Flensburg

Sturmflut: Oberbürgermeister Fabian Geyer bittet für Fehler um Entschuldigung

Sturmflut: Oberbürgermeister Fabian Geyer bittet für Fehler um Entschuldigung

Fabian Geyer bittet für Fehler um Entschuldigung

Ove Jensen/shz.de
Flensburg
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Flensburgs Oberbürgermeister Fabian Geyer stand für seinen Umgang mit der Ostsee-Sturmflut 2023 massiv in der Kritik. Foto: SHZ

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Beim nächsten Hochwasser soll vieles besser laufen: Das war die Botschaft von Fabian Geyer, als er sich jetzt vor dem Hauptausschuss der Ratsversammlung kritischen Fragen zu seinem Krisenmanagement während der Sturmflut am 20. Oktober stellen musste.

Zerknirschtheit statt Verteidigungsmodus: Oberbürgermeister Fabian Geyer trat am Mittwoch im Hauptausschuss der Ratsversammlung deutlich anders auf als noch auf der ersten Pressekonferenz nach dem Jahrhundert-Hochwasser. Noch am Montag nach der Sturmflut hatte er davon gesprochen, sein einziger Fehler sei es gewesen, „nicht genug Bilder produziert“ zu haben, die ihn im Einsatz während des Wetterereignisses zeigten.

Nun sagte er: „Auch ich habe reflektiert über das, was man tut. Das brauchte ein paar Tage.“ Die Ratsfraktionen hatten von Geyer im Hauptausschuss einen mündlichen Bericht zu seinem Krisenmanagement eingefordert.

Doch was soll nun beim nächsten Hochwasser konkret anders werden? Die vollständige Antwort will Geyer in spätestens vier Wochen geben, wenn eine verwaltungsinterne Arbeitsgruppe, die er kurzfristig eingerichtet hat, ihre Arbeit abschlossen hat.

Telefon-Hotline und Sandsäcke

Klar ist schon jetzt: Die Krisenkommunikation soll besser werden. So wurden zum Beispiel viele Anwohner rund um die Schiffbrücke von der Stromabschaltung überrascht, weil sie nicht vorher angekündigt war. Auch gab es keine öffentlichen Informationen darüber, dass beim DRK in der Eckernförder Landstraße eine Notunterkunft eingerichtet war. Zudem soll es künftig in Krisensituationen eine Telefon-Hotline bei der Stadtverwaltung geben.

Beim Hochwasser am 20. und 21. Oktober war die Stadtverwaltung zwar im Krisenstab in der Rettungsleitstelle in Harrislee vertreten, einen eigenen Krisenstab im Rathaus gab es aber nicht. Auch das soll anders werden.

Auch beim Thema Sandsäcke gibt es Bewegung: Die Stadt Flensburg wird künftig einen Vorrat bereithalten, auf den betroffene Anlieger zurückgreifen können. In anderen Kommunen an der Ostsee ist das schon längst Praxis. Geyer machte aber ebenso wie Berufsfeuerwehr-Chef Carsten Herzog klar, dass Sandsäcke allein keinen vollständigen Hochwasserschutz gewährleisten könnten.

Ob mobile Spundwände Abhilfe schaffen können, soll nun die Arbeitsgruppe klären.

Wie hoch der materielle Schaden ist, den das Hochwasser in Flensburg angerichtet hat, ist indes noch immer unklar. Was die Kosten angeht, die auf private Eigentümer zukommen, seien da „keine seriösen Schätzungen möglich“, sagte Geyer. Die Schäden an der öffentlichen Infrastruktur beziffert er auf 14,2 Millionen Euro. Darin enthalten sind unter anderem die zerstörten Fußwege am Ostseebad und in Solitüde, mehrere zerstörte Stege, aber auch die Schäden an öffentlichen Gebäuden wie dem Schifffahrtsmuseum, das nach wie vor geschlossen ist.

SSW-Fraktionschef Martin Lorenzen, der zuletzt besonders scharfe Kritik am Oberbürgermeister geübt hatte, zeigte sich versöhnt.

Die Urlaubsreise, zu der Geyer am Morgen nach der Sturmflut aufgebrochen war und die er einen Tag später wieder abgebrochen hatte, war im Hauptausschuss nur am Rande Thema. Der Oberbürgermeister selbst äußerte sich dazu nicht. Allein Ratsherr Reinhold Majeske (Die Basis) nahm ihn in Schutz. Die Kritik sei „unmöglich“, meinte er. Stattdessen nahm er Geyers Amtsvorgänger Simon Faber (SSW) und Simone Lange (SPD) ins Visier, die „zehn Jahre Zeit“ gehabt hätten, für angemessenen Hochwasserschutz zu sorgen.

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