Schleswig-Holstein

Tourismus: 2022 bestes erstes Halbjahr der Geschichte

Tourismus: 2022 bestes erstes Halbjahr der Geschichte

Tourismus: 2022 bestes erstes Halbjahr der Geschichte

Frank Jung/shz.de
Kiel
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Urlaub in Schleswig-Holstein war zwischen Januar und Juni 2022 beliebt wie nie. Foto: imago images/penofoto/shz.de

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Das Beherbergungsgewerbe in Schleswig-Holstein freut sich über ein Allzeit-Hoch: Noch nie gab es im nördlichsten Bundesland zwischen einem Januar und Juni so viele Übernachtungen wie 2022. Einziger kleiner Wermutstropfen: Das zweite Halbjahr ist für das Geschäft erfahrungsgemäß noch etwas wichtiger - aber das ist mit Ungewissheiten behaftet.

Es war der erste Auftritt von Claus Ruhe Madsen als Tourismusminister – und gleich konnte er sich als Überbringer einer historisch guten Nachricht in die Geschichtsbücher einschreiben: „Es war das beste Halbjahr jemals“, sagte Madsen über die Zeit zwischen Januar und Juni 2022. Noch nie hat Schleswig-Holstein in den ersten sechs Monaten eines Jahres so viele Übernachtungen verbucht wie diesmal mit 15,2 Millionen.

Nicht mal vor Corona gab es einen solchen Andrang

Dass es gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres 117,2 Prozent mehr sind, ist nicht verwunderlich – war da doch in den meisten Orten des Landes bis in den Mai hinein Corona-Lockdown. Doch selbst die sehr guten Werte von 2019 wurden noch um 4,4 Prozent übertroffen.

„Großartig“, rühmte Madsen – und verband dies mit einem „Dank an die Tourismusbranche, die die Visitenkarte dieses Landes ist“. Ohne Namen zu nennen, sieht der parteilose Politiker den im Vergleich der Bundesländer einzigartigen Erfolg auch als Verdienst seines Vorgängers von der FDP: „Das sind ein Stück weit auch die Früchte der touristischen Coronapolitik in Schleswig-Holstein“, urteilte Madsen. Damit meint er die bundesweit frühesten ersten Öffnungsschritte mit aufwändigen Sicherheitskonzepten.

Die Art der Unterkünfte spielt dem Norden in die Karten

Zudem habe der Höhenflug „mit der Art, wie man in Schleswig-Holstein unterkommt, zu tun“: Autarke Unterkunftsformen wie Ferienwohnungen, Ferienhäuser und Camping sind vergleichsweise stark vertreten. Sie wuchsen abermals zweistellig, während die Hotels um acht Prozent zurückgingen.

Die Geschäftsführerin der Tourismusagentur Schleswig-Holstein (Tash), Bettina Bunge, verwies obendrein auf noch überhängenden „Nachfragedruck“ durch die Beschränkungen der Corona-Zeit - und auf eine offenkundig „gute Figur Schleswig-Holsteins beim Image“.

Im Hochsommer Auslastung zwischen 80 und 95 Prozent

Bunge sprach von einem „wundervollen Trend“, zeigte sich jedoch unsicher, wie weit der durchs komplette Urlaubsjahr 2022 trägt. Erfahrungsgemäß entfallen auf das erste Halbjahr 40 Prozent des touristischen Geschäfts. Das zweite ist mit 60 also noch wichtiger. Statistische Daten für Juli und August gibt es bisher nicht. Bunge zeigte sich auf Basis von Stichproben vorsichtig optimistisch: Alles deute auf eine Auslastung der 243.000 Betten im Land zwischen 80 und 95 Prozent hin. „Auch in der Hauptsaison wollten die Menschen unbedingt in den Urlaub“, betonte Bunge. „Allerdings achten sie am Urlaubsort genau darauf, wofür sie dort Geld ausgeben.“ Das Nachsehen hätten die Gastronomie, kostenpflichtige Veranstaltungen und Tagesausflüge.

Urlauber geben dem Binnenland wenig Chancen

Trotz aller Bemühungen, das Binnenland in besonders vollen Zeiten stärker als Alternative anzupreisen, entfielen 83 Prozent aller Übernachtungen im ersten Halbjahr auf die Küsten. Vorn liegt die leichter zu erreichende Ostsee: Sie sorgte für die Hälfte aller Übernachtungen.

Für den Herbst und Winter vernimmt Bunge „eine gewisse Buchungszurückhaltung“. Die Erklärung ist eine doppelte: „Die Menschen wissen nicht, wie sich Corona entwickelt und wie ihr Portemonnaie am Jahresende aussieht.“

Das ist Madsens Ansatz gegen Over-Tourism

Mit Blick auf Überfüllungs-Tendenzen an einzelnen Orten zur Hauptsaison setzt der neue Tourismusminister auf Pragmatismus: „Nur mehr ist kein Ansatz“ – aber pauschale Grenzen des Wachstums sieht Madsen nicht. Wichtiger werde die Aufmerksamkeit dafür, wie Einheimische und Touristen miteinander umgehen. „Wenn man die Augen zumacht und nicht miteinander spricht“, könne es zu „Überlastungen“ kommen. Teil der Lösung könne auch sein, Urlauber verstärkt für das Fahrrad als Fortbewegungsmittel am Urlaubsort zu gewinnen und für die Bahn zur Anreise.

 

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