Katastrophenschutz in Nordfriesland

Sturmflut: So übt die Kreisverwaltung für den Ernstfall

Sturmflut: So übt die Kreisverwaltung für den Ernstfall

Sturmflut: So übt die Kreisverwaltung für den Ernstfall

Husumer Nachrichten
Husum
Zuletzt aktualisiert um:
Die Mole am Dagebüller Fährhafen bietet bei Sturmflut einen spektakulären Anblick. Foto: Wernicke/Imago/shz.de

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Mehrere Notfall-Szenarien hatten Landesfeuerwehrschule und Katastrophenschutz für die zweitägige Übung ausgearbeitet, die von den teils ehrenamtlichen Einsatzkräften bearbeitet wurden.

So schön die Nordsee im Sonnenschein aussieht, so gefährlich kann sie werden, wenn der Wind sie zu einer schweren Sturmflut aufpeitscht. Das ist den Menschen in Nordfriesland wohl bewusst, und sie wissen, dass sich der Blanke Hans auch durch die Deiche arbeiten kann, wie bei den besonders schweren Sturmfluten 1962 und 1976.

In einem solchen Ernstfall übernimmt der Katastrophenstab des Kreises die Koordination der Einsatzkräfte vor Ort. Doch das muss geübt werden. So wie kürzlich im Husumer Kreishaus. Fachleute der Landesfeuerwehrschule in Harrislee hatten dafür in Zusammenarbeit mit dem Katastrophenschutz Nordfriesland ein Sturmflutszenario ausgearbeitet. Es setzte sich aus etlichen lebensnahen Gefahrenlagen zusammen, auf die der Stab reagieren musste.

»Das waren zwei harte Tage, in denen wir eine Menge gelernt haben. Denn wir konnten mit vielen Menschen üben, die sich erstmals zur Mitarbeit im Stab gemeldet haben. Darüber habe ich mich sehr gefreut«, berichtet Landrat Florian Lorenzen.

So setzt sich der Krisenstab zusammen

Und diese Fachleute im Stab kümmern sich: Einer für die Organisation und für die Nachführung frischer Hilfskräfte, zwei für die aktuelle Lagekarte, je einer für die Koordination von Feuerwehr, THW, Polizei, Bundespolizei, DRK, DLRG, Bundeswehr, Rettungsdienst und dem Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein, einer für die Versorgung mit Material, einer für die Pressearbeit, einer für Social Media, einer für die technischen Kommunikationswege und einer, der die eingehenden Nachrichten auswertet und weitergibt.

Unter den neuen Kräften waren zahlreiche Ehrenamtler aus Feuerwehr, THW und DRK, aber auch Mitarbeiter des Landesbetriebes für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz, der Bundeswehr, des Klinikums NF, der Netz SH und der Kreisverwaltung.

Die Übungseinsätze im Einzelnen

Für sie alle gab es genug zu tun: Auf der Eiderbrücke bei Tönning war ein Lkw umgekippt, Flussdeiche weichten im Regen auf, Pumpen fielen aus, die Evakuierung von Pellworm musste vorbereitet werden, in Seniorenheimen fiel der Strom aus – im Minutentakt trafen Meldungen ein, die die rund 40 Übenden im Kreishaus ins Schwitzen brachten.

Sie sollten aus der Ferne die Einsatzkräfte leiten, Nachschub wie etwa Sandsäcke und Flutlichter heranschaffen, Notunterkünfte bereitstellen, ausgeruhte Kräfte organisieren, die erschöpfte Helfer ablösen konnten, und vieles mehr.

20 Prüfer überwachen den Ablauf der Übung

Wie schnell wurden die Nachrichten innerhalb des Stabes an die jeweils zuständigen Fachleute weitergereicht? Lief die Kommunikation zwischen den Stabsfunktionen reibungslos? Kamen sie inhaltlich auf die richtigen Ideen? Stimmte die Prioritätensetzung? Wurden die Kommentare berücksichtigt, die über die sozialen Medien eintrafen? Wurde die Öffentlichkeit unverzüglich über die wichtigsten Ereignisse informiert?

Diese und viele weitere Aspekte wurden fortlaufend von rund 20 Prüfern aus Hilfeleistungsorganisationen anderer Kreise überwacht, die sich bereit erklärt hatten, die Landesfeuerwehrschule bei der Übung zu unterstützen.

Lob für die Helfer, aber kein Strom

Am Ende der beiden Tage waren die Experten mit dem nordfriesischen Stab sehr zufrieden. »Trotz der vielen neuen Kräfte sind wir in kurzer Zeit zu einem guten Team zusammengewachsen, in dem alle mitdenken und sich gegenseitig informieren und unterstützen«, fasst Stabsleiter Hauke Boller die Bewertung der Prüfer zusammen.

Wenige Tage vor der Übung hatten die Kollegen aus dem Bereich Katastrophenschutz der Verwaltung die Idee, den Strom im Kreishaus abzustellen und die Internetleitung zu unterbrechen – würde dann das Chaos ausbrechen? »Zum Glück nicht. Unser Notstromaggregat ist sofort angesprungen und hat uns am kompletten zweiten Übungstag mit Energie versorgt. Und ins Internet kamen wir über Satelliten«, berichtet Landrat Lorenzen.

Verbesserungsvorschläge

Erwartungsgemäß wurde allerdings auch Verbesserungspotenzial benannt, etwa bei der IT und der Verbindung zwischen Stab und Bürgertelefon. »Daran arbeiten wir nun, um uns bestmöglich auf den Ernstfall vorzubereiten«, erklärt der Verwaltungschef. Die nächste größere Übung soll im Herbst 2023 stattfinden.

Mehr lesen