstein und das Marketing der Ostseefjord Schlei GmbH maßgeblich zur steigenden Beliebtheit der Schleistadt beigetragen haben. Das Hotel „F.RITZ“ war sogar einer der ersten Teilnehmer am Projekt „Modellregion“ im letzten Frühjahr und erfreute sich an einer großen Gäste-Steigerung, Menschen aus ganz Deutschland nutzten damals die Chance, endlich mal wieder Urlaub machen zu können. Letztes Jahr habe dieser Andrang die Hotels jedoch zum Teil überrollt, erinnern sich sowohl Behmer als auch Dominke.


Wirtschaftlich sei der Sommer-Boom aber optimal gewesen, denn vorherige Verluste konnten größtenteils kompensiert werden. Teilweise kamen die Betriebe aber an ihre Bewältigungsgrenzen. „Es war einfach extrem viel, das habe ich das erste Mal in meinen 35 Jahren Berufserfahrung in diesen Ausmaßen erlebt“, so Dagmar Dominke.

Die Schlei als Urlaubsziel der Deutschen

„Immer mehr Leute wollen im Land bleiben und sich nicht in das Flughafengetümmel stürzen“, so Dominke. Viele Orte an den Küsten seien zu teuer und zu überlaufen, Schleswig habe damit gute Chancen und sei zudem gut für Tagesausflüge geeignet. „Es waren definitiv mehr Urlaubsfreudige aus dem In- statt dem Ausland da, und das ist auch dieses Jahr zu erwarten“, so die Hotel-Direktorin. „Vor allem Schleswig-Holsteiner entdecken ihre Heimat ganz neu, viele sind im Sommer mit dem Fahrrad unterwegs und nutzen Schleswig als Zwischenstopp.“

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Beliebt ist die Schleiregion als Urlaubsort auch bei Menschen aus Österreich, der Schweiz und natürlich aus Dänemark. Die größte Besuchergruppe in allen Bereichen aber bilden tatsächlich die Deutschen, viele kommen selbst aus Schleswig-Holstein, aber auch aus Bayern, Nordrhein-Westfalen oder Baden-Württemberg. Auch Jan Bohling vom Schleswiger Reisebüro „Global Sun“ kann bestätigen, dass die Nachfrage nach Reisen innerhalb Deutschlands in den letzten Jahren, auch schon vor der Pandemie, zugenommen hat. Außerdem stiegen die Möglichkeiten für ein flexibles Stornieren, was den Menschen in Corona-Zeiten ein Gefühl von Sicherheit gebe.

Vieles hat sich seit der Pandemie geändert

„Noch ist die Nachfrage verhalten, die Gäste sind in Lauerstellung“, sagt Dagmar Dominke mit Blick auf die aktuellen Zahlen für das Frühjahr. Hans-Werner Behmer vom „Wschlösschen“ ist der Meinung, dass die Omikron-Welle die Nachfrage zumindest noch bis zu den Osterferien einschränkt. Aber: „In der Vor- und Nachsaison, von November bis März, ist sowieso immer relativ wenig Betrieb.“ Dass die Nebensaison hauptsächlich durch Geschäftsreisende definiert wird und bis März dementsprechend wenig los ist, merkt auch Geschäftsführerin Heda Silbernagel vom Hotel „F.RITZ“. „Der Januar ist diesmal extrem ruhig, es ist fast 50 Prozent weniger los als vor der Pandemie. Vertreterbesuche werden auf Zoom verlagert und für Transitreisende, die hauptsächlich aus den Beneluxländern kommen, sind die Regeln für den Grenzübergang nach Dänemark oder Deutschland oft nicht vorhersehbar.“

„Wenn man sich die Buchungen in den Osterferien anschaut, ist noch Luft nach oben“, stimmt auch Andrea Simons von der Ostseefjord Schlei GmbH zu.

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Insgesamt aber zeigt sich ein Trend: Heda Silbernagel und Dagmar Dominke haben erkannt, dass die Gäste einen längeren Aufenthalt in Schleswig planen, von sieben Tagen bis zu zwei vollen Wochen sei alles dabei. Das kennen sie bereits aus dem Vorjahr, vor Corona sei dies allerdings eher selten der Fall gewesen. Vieles habe sich also durch die Pandemie verändert.

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