Wirtschaft

Trotz Förderbescheid von Robert Habeck: Großauftrag für LNG-Bunkerschiffe in Gefahr

Trotz Förderbescheid von Habeck: Großauftrag für LNG-Bunkerschiffe in Gefahr

Großauftrag für LNG-Bunkerschiffe in Gefahr

Ove Jensen/shz.de
Flensburg
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Einen Tag vor Weihnachten 2022: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck beim Ortstermin in seinem Wahlkreis. Auf dem Gelände der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft überreichte er einen Förderbescheid für den Bau von drei LNG-Bunkerschiffen. Foto: Marcus Dewanger

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Einen Tag vor Weihnachten 2022 überreichte der Bundeswirtschaftsminister auf der Flensburger Werft einen Förderbescheid über 62 Millionen Euro. Doch jetzt gibt es offenbar ein Problem.

Es läuft offensichtlich nicht alles rund bei der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG). In den vergangenen Monaten berichteten Mitarbeiter von verspäteten Gehaltszahlungen. Der für Mai geplante Stapellauf der aktuell im Bau befindlichen RoRo-Fähre für eine Reederei in Australien musste verschoben werden. Und im Juni trat Geschäftsführer Philipp Maracke zurück.

Dabei schien der FSG zu Beginn des Jahres eine rosige Zukunft bevorzustehen. Am Tag vor Heiligabend hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck persönlich auf der Werft in seiner Heimatstadt einen Förderbescheid über 62 Millionen Euro überreicht.

Bund soll bis zu 25 Prozent der Investition übernehmen

Das Geld sollte an ein Konsortium um die Reederei Nordic Hamburg gehen, die damit drei LNG-Bunkerschiffe in Flensburg bestellen sollte. Die Schiffe sollen dazu dienen, in deutschen und europäischen Seehäfen andere Schiffe zu betanken, die statt mit Schweröl mit umweltfreundlicherem LNG-Gas betrieben werden.

Ausweislich der Förderrichtlinien übernimmt der Bund bis zu 25 Prozent der Investitionen. Die 62 Millionen Euro lassen demnach auf ein Gesamtvolumen von mindestens 248 Millionen Euro schließen.

Es wäre der größte Auftrag für die Werft seit ihrer Insolvenz 2020. Die rund 300 Arbeitsplätze wären wohl auf Jahre gesichert. Zudem hätte das Unternehmen das seit langem verfolgte Ziel erreicht, sich breiter aufzustellen und die reine Spezialisierung auf den Bau von Fähren zu überwinden.

Bisher keine Vertragsunterzeichnung

Die entsprechenden Unterschriften, hieß es am Tag vor Heiligabend, seien eine reine Formalie, die noch im Frühjahr erledigt werden sollte. Doch bis heute ist nichts unterschrieben. Wackelt der Auftrag?

Von Seiten der FSG und der Tennor Holding von Investor Lars Windhorst heißt es auf Nachfrage von shz.de: „Wir befinden uns mit Nordic in Gesprächen für noch notwendige Anpassungen.“ Die Reederei hat sich bislang nicht geäußert.

Worum es konkret geht, ist aus dem Bundeswirtschaftsministerium zu erfahren. Dort hat die Wanderuper CDU-Bundestagsabgeordnete Petra Nicolaisen kürzlich nachgefragt. Demnach soll die FSG erhebliche Kostensteigerungen insbesondere beim Material geltend gemacht haben.

Nur zwei statt drei LNG-Bunkerschiffe aus Flensburg?

Für das vorgesehene Geld würde es demnach nur zwei Bunkerschiffe geben anstatt der geplanten drei. Dafür aber müsste der Förderbescheid entsprechend angepasst werden. Die Umschichtung der Fördermittel werde nun „unter Einbeziehung des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle“ geprüft, erfuhr Petra Nicolaisen von Wirtschafts-Staatssekretär Philipp Nimmermann.

Eigentlich sollten die jeweils 110 Meter langen Schiffe bereits 2025 ausgeliefert werden. Ob der Zeitplan noch eingehalten werden kann, ist offen.

Die CDU-Politikerin sieht in der Entwicklung eine schwere Schlappe für Robert Habeck: „Politisch bedeutet dies, dass der Weihnachtsmann hier ein Versprechen abgegeben hat, das er offensichtlich leider nicht halten konnte.“

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